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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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gelernt, diese blödsinnigen Dinger zu fahren …« Sie
verstummt, wendet sich kurz ab. »Entschuldigung«, sagt sie und fasst sich mit
der Hand an die Stirn, um sich zu sammeln.
    »Und Sie? Sind Sie auch mit in die Berge gegangen?«
    »Ich doch nicht. Seh ich etwa so aus? Ich bin eher so der Meer-Typ.
Nizza, St. Tropez, Biarritz, das sind meine Traumziele.«
    »Und warum sind Sie dann mit hierhergefahren? Weil Ihr Mann das
wollte?«
    »Nationalpark, hat er gesagt, frische Luft und so. Und dann war er
hier jeden Tag unterwegs, und ich hab mir eben im Hotel so meine
Bekanntschaften gesucht. Ist ja sonst nicht viel los hier. Hab ich eben
Beauty-Urlaub gemacht. Vom Pool aus, oben in der Wellness-Etage, sehen die
Berge auch gleich viel besser aus.«
    Leni zieht das vergrößerte Passfoto von Wladimir aus der Tasche.
»Kennen Sie diesen Mann?«
    Frau von Reichenberg hält das Foto auf Armeslänge von sich weg.
Lesebrille vergessen, denkt Leni.
    »Nein, wer soll das denn sein?«
    »Wladimir López, Ukrainer. Er hat sich auch in Berchtesgaden
aufgehalten.«
    »Hier im Hotel?«, fragt von Reichenbergs Witwe. »Ist mir nicht
aufgefallen.«
    »Nein, er hat im Hotel zum Türken gewohnt.«
    Von ihrer Zigarette fällt ein Zentimeter Asche in Brusthöhe auf ihr
Kleid und bleibt zwischen den Pailletten hängen.
    »Ja und, woher soll ich den kennen?«
    »Sie kennen ihn also nicht.«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Frau von Reichenberg, was hat Ihr Mann für Geschäfte gemacht in
Frankfurt?«, fragt Weidinger.
    »Import-Export«, antwortet sie.
    »Was hat er importiert und exportiert?«, fragt Weidinger.
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen. Er hat seinen Kram gemacht, und
ich mache meinen. Mein Fritz war in der Beziehung ganz konservativ. Berufliches
hat er mit seinen Partnern besprochen, nicht mit mir. Dafür hat er sich bei mir
auch nicht eingemischt.«
    »Was machen Sie beruflich?«, möchte Leni wissen.
    »Ich bin Geschäftsführerin in einer Bar. Florida-Bar, Frankfurt,
Weserstraße.«
    »Aha«, sagt Weidinger. »In Frankfurt kenn ich mich gar nicht aus.«
    »Was ist denn jetzt mit dem Mann auf dem Foto? Was hat der mit
meinem Fritz zu tun? War er ein Geschäftspartner?«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Mann Wladimir López
getötet hat«, sagt Leni.
    »Was? Wo denn? In diesem Bergwerk?«
    »Nein, auf dem Berg, genauer gesagt am Einstieg zu einer Höhle im
Berg«, sagt Weidinger.
    »Also ich versteh überhaupt nichts mehr. Haben Sie dafür Beweise?
Mein Mann soll ein Mörder sein?«
    »Es gibt Indizien, die vor Gericht ziemlich sicher zu einer
Verurteilung führen würden …«, sagt Weidinger, und Leni ergänzt: »… wenn
Ihr Mann noch am Leben wäre. Dürfen wir Sie auf Ihr Zimmer begleiten und die
Sachen Ihres Mannes durchsehen?«
    Sie folgen Mandy von Reichenberg zum Aufzug, fahren mit ihr in den
zweiten Stock und finden in von Reichenbergs Wanderrucksack ein Fahrtenmesser,
von dem sie annehmen, dass es sich um die Tatwaffe handelt. Sie finden außerdem
Wanderkarten und Prospektmaterial, einen Bildband über das Kehlsteinhaus mit
den üblichen Propagandafotos vom Obersalzberg: Hitler mit Eva Braun und dem
Schäferhund auf der Terrasse des Berghofs, das Kaminzimmer des Kehlsteinhauses
mit Mussolinis Carrara-Marmor. Der ganze Schund, der in den Andenkenläden immer
noch verkauft wird.
    Die Frankfurter Kollegen durchsuchen gleichzeitig von Reichenbergs
Frankfurter Wohnung, finden aber nirgendwo eine Spur, die nach Kiew führt, und
nirgendwo auch nur einen einzigen gefälschten Euro-Schein.

Berchtesgaden, 2. Juni 2010
    »Jetzt haben wir ein Mordopfer und einen toten Mörder. Wollen wir
zur Abwechslung mal ein paar lebende Verdächtige finden?«, schlägt Weidinger am
nächsten Tag in der Polizeidienststelle Berchtesgaden vor. »Auf die passen wir
aber jetzt gut auf, dass ihnen nichts passiert, gell?«
    »Unser ukrainisches Trio haben wir trotz unserer groß angelegten
Fax- und E-Mailaktion nicht entdeckt. Von keinem der Beherbergungsbetriebe im
Landkreis kam eine Meldung über das Trio an uns zurück. Seit sie aus dem
Interconti ausgezogen sind, wissen wir nicht, wo sie sich aufhalten«, sagt
Leni.
    »Vielleicht sind sie ja schon über alle Berge. Wenn sie irgendetwas
mit von Reichenberg und Wladimir López zu tun haben, wäre ich an ihrer Stelle
jedenfalls längst abgehauen«, sagt Lebow. »Kannst du’s nicht mal bei deinen
einheimischen Informationsquellen versuchen? Vielleicht wissen die ja was.«
    »Der

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