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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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war.
    »Ich seh dir gerne zu«, gestand er freimütig.
    »Gefalle ich dir?«, fragte sie.
    »Gefallen? Du setzt mir mit deinem Anblick ziemlich zu. Das weißt du ganz genau.«
    »Tatsächlich?« Gina hob ihre Beine, streckte sie nach vorne und spreizte sie. Hipps Blick folgte der Einladung.
    »Jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten«, sagte er.
    »Interessant«, erwiderte Gina, unter Anspannung die geöffneten Beine in der Horizontalen haltend. »Und die wären?«
    »Die Alternativen sind seit Jahrmillionen dieselben. Angriff oder Flucht, was anderes gibt es nicht.«
    Wieder kam es zu einem Vibrieren. Diesmal wurden zuerst die Oberschenkel erfasst, dann folgten die Bauchmuskeln.
    »Was hältst du von Angriff?«, fragte sie mit gepresster Stimme.
    »Der Urmensch in mir will angreifen, sofort und ohne Kompromisse.«
    »Also?«
    »Aber ich bin kein Urmensch. Oder vielleicht doch. Ich entscheide mich für die Flucht.«
    Hipp warf ihr einen Handkuss zu, bedankte sich für ihre eindrucksvolle Demonstration – und eilte aus dem Zimmer, die Tür hinter sich ins Schloss ziehend. Er wählte den direkten Weg ins Bad, drehte an der Brause das Wasser auf und hielt den Kopf unter den eiskalten Strahl. Dass er dabei noch die Brille aufhatte und auch sein Hemd völlig nass wurde, erschien ihm in dieser hormonellen Notsituation von nachrangiger Bedeutung.

    Eine Viertelstunde später stand er in der Küche und schnitt die Zwiebel. Seine Augen tränten. Er wusste nicht, ob er sich gerade besonders toll oder vollkommen idiotisch verhalten hatte. Aber je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, warum er sich für die Flucht entschieden hatte. Nein, wohl nicht nur wegen Sabrina. Er schob die Zwiebelstücke auf die Seite und öffnete die Büchse mit der Fleischbrühe. Sicher, er wollte ihr treu bleiben, aber in erotischen Extremsituationen, da konnte kein Mann für sich garantieren. Gina hatte seine primitivsten Instinkte angesprochen. Höchst erfolgreich, das musste er zugeben. Er nahm den Knoblauch, brach die einzelnen Zehen heraus und begann sie zu schälen. Ginas angespannte Bauchmuskeln, die vibrierenden Brüste … Schon beim Zusehen war er ins Schwitzen geraten. Aber genau das hatte ihn gestört. Er legte großen Wert darauf, sein Leben selbst zu bestimmen. Er wollte nicht so plump und berechenbar reagieren wie ein Laborhund des Iwan Petrowitsch Pawlow. Als ob sein Speichelreflex so einfach zu konditionieren wäre. Zugegeben, viel hatte nicht gefehlt. Die gespreizten Beine … Hipp hackte auf den Knoblauch ein. Die muskulösen Oberschenkel … Wo war die Dose mit der Fleischbrühe?
    Gina war stolz auf ihren Körper und zeigte ihn gerne her. Er griff zum Beutel mit dem Reis. Und jetzt spielte sie mit ihm. Ein gemeines Spiel. Sein Blick fiel auf die Trüffel. Er nahm sie, wog sie in der Hand und roch an ihr. Ihr Duft, so hatte er gelesen, habe aufgrund von Steroidverbindungen große Ähnlichkeit mit Sexualhormonen. Das Thema ließ ihn offenbar nicht los. Ob er Gina mit seiner Zurückweisung gekränkt hatte? Jetzt musste er lachen. Das fehlte noch, dass er sich einredete, er müsse aus therapeutischer Sicht über Gina herfallen, damit ihre Psyche keinen Schaden nähme. Eine dümmere Ausrede war ihm noch nie eingefallen.

53
    V or dem Podium und dem grün bespannten Tisch stehend, begutachtete Viberti die in kleinen Glasvitrinen ausgestellten Tartufi. Da waren einige Exponate darunter, die auch seine kritischen Augen zum Glänzen brachten. Nicht nur dieser gewaltige Tuber magnatum mit stolzen neunhundert Gramm, nein, auch die kleineren konnten sich sehen lassen. Die bevorstehende Auktion versprach ein Erfolg zu werden. Um ihn herum drängten sich Trüffelliebhaber aus aller Welt, aus London, New York, Moskau und Tokio, nicht nur Gourmets, sondern vor allem die Profis im Geschäft mit den weißen Diamanten. Das hier war zwar nicht die offizielle Asta Mondiale del Tartufo, die große Weltversteigerung im Castello di Grinzane Cavour*, aber diese Veranstaltung war kaum weniger exklusiv.
    Viberti bat Luigi, den Auktionator, ihm eine Trüffel zu zeigen, die ihn mit ihrer ungewöhnlich makellosen Form und relativ glatten Oberfläche in Verzückung versetzte. Der Maresciallo stellte fest, dass man Gleiches auch von der Hostess behaupten konnte, die gerade die Glaskugel anhob und ihn dabei charmant anlächelte.
    Mit weißen Handschuhen entnahm Luigi den Tartufo, drehte ihn behutsam zwischen den Fingern, so dass ihn Viberti von

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