Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
wunderschöne Frau, die ihnen wie eine Lichtgestalt erschien, nur fassungs los anblicken konnten.
„Ich hatte schon geglaubt, hier in der Wildnis sterben zu müssen", erklärte sie zwischen Lachen und Weinen. „Ich war diesem Ungeheuer völlig ausgeliefert, doch dank Eurer Hilfe bin ich jetzt in Sicherheit." Rasch sah sie zu Rory, wandte sich aber sogleich hastig wieder ab.
Sie hatte das Gefühl, sein Anblick müsse ihr das Herz zerreißen.
„Mein Vater wird jedem Einzelnen von Euch persönlich danken wollen", erklärte sie den Männern. Zum Anführer meinte sie: „Ich glaube sogar, dass die Königin Euch womöglich mit einer großzügigen Belohnung danken wird, wenn Ihr ihr den Blackhearted O'Neil in Ketten vorführt."
„Ihn in Ketten vorführen?" wiederholte der Mann unsicher. Ihm war es ganz und gar nicht geheuer, den gefährlichen Feind am Leben zu lassen. Es wäre für ihn viel einfacher ge wesen, den Iren zu töten und die Angelegenheit damit aus der Welt zu schaffen.
„Ja, selbstverständlich", bekräftigte AnnaClaire. „Die Königin wird doch den Mann sehen wollen, der für die Unruhen in Irland verantwortlich ist. Ich bin sicher, dass es viele Ehrungen geben wird für die mutigen Männer, die Rory O'Neil zur Strecke gebracht haben."
„Fesselt ihn sofort", befahl der Anführer wichtigtuerisch. AnnaClaires Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Mann hatte gewiss bereits Visionen von der Ehre, die ihm am Hof in London zuteil werden würde.
Während die Männer sich beeilten, dem Befehl nachzukommen, rieb sich AnnaClaire fröstelnd die Arme. „Hättet Ihr wohl einen Becher Ale für mich?" bat sie. „Und vielleicht darf ich auch um ein Feuer bitten? Mir ist so entsetzlich kalt."
„Sehr wohl, Mylady", beeilte sich der Soldat zu antworten und gab sogleich Anweisungen, AnnaClaires Wünsche zu erfüllen. Als einer der Männer in Windeseile mit einem Becher Ale zurückkehrte, belohnte AnnaClaire ihn dafür mit ihrem betörendsten Lächeln.
Innerhalb kürzester Zeit hatte man ihr in einem Zelt, das aus Tierhäuten gefertigt war, neben einem prasselnden Feuer einen Platz bereitet. Durch den Eingang konnte sie in einiger Entfernung Rory sehen, der, an Händen und Füßen gefesselt, gegen einen Baumstamm gelehnt saß.
Ein Soldat war abkommandiert worden, den Gefangenen zu bewachen. Inzwischen hatten sich der Anführer und drei seiner Männer um AnnaClaire geschart. Die übrigen Soldaten hatten sich in ihre Verstecke im Wald zurückgezogen.
„Dieser Barbar ist einfach in mein Haus eingedrungen und nahm mich kurzerhand als Geisel, um seiner Festnahme zu entgehen. Das werde ich ihm niemals verzeihen!" schilderte AnnaClaire ihre Entführung und unterstrich ihre Erzählung mit ausdrucksvollen Gesten.
Die Engländer nickten und murmelten ihre Zustimmung.
AnnaClaire hob ihre Röcke ein wenig an. „Meine neuen Stiefel sind völlig durchgeweicht.
Noch ein Grund mehr für mich, O'Neil zu hassen." Zufrieden bemerkte sie, dass die Soldaten wie gebannt auf ihre Knöchel starrten. Einladend bewegte sie ein wenig die Füße.
„Soll ich Euch sagen, was ich mir gerade überlegt habe?" Und auf das allgemeine Nicken hin fuhr sie fort: „Ich möchte die Stiefel von O'Neil haben. Es wäre doch nur gerecht, wenn er den ganzen Weg nach England ohne Schuhwerk zurücklegen müsste. Findet Ihr nicht auch, dass das eine passende Strafe für den Schurken wäre?"
Kaum dass der Anführer seine Zustimmung gegeben hatte, sprang AnnaClaire auf und eilte zu dem Soldaten, der Rory bewachte. „Habt Ihr gehört? Man sagte mir, ich könne die Stiefel von O'Neil haben."
Der Angesprochene schien verwirrt. „Seine Stiefel, Myla dy?"
„Ja", bekräftigte AnnaClaire. „Wenn Ihr mir nicht glaubt, fragt doch Euren Anführer."
Der einfache Mann schaute von seinem Gefangenen, der anscheinend das Bewusstsein verloren hatte, zu AnnaClaire und dann zu seinem Oberbefehlshaber, der ihm zunickte. „Nun gut, wenn es so angeordnet wurde, werde ich mich sofort darum kümmern."
Er beugte sich zu Rory hinunter und zog ihm erst den rechten, dann den linken Stiefel aus, während AnnaClaire dane ben stand und sie in Empfang nahm. Erwartungsgemäß spür te sie das Messer, das er in dem einen Schaft versteckt gehalten hatte, und verbarg es jetzt in den Falten ihres Kleides. Sie richtete sich auf, und im Umdrehen ließ sie die Waffe unbemerkt in Rorys Schoß fallen. Dann ging sie mit schnellen Schritten zu dem Zelt zurück.
Die
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