Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall
zukünftig in Frieden lasst.« Er griff nach seinem Rock und drängte sich an Jan vorbei ins Freie.
Amsterdam 1535
Der Mann steht immer wieder vor der Kammer. Er sagt zu Amilia, dass er dem Mädchen zeigen will, wie ein Bader arbeitet. »Sie ist so interessiert!«
Amilia denkt sich nichts dabei und lässt das Mädchen mit dem Mann allein. Der stiert ihm auf die runden Apfelbrüste, fasst sie auch gern an, massiert sie, dabei wird sein Blick glasig. Das Mädchen macht sich steif, denn das erinnert sie an die Jungen auf dem Markt.
»Du raubst mir den Schlaf«, sagt der Bader jedes Mal.
Eines Tages ist Amilia anders, als er kommt. »Ich muss noch fort, bin aber in etwa einer Stunde zurück«, ruft Amilia von draußen. Ihre Stimme klingt dünn.
Das Mädchen will mit ihr mit, aber der Bader drückt ihr die Hand auf den Mund. Die Tür klackt. Sie ist allein mit dem Mann. Der legt es auf die Bettstatt, holt ihre Apfelbrust aus der Bluse und knöpft seine Beinkleider auf, nachdem er ihren Rock mit Schürze hochgeschoben hat. »Du wirst hübsch still sein. Das, was ich jetzt mit dir mache, wollen alle Weiber. Es kann etwas wehtun, aber du wirst dein Schandmaul halten. Und keinem davon erzählen. Tust du es doch, dann holt dich der Teufel.«
Er schnauft, und das Mädchen wendet den Kopf ab. Sein Haar duftet gut nach Seife, aber sein Atem ist fischig, hat den angenehmen, sauberen Geruch nicht angenommen. Es tut weh, aber er ist schnell fertig. Das Mädchen weint nicht. Schließt nur die Augen. Das hat sie schon erlebt. Das hat sie schon überlebt.
Das Mädchen blutet jetzt wieder, aber dieses Mal kommt es von dem großen Mann. Er steht auf, knöpft sich zu. »Denk an den Teufel. Ich komme wieder und nicht allein!«
»Es gibt den Teufel nicht!«, wagt das Mädchen zu sagen. »Amilia hat gesagt, an den Teufel glauben nur Papisten, und das sind böse Männer.«
»Es gibt ihn doch, auch wenn die Mennoniten sagen, dass es nicht so ist. Ich bin ja selbst einer, aber ich weiß, dass er unter uns lebt. Ich habe ihn schon gesehen, wenn er kleine Mädchen wie dich holt, weil sie zu viel reden. Mädchen müssen immer das tun, was der Mann ihnen sagt, hörst du? Und was bin ich?«
»Ein Mann«, flüstert das Mädchen.
»Gut so. Und wem gehorcht ein kleines Mädchen?«
»Dem Mann.«
»Sehr schön. Bis bald.«
»Wirst du mich jetzt heiraten?«
16. Kapitel
Krechting wartete auf Hebrich von Knyphausen, und die ließ sich Zeit. Als sie schließlich eintrat, lag ein ungewöhnlich milder Zug um ihren Mund. »Schon so bald zurück, Krechting? Aber wie ich hoffe, mit sehr erfreulichen Ergebnissen.«
Sie wies auf einen Stuhl, setzte sich Krechting gegenüber und ließ frisches Brot, etwas Obst und Bier hereinbringen. »Greift zu! Sicher seid Ihr von Emden, auch wenn Euer Aufenthalt nur von kurzer Dauer war, Besseres gewohnt, als Ihr in der Herrlichkeit aufgetischt bekommt.«
»Wohl wahr, Herrin. Die Herrschenden dort haben einen reichlich gedeckten Tisch, während in der Stadt selbst nicht immer alles zum Besten steht. Aber wo ist es schon so? Alles in allem deucht mir Emden sehr lebendig.«
Hebrich nickte. »Schon deshalb wünsche ich dieses Stadthaus.« Sie biss vom Weißbrot ab. »Und nun berichtet!«
Krechting fasste mit einigen Sätzen zusammen, was er in Emden erreicht hatte und dass Dr. Westerburg vorerst dort geblieben war, weil er mit a Lasco noch etliche Dinge zu besprechen hatte.
»Meines Erachtens wird er sich als Pfarrer hier endgültig niederlassen. Nirgends sonst wird er ein so hohes Ansehen genießen wie in Gödens. Ihr habt es am eigenen Leib verspürt. Es war eine gute Entscheidung, Euch Macht und Einfluss als Kirchenvorstand der reformierten Kirche und nun auch mit der Armenfürsorge zu geben. Wie ich sehe, führt Ihr Euer Amt konziliant aus.«
Es waren seit Langem mal wieder wohlwollende Worte aus Hebrichs Mund. Sollten sich schließlich doch alle Mühen gelohnt haben? So müde, wie Krechting war, hoffte er nichts sehnlicher.
Hebrich schwieg, genoss aber sichtlich die Aussicht, dass sich alles sich zum Guten wenden würde. Sie wirkte sehr entspannt. Beide kauten schweigend, als das Dienstmädchen sich in den Raum schob und knicksend vor Hebrich von Knyphausen stehen blieb. »Herrin, draußen steht ein Herr, und er dringt darauf, zu Euch vorgelassen zu werden. Er habe wichtige Erkenntnisse über den Mord an van Heek. Er sagt, er kennt den Mörder!« Die Stimme des Mädchens überschlug sich vor
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