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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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weiteres Mal töten.«
    »Aber sie kann auch nichts mehr erklären. Ihr solltet prüfen, ob ihr Tod wirklich notwendig gewesen wäre«, schlug Jan vor, aber Schemering ignorierte seinen Einwand. Jan war sicher, er würde die Sache nicht weiterverfolgen, denn für ihn war einzig wichtig, dass wieder Ruhe unter den Menschen hier herrschte. Um eine Fortsetzung des Gesprächs im Keim zu ersticken, schloss er die Kerkertür auf, ließ die Schellen der Gefangenen öffnen. Hiske hatte den Wortsammler noch nicht losgelassen und ging jetzt gemeinsam mit ihm in Richtung Freiheit. Jan lächelte Hiske an, und ihr Blick hatte mehr Feuer als sämtliche Blitze, die noch immer um die Burg tobten. Die einzige angeklagte Hexe in der Herrlichkeit Gödens wurde auf freien Fuß gesetzt.
    »Ihr sollt ihn Balthasar nennen«, sagte Dudernixen noch, bevor er Hiske, Jan und den Wortsammler wegstieß und schon bald vom dunklen Kellergang verschluckt wurde.
    Ein paar Tage später.
    Es waren nur wenige Menschen zu Adeles Beerdigung gekommen. So viel Verständnis man für die Beweggründe der Frau aufbrachte, so wenig konnte man ihr den Anschlag auf Krechting, die Morde und ihr Verhalten gegenüber dem Wortsammler verzeihen. Der Junge war den Lagerbewohnern zwar nach wie vor suspekt, doch man vermied es, über ihn zu reden, zumal er wie eine Klette an der Hebamme hing und tatsächlich jeden Tag ein bisschen besser sprach. Auch seine Bewegungen waren lange nicht mehr so ungelenk wie zuvor.
    Hiske aber hatte Tränen in den Augen, vor allem, als auch Krechting mit einem Krückstock an die Grabstätte gewankt kam. »Wir hätten es ahnen müssen«, sagte er nur.
    Jan stand dicht hinter Hiske, sie spürte seinen Atem an ihrem Haar. Ihr war nicht entgangen, dass Anneke sich in den letzten Tagen recht auffällig für den jungen Arzt interessiert hatte, und so bemühte sie sich, seine vorsichtigen Annäherungsversuche zu missachten. Jan hatte viel für sie getan, aber sie war noch nicht so weit, einem Menschen so weit Vertrauen zu schenken. Jan war allerdings vielleicht der Mensch, der der Erste sein könnte. Die Zeit würde es bringen oder auch nicht. Wobei ihr bei dem Gedanken ›oder auch nicht‹ stets ein Seufzen über die Lippen glitt, was den Arzt dazu veranlasste, sie fragend anzusehen, wenn er es mitbekam.
    Garbrand hatte Hiske erzählt, dass Jan Amsterdam wegen einer Frauengeschichte verlassen hatte. Eine nicht geklärte Sache habe ihn von Holland hierhergetrieben. Bevor sie sich Jan also annähern konnte, musste er ihr zumindest andeuten, was genau mit der Frau in Amsterdam passiert war. Und zwar von allein, sie würde ihn nie fragen. Er musste so viel Vertrauen haben, ihr wirklich alles zu erzählen.
    Ursprünglich hatte Jan sofort zurück nach Emden gewollt, aber davon sprach er seit Tagen nicht mehr. Anneke hatte schon mehrfach fallen lassen, dass sie hier nichts hielt. »Eine Stadt wie Emden würde ich gern mal kennenlernen«, hatte sie gesagt. Hiske hatte Jan genau beobachtet. Er war nie unhöflich geworden, hatte aber auch nicht eindeutig Nein gesagt. Und solange er das nicht tat, würde sie ihm nicht ein Stück entgegenkommen. Die Marketenderin war zwar älter als sie, jedoch sehr schön, und sie wusste mit dem männlichen Geschlecht sicher besser umzugehen als sie. Es würde die Hebamme nicht wundern, wenn er sich für sie entscheiden würde. Das gemeinsam Erlebte hatte zwischen Jan und Anneke ein Band gesponnen, das sie noch nicht einschätzen konnte. Ob es stärker war als das, was sie selbst mit ihm erlebt hatte, wusste sie nicht. Wenn Hiske ehrlich war: Sie würde um die Nähe zum Arzt trauern, sehr sogar, denn ihr Herz schlug eine Spur zu schnell, wenn sich ihre Blicke trafen. Aber um nichts in der Welt würde sie um ihn buhlen, wie die Marketenderin es tat. Nie im Leben.
    Hiske warf einen letzten Blick auf Adeles Grab. Schemering hatte ihr die Hofstelle von Adele zugesprochen. Hier sollte sie mit dem Jungen leben und ihre Hebammentätigkeit ausüben. Sie würde ihre Chance nutzen und sich ein neues Leben in der Herrlichkeit aufbauen. Wenn erst der neue Ort entstanden war, war es wahrscheinlich, dass noch mehr Menschen ins Land kamen, und dann würde sie gebraucht. Außerdem wollte sie dem Wortsammler endlich das geben, was ihm all die Jahre gefehlt hatte. Natürlich war ihr klar, dass es in seinem Leben immer wieder Lücken geben würde, die nie mehr zu füllen waren. Doch sie wollte versuchen, ganz für ihn da zu sein. Hiske

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