Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Schwester Maria? Nein, viel zu gefährlich. Vergraben im Wald? Wäre möglich, bei seinen Trüffelausflügen könnte er das Versteck unauffällig kontrollieren. Aber nicht wirklich wahrscheinlich, denn es existierten wohl wenig Wälder auf der Welt, die so regelmäßig von »Spürhunden« durchsucht wurden wie die rund um Alba. Sie würden womöglich auch ein Gewehr entdecken.
Da von Hipp nichts mehr zu hören war, fragte Viberti, ob er wieder eingeschlafen sei, dann solle er ihm das bitte unverzüglich mitteilen.
Nein, er sei hellwach, erwiderte Hipp. Er denke nur gerade nach.
Das höre er ausgesprochen gerne. Übrigens habe er vergessen, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass der Teppich gefunden sei.
»Der Teppich? Aus Rettensteins Haus?«
»Sì, sì, Dottore. Ganz in der Nähe, im Wald oberhalb seines Grundstücks, zusammengerollt und unter abgebrochenen Ästen verborgen.«
Hipp setzte sich auf. »Blutflecken?«, fragte er.
»Jawohl, wie von uns erwartet. Laut labortechnischer Untersuchung stammen sie vom verstorbenen Rettenstein.«
»Bingo.«
Aber das bringe sie nicht weiter, erklärte Viberti, bestätige nur die Theorie des Tathergangs. Außerdem konzentriere er sich für den Moment lieber auf Ildefonso, Carlo und das Jagdgewehr.
Ob sie außer in der Enoteca und in der Wohnung noch irgendwo nachgesehen hätten, fragte Hipp.
Nein, antwortete der Maresciallo, er wisse keinen anderen Ort. In Carlos Bankschließfach passe allenfalls ein Trüffelhobel.
Hipp erhob sich, ging ans Fenster und schaute in den verhangenen Himmel.
Vielleicht habe er eine Idee, sagte Hipp. Aber Viberti dürfe sich nicht zu viel davon versprechen, höchstwahrscheinlich liege er daneben, es wäre einen Versuch wert.
»Dottore, Sie sind ja wirklich wach!«, sagte Viberti erfreut.
»Wie wär’s mit einem kleinen Ausflug? Können Sie mich in einer halben Stunde im Auto bei meinem Hotel abholen?«
»Mit dem größten Vergnügen. Brauchen wir Verstärkung?«
»Nein, besser nicht. So bleibt Ihnen die Peinlichkeit erspart, wenn nichts dabei rauskommt. Aber legen Sie eine Rohrzange in den Kofferraum.«
»Rohrzange? Ich hoffe, Sie wollen mich zu keiner kriminellen Handlung anstiften?«
»Aber Maresciallo, wo denken Sie hin?«
77
A uf der Fahrt von Alba über Altavilla Richtung Neive ließ sich Hipp den Fund des Teppichs schildern. Aus dem Auto zeigte ihm Viberti den Wald, in dem Brigadiere Sebastiano auf ihn gestoßen war. Die Bäume grenzten direkt an Rettensteins Grundstück. Auf die Idee sei man nicht gekommen, dort nach dem Teppich zu suchen. Sie hätten Glück gehabt, dass Sebastiano den Wald in seiner Freizeit durchstreift habe. Zurzeit sei das Labor noch mit weiteren Analysen beschäftigt, aber er erwarte sich nicht mehr viel von diesem blutdurchtränkten Perserteppich.
Hipp lotste den Maresciallo zu der Fattoria, die er von Carlo kannte, und dort zur Hütte von Profumo. Den Einsatzwagen der Carabinieri sehend, kam eine Frau aus dem Hauptgebäude. Viberti konnte sie beruhigen, dass sein Besuch nichts mit ihrem landwirtschaftlichen Betrieb zu tun habe, sie hätten nur eine Inspektion dieser Hundehütte von Carlo Giardina durchzuführen. Es liege eine Anzeige des Tierschutzbundes vor, weil sie gegen einschlägige Bestimmungen einer artgerechten Haltung verstoße. Aber erstens sei das Unfug, und zweitens, wenn überhaupt, das Problem des Hundehalters. Nein, es sei nicht nötig, dass sie Carlo anrufe. Im Gegenteil, er untersage ihr das sogar ausdrücklich, dies würde die veterinärmedizinische Untersuchung behindern.
Die Hütte war verriegelt. Mit der Rohrzange knackte Viberti das Schloss. Das sei der große Vorteil seiner Uniform, erklärte er grinsend. Man könne den Leuten den größten Schwachsinn erzählen, sie würden es fast immer glauben. Und man könne sich ungestraft gewisse Freiheiten nehmen. Profumo, der Hipp offenbar erkannte, sprang an ihm hoch.
Er ging in die Knie und streichelte ihn. Viberti nahm eine Leine vom Haken, und sie banden den Hund außen an das Gitter des Zwingers. Eine komfortable Behausung sei das, stellte Viberti fest. Einem vorzüglichen Trüffelhund aber durchaus angemessen. Sie durchstöberten Profumos Reich, schauten unter der Dachverschalung nach, räumten eine große Kiste aus, in der Carlo Werkzeug verstaut hatte, außerdem Decken, seinen Stock für die Trüffelsuche und Hacken zum Ausgraben. Mit dem Barot klopfte Hipp den Boden ab, der aus festgestampfter Erde bestand. Profumo sah ihm
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