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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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es gewesen sein, überlegte Zorzi, der dem Maresciallo den Tipp mit dem Barolo gegeben hatte. Könnte sein, oder auch nicht, oder doch.
    Er drehte sich um, ging zurück zum Schreibtisch, setzte sich auf seinen Designerstuhl und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Alles sehr mysteriös. Welchen Auftrag hatte dieser Mann zu Lebzeiten Rettensteins erhalten? Konnte er ihm gefährlich werden? Wie auch immer, dieser Hippolyt Hermanus war ein unberechenbarer Störfaktor. Was tun?
    Zorzi klopfte mit den Fingern auf die Schreibunterlage, schraubte den Füller auf und zu, verstellte den Winkel der Tizio-Tischleuchte. Langsam reifte in ihm eine Idee, die er mit jeder Sekunde vielversprechender fand. Er würde Signor Hermanus bei Michail anschwärzen, ihm sagen, dass er die Schuld am aufgeflogenen Schwindel mit dem Barolo trage und in ihren Geschäften herumschnüffle, dass er sich abfällig über Russen geäußert habe, dass er von Rettenstein über geheime Vereinbarungen erfahren habe. Wäre doch gelacht, wenn sich Michails Aggressionsbereitschaft nicht in vernünftige Bahnen lenken ließe. Sein russischer Freund hätte jemanden, an dem er sich abreagieren könnte, und Signor Hermanus würde in der nächsten Zeit andere Probleme haben, als die Nase in seine Geschäfte zu stecken.

52
    H ipp war nach der Würdigung der Trüffeln auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen. Eigentlich hatte er über die erforderlichen nächsten Schritte nachdenken wollen, aber ihm war nichts Vernünftiges eingefallen. Gina hatte sich mittlerweile in ihr Zimmer zurückgezogen.
    Draußen war es schon dunkel, als er aufwachte. Hipp stellte fest, dass ihn auch im Schlaf keine göttliche Eingebung ereilt hatte. Er ging zum Telefonapparat neben dem alten Sekretär und wählte Sabrinas Nummer in der Toskana.
    »Leider bin ich momentan nicht zu erreichen, aber Sie können mir eine Nachricht …«
    Er hinterließ auf der Mailbox, dass sein Handy vorübergehend ausgeschaltet sei, dass er sich aber über einen Rückruf unter der Nummer freuen würde, die er vom Telefonapparat ablas.
    Hipp streckte sich, ging in die Küche und sah, dass die Trüffel noch an Ort und Stelle lag. Das hätte man auch mit geschlossenen Augen feststellen können, so intensiv war ihr Duft.
    Zurück im Wohnzimmer, machte er den offenen Kamin an, was einige Zeit in Anspruch nahm, denn immer wieder ging das Feuer aus. Er knüllte Zeitungspapier zusammen, blies in die Glut. Obwohl er auch in der Toskana einen Kamin hatte, fehlte ihm die Routine. Aber das war nicht weiter schlimm, ihm machte das Zündeln Spaß. In den Wartezeiten, die über das Aufflackern oder Verlöschen des Feuers entschieden, konnte man wunderbar nachdenken. Normalerweise, aber auch das funktionierte heute nicht wie gewohnt. Immer wieder fiel ihm die Trüffel aus der Küche ein. Dann dachte er an Steinknecht, an Rettenstein – und an den gefälschten Wein. Auch Zorzi könnte in einem falschen Spiel, dessen Regeln er nicht kannte, eine Rolle spielen.

    Als das Feuer endlich brannte, legte er einen weiteren Scheit auf, dann ging er in den ersten Stock, um nach Gina zu sehen. Ihre Tür war angelehnt. Er klopfte. Sie forderte ihn auf hereinzukommen.
    Im nächsten Moment wusste er, dass er das besser vermieden hätte. Nun gut, er hätte sofort auf dem Absatz kehrtmachen können. Aber genau das war nicht mehr möglich. Er konnte nicht anders, er musste Gina ansehen, die im Rahmen ihres Fitnessprogramms am Dachbalken Klimmzüge machte. Was an sich noch nicht so schlimm gewesen wäre – aber Gina war nackt, völlig nackt, sie trug nicht einmal einen Slip. Sie lächelte ihn provozierend an.
    Er beobachtete, wie sie ihre Bizepsmuskeln anspannte und sich langsam am Balken nach oben zog. Seine Augen folgten den Schweißtropfen, die an ihrem Körper hinunterrannen. Oben angelangt, machte sie eine kurze Pause, dann ließ sie sich wieder nach unten sinken, dabei hörbar durch die gespitzten Lippen ausatmend.

    »Tut mir leid«, sagte sie, »aber ich zieh mich beim Training immer aus. Wie du siehst, komme ich dabei ins Schwitzen, und ich habe keine Lust, dauernd meine Klamotten zu waschen. Und nachdem wir das mit deiner Treue zu Sabrina geklärt hätten, kannst du mir gerne zusehen.«
    Erneut spannten sich ihre Oberarme, und wieder zog sie sich gemächlich nach oben. Ein Zittern ging durch ihren Körper, erfasste ihre Brüste. Hipp hatte keine Ahnung, der wievielte Klimmzug im kraftraubenden Zeitlupentempo das bereits

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