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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Tatverdächtigen weiblichen Geschlechts und von attraktivem Aussehen einen näheren Kontakt zu pflegen. Aber beneidenswerterweise sind Sie eine Privatperson. Und da man sowieso davon ausgeht, dass diese junge Dame und Sie …«

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    I n nome del Padre, del Figlio e dello Spirito santo …« Maria bekreuzigte sich. Carlo, der auf dem Friedhof von Neive neben seiner Schwester stand, reichte ihr einen kleinen Strauß mit weißen Rosen. Sie steckte die Blumen in die Vase des Loculo, des steinernen Wandgrabes von Ildefonso. Sie kniete sich hin und sprach einige Worte der Trauer. Als sie wieder aufstand, wurde sie von Carlo tröstend in die Arme genommen, sie gingen einige Meter zu einer Steinbank und setzten sich. Die Sonne schickte ihre wärmenden Strahlen durch das herbstliche Laub einer alten Kastanie. Aus der Ferne war das heisere Krähen eines Hahns zu hören.
    »Das wird ihm womöglich bald vergehen«, sagte Carlo lächelnd, um seine Schwester aufzuheitern.
    Sie wusste, worauf er anspielte. Traditionellerweise wird in Neive kurz vor Weihnachten das Kapaunfest gefeiert. Vielleicht würde auch dieser arme Hahn seine Männlichkeit opfern müssen, die dann mit dem abgeschnittenen Kamm zu einer sehr speziellen Nudelsauce verkocht wurde? Und zu Natale käme er dann als festlicher Braten auf den Tisch, mit Polenta, Steinpilzen oder Maronen.
    »Ildefonso hat sehr gerne Cappone gegessen«, erinnerte sich Maria.
    »Ich weiß. Und dazu eine Flasche Barbaresco von Bruno Giacosa getrunken.«
    »Ja, und zwar am liebsten den Gallina. Eine Henne passt gut zu einem gewesenen Hahn, pflegte er scherzend zu sagen.«
    »Ist auch kein schlechter Wein, der Gallina.«
    »Nein, ist er nicht. Carlo, sag mal«, wechselte Maria das Thema, »du warst doch mit Profumo im Wald, wo Ildefonso erschossen wurde?«
    »Ja, das war ich«, bestätigte er. »Ein unheimlicher Ort.«
    »Unheimlich? Weil Ildefonso dort gestorben ist?«
    »Wohl auch deshalb, aber nicht nur. Der Wald ist ungewöhnlich dunkel und voller seltsamer Geräusche. Fast könnte man glauben, dass an den Geschichten etwas dran wäre.«
    »An welchen Geschichten?«
    »Ich habe mich hinterher im Ort mit einigen alten Männern unterhalten. Sie haben von einer Hexe erzählt, die der Legende nach in diesem Wald lebte, von einer Fledermaus so riesig wie ein Adler, von kleinen Höhlenmonstern. Auf dem Wald, so heißt es, liege ein Fluch.«
    Maria sah ihren Bruder verstört an. »Una vecchia strega, un pipistrello così grande come un’aquila …«
    »Das ist natürlich Blödsinn. Aber unheimlich ist er trotzdem, dieser Wald.«
    »Und Profumo?«
    »Der Hund war etwas nervös. Kein Wunder, er wird sich an den Wald erinnert haben, an den Knall des Schusses und an sein lebloses Herrchen.«
    Maria schluchzte. »Ildefonso, der hier seine letzte Ruhe gefunden hat.«
    »Ich glaube, man hat früher mal diese Gruselmärchen erzählt, um fremde Trüffelsucher aus dem Wald fernzuhalten.«
    »Und? Hast du welche gefunden?«
    »Tartufi? Ja, ziemlich viele sogar, darunter einige große. Ildefonso hat schon gewusst, warum er den weiten Weg auf sich genommen hat.«
    »Er war der beste Trifolao rund um Alba«, stellte Maria fest.
    »Ja, das war er.«
    »Aber du bist doch nicht wegen der Trüffeln dorthin gefahren?«
    »Natürlich nicht. Ich wollte einen besseren Eindruck von der Gegend gewinnen. Und ich muss zugeben, es ist schon vorstellbar, dass ein Jäger in dem dunklen Wald einen Menschen mit einem Tier verwechselt, mit einem Wildschwein oder mit einem Reh. Doch, so könnte es gewesen sein. Das glauben auch die alten Männer im Ort.«
    »Wie waren sie so?«
    »Die Männer? Obwohl ich ihnen gesagt habe, dass ich aus Neive komme und Ildefonso mein Schwager war, haben sie meine Fragen recht offen beantwortet. Sie haben mich sogar in der Bar zu einem Moscato eingeladen.«
    »Männer aus Asti laden einen Trifolao aus Neive zum Wein ein?«
    »Hat mich auch überrascht. Aber ich glaube, es ist ihnen irgendwie unangenehm, dass jemand von uns bei ihnen erschossen wurde. Es gefällt ihnen nicht, dass es womöglich ein Jäger aus Asti war, dem ein solch folgenschwerer Fehler passiert ist.«
    »Und jetzt?«, fragte Maria.
    »Ich habe nächste Woche einen Termin auf der Kommandantur in Asti. Ich möchte wissen, was man unternimmt, diesen Jäger ausfindig zu machen – falls es denn einer war.«
    »Sie sollen sich anstrengen. Tritt ihnen in den parte posteriore!«
    »In den Hintern? Ja, das werde ich machen. Der Fall

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