Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
und führte das Tier zu-rück zur Hütte.
AnnaClaire verriegelte die Tür. „Ich wünschte, wir könnten für immer hier bleiben und den Rest der Welt einfach vergessen", sagte sie und seufzte wehmütig.
Rory saß auf und streckte dann die Arme nach ihr aus. Mühelos hob er sie vor sich in den Sattel und küsste sie leicht auf die Wange. „Ja, Liebste, das wäre auch mein größter Wunsch.
Aber wir wussten ja, dass uns nur ein kurzer Aufschub vergönnt sein würde, bevor wir unsere Flucht fortsetzen müssten."
Sie waren noch nicht lange unterwegs, als dichte Wolken aufzogen und es zu regnen begann. Innerhalb von Minuten goss es in Strömen, und kurz darauf waren Rory und AnnaClaire bis auf die Haut durchnässt. Sie zitterten vor Kälte.
Als sie gerade einen völlig durchweichten Hügel hinaufritten, zügelte Rory unvermittelt das Pferd und brachte es zum Stehen. Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit.
„Was ist los?" wollte AnnaClaire wissen.
„Ich dachte, ich hätte etwas Verdächtiges gehört."
Angespannt und mit äußerster Konzentration versuchten sie, in dem gleichmäßigen Rauschen des Regens noch anderer Geräusche gewahr zu werden. Schließlich stieg Rory vom Pferd und hob sie aus dem Sattel.
„Warte hier auf mich", sagte er. „Ich reite ein Stück weiter und erkunde die Gegend."
AnnaClaire wollte ihn am Ärmel seines Wamses festhalten und ihn anflehen, ihn begleiten zu dürfen. Doch dann besann sie sich and ers und nickte nur, denn sie wusste, dass er in diesem Fall sowieso seinen Willen durchsetzen würde.
AnnaClaire blieb reglos stehen und versuchte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, als er sich abermals in den Sattel schwang und das Pferd vorantrieb. Sie sah, dass er sein Schwert aus der Scheide zog.
Im nächsten Moment tauchten vor ihm mehrere berittene englische Soldaten auf.
Blitzschnell wendete Rory das Pferd, doch da hatte sich auch hinter ihm bereits eine Gruppe Reiter aufgebaut.
„Leg deine Waffen nieder, Rory O'Neil", rief der Anführer.
„Und wenn ich mich weigere, das zu tun?"
„Wir sind dir zahlenmäßig weit überlegen, du irischer Hundesohn", erklang die Antwort.
„Ich rate dir zu tun, was ich sage."
Rory lachte amüsiert auf. „Aber ihr irrt euch gewaltig. Denn ihr seid diejenigen, die hier zahlenmäßig unterlegen sind."
Unsicher sahen sich die Engländer um, und Rory nutzte seinen momentanen Vorteil, indem er vorwärts preschte und dabei kraftvoll sein Schwert schwang.
Der Anführer der Engländer hatte Rorys List jedoch sogleich durchschaut. „Er ist allein", rief er seinen Männern zu. „Nehmt gefälligst eure Waffen und verteidigt euch."
Innerhalb von Sekunden hatten sie ihn eingekreist. Ein Soldat schleuderte seine Lanze und traf damit Rorys Pferd. Tödlich verletzt stürzte es zu Boden. Gerade rechtzeitig gelang es Rory abzuspringen. Sonst wäre er unter dem schweren Pferdeleib begraben worden.
Obwohl er gegen die Engländer keine Chance hatte, kämpfte er unerschrocken. Plötzlich durchfuhr ein scharfer Schmerz seinen Arm, und entsetzt spürte Rory, dass er nicht mehr die Kraft hatte, sein Schwert zu halten. Er war von einem fürchterlichen Hieb an derselben Schulter getroffen worden, die gerade erst verheilt war.
Von ihrem Beobachtungspunkt auf dem Hügel aus musste AnnaClaire mit ansehen, wie Rory zu Boden fiel und der Anführer der Soldaten im Bewusstsein des Sieges gemächlich auf ihn zuging. Rory griff nach der unter dem Taillenband verborgenen Lederscheide, in der ein Messer steckte, und zog es heraus, doch schon wurde es ihm aus der Hand geschlagen.
Boshaft blickte der Soldat auf Rory hinunter, die Schwertspitze auf dessen Kehle gerichtet, um ihm den tödlichen Stoß zu versetzen. Doch in diesem Augenblick wurde er durch lautes Rufen abgelenkt. Irritiert sah er, wie eine Frau mit wehenden Röcken auf ihn zugerannt kam.
„Dem Himmel und allen Heiligen sei Dank!" rief AnnaClaire und warf sich dem Soldaten in die Arme. Der ließ völlig überrumpelt sein Schwert fallen.
„Lady Thompson?" stieß er ungläubig hervor. „Seid Ihr es wirklich? Ihr lebt also doch noch!"
„Ja, Ihr habt mich vor diesem Verrückten gerettet." Sie vermied es, Rory anzuschauen, denn seine stark blutende Schulter versetzte sie in unvorstellbare Angst. Stattdessen streifte sie die Kapuze ab und ging von einem Soldaten zum nächsten. Jeden Einzelnen von ihnen bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Die Männer waren so verwirrt, dass sie diese
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