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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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Rossfeldhöhenstraße
gefahren. Das ist jetzt schon sehr lange her. Und weil ich jetzt schon mal hier
bin und die Maut bezahlt habe, da will ich sie einfach gern ganz durchfahren.
Ist ja eigentlich schon Feierabend.«
    »Jetzt schwindeln Sie mich aber an.«
    »Wieso?«
    »Weil Sie an der Mautstelle keinen Cent bezahlt haben, sondern der
Brandner Gaby einfach Ihren Dienstausweis unter die Nase gehalten haben.«
    »Stimmt nicht«, antwortet er. »Das war nicht die Brandner Gaby, die
da im Mauthäuschen gesessen ist, sondern vielleicht ihr Vater. Jedenfalls war
es ein älterer Herr im karierten Hemd.«
    Er lacht, und Leni kann sich gut vorstellen, wie Weidinger als junger
Mann ohne ein graues Haar und bartlos ausgesehen hat.
    »Und was haben Sie als Bub hier gemacht?«
    »Mein Onkel hat mich in seinem NSU Prinz mitgenommen. Der ist jedes Jahr einmal die Höhenstraße gefahren. Es war
so etwas wie ein Ritual.«
    »Baujahr?«
    »Mein Onkel?«
    »Der Prinz. War’s ein 4er oder schon ein 1000er?«
    »Ein 1000er. Schwarz mit weißem Dach. Baujahr 1965.«
    »Vierzylinder, mit vierzig PS . Tolles
Auto.«
    Sie fahren an der Oberen Ahornalm vorbei, und nach einer scharfen
Rechtskehre erreichen sie die Scheitelstrecke, die auf österreichischem Gebiet
liegt. Auf dem Parkplatz am Hennenköpfl bleibt Weidinger stehen.
    »Als Einheimische können Sie mir sicher die wunderbare Aussicht von
hier oben beschreiben. Für mich sind das ja alles bloß Berge.«
    »Gut, Sie haben’s nicht anders gewollt. Sagen Sie einfach Stopp,
wenn’s reicht, ja?« Leni übernimmt die Rolle der Fremdenführerin gern. »Fangen
wir im Norden an. Da unten sehen Sie von Hallein die Salzach entlang bis
hinüber nach Salzburg. Sehn S’ die weiße Burg da auf dem Felsen stehen?«
    Weidinger kneift die Augen zusammen. »Ja, ich glaub, ich seh sie.
Und was sind das für Berge da drüben, und auf dem hohen da, sind das
Gletscher?«
    »Die Bergstöcke gehören zum Salzkammergut. Osterhorngruppe,
Tennengebirge und dort, der höchste Berg, das ist der Dachstein. Auf der
deutschen Seite … hallo, da müssen Sie sich umdrehen.« Leni tippt
Weidinger auf die Schulter. »Im Nordwesten der Untersberg, dann das
Lattengebirge mit der schlafenden Hexe – sehn Sie sie? Nase, Kinn, Brust –,
dann da hinten die Reiteralpe, davor der Hochkalter und König Watzmann mit Frau
und Kindern, hier der Kehlstein und dahinter der Hohe Göll. Und genau da oben …«
    »Wo?«, fragt Weidinger.
    »Genau dort oben haben wir heute die
Leiche von diesem Ukrainer in einer bisher unbekannten Höhle gefunden.
Hundertfünfzig Meter abgestürzt ist er. Was hat er denn angestellt, der
Wladimir, dass das LKA gleich höchstpersönlich
hier aufkreuzt? Wo er doch selbst schon gar nicht mehr da ist, sondern eh schon
in München, in der Rechtsmedizin.«
    »Ein sauberes Temperament haben Sie, Kollegin. Den Knopf da an Ihrer
Bluse, den haben Sie wahrscheinlich weggesprengt vor lauter Energie? Entschuldigen
Sie, ich sprech es nur an, damit Sie sich nicht wundern, wenn ich ab und zu mit
dem Blick dran hängen bleibe. Ich weiß schon nicht mehr, wo ich hinschauen
soll.«
    Leni geht zum Auto und holt sich die Jacke aus ihrem Rucksack.
»Damit Sie nicht blind werden.«
    »Schad«, sagt Weidinger.
    »Also, was ist jetzt mit dem Wladimir?«
    »So wie ich Sie einschätze, haben Sie sich doch bestimmt schon Ihre
Gedanken darüber gemacht, wieso jetzt das LKA in
Ihren Bergen hier auftaucht.«
    »Organisierte Kriminalität? Russenmafia?«
    Weidinger nickt. »Sehr warm.«
    »Rauschgift? Menschenhandel?«
    »Kann sein, aber davon wissen wir nichts. Wovon wir wissen, ist,
dass diese Mafia immer wieder große Mengen Falschgeld ins Land bringt. Der Weg
geht von Kiew über Frankfurt am Main weiter nach Hamburg, Berlin, Köln,
München. Die Kuriere sind Ukrainer, die Drahtzieher entweder Russen oder
russische Ukrainer. Die meisten haben schon für den KGB gearbeitet, das sind top ausgebildete Leute.«
    »Und zu denen hat der Wladimir gehört?«
    Weidinger nimmt den Untersberg ins Visier, der wie ein riesiger
Tafelberg über der Salzach-Ebene aufragt. »Wladimir«, sagt er fast ehrfürchtig.
»Die Katze von Saratow.«
    »Wieso Katze?« Leni ärgert sich, dass sie ihm jedes Wort aus der
Nase ziehen muss.
    »Weil er mehr als nur ein Leben hat. Sie nennen ihn auch den ›Unsterblichen‹,
weil er alle Aufträge bisher mehr oder weniger unbeschadet überstanden hat.«
    »Und was treibt er so? Falschgeld

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