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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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vorerst liegen bleibst, dich dreimal am Tag mit dem Öl einreibst und den Hopfen kaust, wird deinem Kind nichts geschehen.«
    »Wenn es zu früh kommt und stirbt, will ich, dass du es taufst.«
    Hiske wich zurück. »Du weißt, dass man es mir verboten hat.«
    »Aber du kannst es, oder?«
    Hiske nickte. »Natürlich. Wo ich herkomme, war es Pflicht.«
    »Ich weiß, warum du hier bist«, hauchte Tyde. »Du warst in Jever angeklagt. Als Toversche.« Über Tydes Gesicht glitt ein Lächeln. »Und doch bist du der heiligen Taufe mächtig.«
    Hiske sog die Luft ein. »Und genau deshalb will ich keinen Ärger mehr. Ich habe nur dieses eine … Zuhause.«
    »Alle wissen es, Hiske. Es ist kein Geheimnis. Ich möchte, dass du mein Kind taufst. Mein Mund wird verschlossen sein. Keiner wird davon erfahren, aber ich weiß, dass seine Seele bei Gott ist. Es ist mir gleich, was die Täufer sagen.«
    Hiske schwieg und packte ihre Sachen zusammen.
    Als sie die Klinke in der Hand hatte, richtete sich Tyde kurz auf. »Danke, Hebamme. Ich vertraue dir. Du bist seit Langem der einzige Mensch, von dem ich das sagen kann. Es gibt hier zu viele, die dir Böses wollen. Sei vorsichtig und pass auf dich auf!« Sie hielt noch einmal kurz inne. »Und bitte taufe mein Kind! Ich bin keine von ihnen, genau wie du!«
    Krechting riss sich den Verband vom Kopf, als Wolter in die Amtsstube trat.
    »Valkensteyn hat Rothmann nicht mitgebracht, aber dafür diesen kranken Mann, der mir wie ein katholischer Mönch anmutet«, schimpfte er, als sein Neffe sich niedergelassen hatte. »Was zum Teufel soll das alles? Kann man dem Mann wirklich trauen?«
    Wolter zog die Schultern hoch. »Ich weiß es nicht, Hinrich. Jan Valkensteyn ist ein sehr kluger Mann. Er hat unseren Verdacht sofort hinterfragt.«
    Hinrich zog die Brauen hoch. »Du meinst, dass die Hebamme oder der Junge Cornelius getötet haben sollen? Das ist ja auch lächerlich, das weißt du selbst. Warum sollten sie das getan haben?«
    Darauf erwiderte Wolter zunächst nichts. Doch dann sagte er: »Im Lager wäre wieder Ruhe, wenn wir den Täter hätten. Selbst der Deichbau ist ins Stocken geraten, weil die Arbeiter sich im Dunkeln nur noch in großen Gruppen zum Wasser wagen. Und sie hören früher auf. Dudernixen versucht es in den Griff zu bekommen, doch gegen die Angst der Arbeiter ist er machtlos.«
    »Dudernixen war früher vielleicht ein guter Deichbauer, jetzt ist er Bader, und er soll besser weiter die Wannen füllen und die Leiber mit Seife schrubben.«
    »Wir haben keinen anderen, der von Ascheburgs Aufgaben übernehmen könnte«, gab Wolter zu bedenken. »Und mit ihm ist der Schulterschluss mit den Mennoniten gewährleistet. Wenn wir dazu einen Mörder haben, den wir der Gerichtsbarkeit in Emden überstellen können, sind wir ein Stück weiter.«
    Hinrich kratzte sich am Bart. »Wir brauchen die Hebamme aber. Sie macht ihre Arbeit gut. Anneke konnte es nicht, ihr sind drei Kinder und zwei Mütter verreckt. Wenn wir einen Schuldigen brauchen, bleibt nur dieses Kind.«
    Wolter nahm einen Schluck Bier, ließ das Gesöff im Mund kreisen. Dann erhob er sich und sah auf den Burghof hinaus, in dem emsiges Treiben herrschte. Der Spielmann hatte einen Gaukler dabei, das lenkte die Menschen ab, vor allem, wenn, wie jetzt, der Klang der Schalmeien über den Hof drang.
    »Wir brauchen den wahren Mörder, Wolter. Und zwar so rasch wie möglich.«
    Der Landrichter presste die Lippen aufeinander. »Ich lasse nach dem Schattenjungen suchen. Ihn wird keiner vermissen.« Wolter drehte sich nun mit dem Rücken zum Fenster, legte die Spitzen seiner Finger gegeneinander und führte sie dann zum Mund. »Der neue Arzt könnte die Kinder holen, wenn die Hebamme …«
    Krechting sprang auf. »Ein Mann wird in meinem Lager keiner Gebärenden helfen. Das geht nicht!«
    »Wie du meinst, Hinrich. Ich lasse die Gegend nach dem Jungen durchsuchen, dann wird der Pöbel auf ihn losgehen. Die werden ihn aufknüpfen, und kein Hahn kräht danach. Hebrich werde ich sagen, dass er der Schuldige ist und sich alles beruhigt, wenn er gefasst ist, weil dann der Deichbau vorankommt. Verdammt, Hinrich, wir haben Visionen! Dieser neue Flecken am Hafen muss gebaut werden. Wir können uns nicht länger aufhalten lassen, sonst beginnen die Menschen im Burghof zu meutern.«
    Krechting schürzte nach der langen Rede seines Neffen die Lippen, sein Blick wurde traurig. »Du hast recht. Lass es geschehen!«
    Es war zu laut. Der Knabe hielt

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