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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Respekt, sich dem Ziel auf direktem Weg zu nähern. Also an dem Chianti der Colline Pisane und dem Vermentino bei La Spezia vorbei, durch die Cinqueterre, über Genua, den Cortese von Gavi ignorierend, unmittelbar ins Nebbiolo*-Gebiet.

    Unter weitgehender Vermeidung von Autobahnen und Schnellstraßen, die ihm schon immer ein Greuel waren und erst recht nicht mit seiner neuen, aber gleichwohl altersschwachen Freundin Giulietta harmonierten, erreichte Hippolyt ohne jegliche Pannen die Langhe*. Er parkte den Alfa in Altavilla oberhalb von Alba in einer kleinen Ausbuchtung am Straßenrand. Kurioserweise lief der Motor eine Zeit lang weiter, obwohl er den Zündschlüssel schon abgezogen hatte. Als die Giulietta schließlich zur Ruhe kam, streichelte er ihre Motorhaube. »Braves Mädchen, brava piccola!«
    Er war sich darüber im Klaren, dass es eigentlich wenig Sinn machte, auf gut Glück Rettensteins Villa zu besuchen. Der Hausherr würde ihm nicht öffnen können. Wann war er das letzte Mal hier gewesen? Vor zwei Monaten anlässlich einer vorzüglichen Weinprobe. Das musste man Rettenstein lassen, er hatte sich immer von seiner großzügigsten Seite gezeigt.
    Hipp lief auf der Straße die wenigen Meter zum Eisentor, stellte fest, dass es nur angelehnt war, und betrat das Grundstück. Ein breiter Kiesweg führte hinauf zur Villa. Den kleinen Fiat, der neben der Garage stand, konnte er von hier nicht sehen. Die Haustür war verschlossen. Auch war kein Fenster offen. Es war still, totenstill. Hipp ging ums Haus herum, sah sich die Rosenstöcke an, die gepflegten Oleandersträucher, schlenderte zu einer Bank, setzte sich hin und dachte nach.
    Wie er den Blick über die Wiese schweifen ließ, glaubte er am Rand zwischen zwei Zypressen ein kleines Kreuz zu erkennen. Er erhob sich und ging hinüber. Tatsächlich, ein Kreuz, wie es schien ganz neu, zusammengenagelt aus zwei schmalen Holzlatten, mit einem eingebrannten Namen: Sulawesi. Davor ein kleiner frischer Erdhaufen. Sulawesi? Eine indonesische Insel? Wer oder was war hier beerdigt worden? Ein Hund? Er erinnerte sich an Rettensteins letzte E-Mail. Nein, Sulawesi war …
    »Scusi, Signore, ma che sta cercando? Questa è proprietà privata!« Die Stimme kam vom Haus und hatte einen energischen Ton. »Verlassen Sie sofort das Grundstück, oder ich hole die Polizei!«
    Hipp drehte sich um und sah, wie in einem geöffneten Fenster im ersten Stock eine Frau gestikulierte.
    »Mi dispiace«, entschuldigte er sich, »aber ich möchte Hubertus Rettenstein besuchen, ich bin ein alter Freund. Hippolyt Hermanus mein Name. Ist Hubertus da?«
    »Signor Hermanus? Io mi ricordo di lei, ich erinnere mich an Sie, wir haben uns mal kennengelernt. Sie wollen den Padrone besuchen? Dio mio, Sie wissen es also nicht? Warten Sie, ich komme herunter.« Die Haushälterin bekreuzigte sich und schloss das Fenster.
    Kurz darauf machte Maria Battardi die Eingangstür auf. Sie war bis auf rote Turnschuhe schwarz angezogen.
    »Ist was passiert?«, spielte Hipp den Unwissenden.
    Maria nickte. »Der Padrone, Signor Rettenstein, er ist tot.« Wieder bekreuzigte sie sich. »Ein tragisches Unglück, vor gut einer Woche. Gestern war die Beisetzung.«
    Hipp sah Maria betroffen an. »Hubertus tot? Ich bin erschüttert. Deshalb auch Ihre Trauerkleidung, ich verstehe.«
    Maria deutete nach unten. »Entschuldigen Sie meine Schuhe, sie sind unpassend. Aber ich trage sie immer bei der Arbeit. Die Trauerkleidung, nein, nicht wegen dem Padrone, das heißt, nicht nur wegen ihm, ich trage schon länger Schwarz. Vor einiger Zeit ist mein Mann verstorben.«
    Jetzt war Hipp tatsächlich überrascht. »Mein aufrichtiges Beileid.« Und nach einer kurzen Pause. »Darf ich fragen, wie …?«
    »Mein Mann oder der Padrone?«
    »Signor Rettenstein, Sie sagten, er ist einem Unglück zum Opfer gefallen?«
    »Sì, certo, ich selbst habe ihn gefunden, zusammen mit meinem Bruder Carlo. Er ist im Weinkeller von einem einstürzenden Regal erschlagen worden. Eine Tragödie.«
    »Hubertus Rettenstein ist tot, erschlagen von einem Regal«, murmelte Hipp. »Sie haben recht, eine Tragödie. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich reinkomme?«
    Maria zögerte. »Aber nur kurz. Ich möchte gleich gehen. Ich bin nur hier, um ein bisschen zu putzen und Ordnung zu schaffen. Sie können sich vorstellen, es war alles verdreckt, die Polizisten, Sanitäter, Journalisten, Fotografen, keiner hat sich die Schuhe abgeputzt, sie sind auf die Toilette gegangen,

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