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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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corretto in der Bar Centrale. Welche Handlungsoptionen hatte er, diesen Zustand des entspannten Rumhängens möglichst schnell wieder herbeizuführen? Den Mörder, den würde er nicht hier auf dem Sofa in Dozza finden. Er musste unverzüglich seine Mobilität wiederherstellen, sich mit Zorzi treffen, zurück ins Piemont fahren, mit Viberti reden. Er dachte an die Stimme, die Gina im Haus ihres Vaters gehört hatte. Ein Streitgespräch sei es gewesen. Und um Trüffeln sei es womöglich gegangen. Hipp erinnerte sich an die Lagerhalle von Delita in Parma. Einen großen Nebenraum hatte es dort gegeben, mit einem Schild über der Stahltür: Tesoreria, Schatzkammer. Intensiv nach Trüffeln hatte es dort gerochen. Dass die Firma zu dieser Jahreszeit intensiv mit dem Vertrieb von Trüffeln befasst war, hatte er schon vorher gewusst. Er dachte darüber nach, ob es da einen Zusammenhang geben könnte. Vielleicht hatte Rettenstein in Alba in großem Stil Trüffeln aufgekauft, die via Steinknecht und Zorzi ins Ausland vertrieben wurden? Vor diesem Hintergrund wären viele Szenarien denkbar. Rettenstein, Steinknecht …

    Eine Stunde später breitete Gina ihre Einkäufe auf dem Küchentisch aus – Carnaroli-Reis, eine Zwiebel, Knoblauch und Butter, außerdem eine Büchse mit Fleischbrühe. Salz, Pfeffer und Muskatnuss seien in der Küche. Einem köstlichen Risotto stehe also nichts im Wege.
    Hipp fächelte sich mit der Hand den Duft zu, der ihm aus Ginas Einkaufstüte entgegenstieg. »Aber kein normales Risotto, wie ich annehme.«
    »Doch, ganz normal. Jedenfalls für Italien zur Trüffelzeit. Es gibt Risotto al tartufo!«
    »Vom Feinsten«, murmelte Hipp, darüber nachdenkend, dass Gina damit unwillkürlich an seine Überlegungen angeschlossen hatte.
    Stolz zauberte Gina eine weiße Trüffel hervor, hielt sie Hipp zum Schnuppern unter die Nase und legte sie dann auf den Küchentisch.
    »Wir sollten Viberti einladen«, sagte Hipp. »Der Maresciallo ist süchtig nach Trüffeln. Er würde uns alle Sünden vergeben.«
    »Alle Sünden? Du weißt, dass Trüffeln eine aphrodisierende Wirkung zugesprochen wird. Die alten Römer haben die Trüffeln Venus geweiht, der Göttin der Liebe. Und die wunderbare Lucrezia Borgia war eine große Trüffelfreundin, vermutlich um die Leidenschaft ihrer Liebhaber zu stärken.«
    Hipp sah Gina lächelnd an. »Vielleicht haben ihr die Trüffeln einfach geschmeckt, könnte doch auch sein. Jedenfalls freue ich mich über deinen Einkauf. Unter rein lukullischen Gesichtspunkten, versteht sich.«
    »Rein lukullisch, natürlich«, wiederholte Gina.
    »Sozusagen platonisch.«

51
    Z orzi lief im Büro auf und ab. Die Dinge entwickelten sich nicht ganz so, wie er sich das vorgestellt hatte. Nun gut, das mit dem gefälschten Barolo hatte er im Griff. Die manipulierten Papiere ließen keinen Zweifel aufkommen, dass Delita von einem Lieferanten übers Ohr gehauen wurde. Ein Lieferant, dessen Firma sich kurz danach in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Ugo Zorzi kicherte. So was konnte passieren. Sollten sich die Carabinieri bei der Suche doch die Zähne ausbeißen.
    Und jetzt? Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. Zunächst war es wichtig, Michail zu beruhigen. Mit dem Russen war nicht zu spaßen. Außerdem galt es, sich diesen wichtigen Absatzmarkt zu bewahren. Michail war gefährlich.
    Und was war mit diesem Maresciallo? Der sah zwar nicht so aus, stellte aber vielleicht auch eine Gefahr dar – trotz seiner Marotte mit den gerösteten Haselnüssen und der Torrone. Jedenfalls hatte Viberti im Gespräch einige Theorien entwickelt, die einen erstaunlichen Realitätssinn bewiesen.
    Zorzi blieb am Fenster stehen, sah hinunter auf die Straße und dachte nach. Wenn man es richtig anstellte, mochte einem der Maresciallo sogar von Nutzen sein. Seine Hypothese, dass die russischen Geschäftspartner Amedèo Steinknecht wegen des gefälschten Barolos zur Rechenschaft gezogen hätten, war eine interessante Variante. Man sollte ihn ermutigen, in diese Richtung zu ermitteln. Zorzi nickte. Tatsächlich könnte es ja so gewesen sein. Ihm kam Michails Tritt gegen das Essigfass in Erinnerung. An der nötigen Aggressivität fehlte es Michail jedenfalls nicht.
    Blieb dieser Mann, den er bei Giusti in Modena kennengelernt hatte. Aus diesem Hippolyt Hermanus wurde er nicht schlau. Welche Rolle spielte er? Von Weinen schien er einiges zu verstehen. Und er war in der Halle gewesen, als man Amedèo gefunden hatte. Also könnte er

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