historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
Mädchen gege ben?"
„Worte?" Riordan stand jetzt neben dem alten Mann und zwang sich dazu, ruhig und gleichmäßig zu atmen. „Es ist unmöglich, sich mit Ambrosia Lambert mittels Worten auseinander zu setzen. Es ist einfacher, die Waffen mit ihr zu kreuzen."
„Sie war schon immer eine wilde Kratzbürste." Newton lächelte in der Dunkelheit. „Aber ich habe das Gefühl, dass sie auch ihre Liebe mit gleicher Wildheit und mit aller Entschlossenheit geben würde, wenn es eines Tages so weit ist. Der Glückliche, der Ambrosia Lamberts Herz gewinnt, wird etwas besitzen, das mehr wert ist als alles Gold der Welt. Er wird bedingungslose, uneingeschränkte Liebe und Treue ge winnen, die ein Leben lang halten werden."
„Hm." Riordan tastete, während er das Ruder übernahm, unwillkürlich nach seiner Kehle.
Obwohl Ambrosia ihm nicht den geringsten Kratzer zugefügt hatte, hatte er den Druck der messerscharfen Klinge gespürt. Und den Ausdruck wilder Entschlossenheit in ihren Augen gesehen. „Ich glaube dir gern, alter Mann. Aber Voraussetzung dafür ist wohl, dass sie einen solchen Mann nicht vorher tötet."
8. KAPITEL
Der zweite Tag der Reise war in nichts mit dem ersten vergleichbar. Die Sonne war hinter hohen, dunkle n Wolkenbänken verschwunden. Von Norden her frischte böiger Wind auf, der sich schnell steigerte und das Meer in Aufruhr versetzte. Dunkle, hohe Wellen rollten über das Deck der Undaunted und machten es den Matrosen unmöglich, von Backbord nach Steuerbord oder in der umgekehrten Richtung zu kreuzen, ohne sich an Seilen festzuhalten.
Sonst wären sie über Bord gespült worden.
Und dann setzte der Regen ein. Heftig und gleichmäßig. Zwischendurch ertönte Donnergrollen, und grelle Blitze zuckten über den fast nachtschwarzen Himmel.
Als es endlich gelungen war, aus dem Sturmtief herauszusegeln, war die Undaunted meilenweit von ihrem Kurs abgetrieben worden. Es würde viele Stunden dauern, bevor sie wieder dort waren, wo sie sich bei Beginn des Sturms befunden hatten.
„Matrose Lambert!" Riordan hielt das Steuer fest in der Hand. Das Herz wollte ihm schier zerspringen, wenn er an Ambrosia dachte, wie sie unermüdlich Stunde um Stunde und Seite an Seite mit den Seeleuten den Unbilden des Wetters ge trotzt hatte.
Wer bislang noch nicht gewusst hatte, dass Matrose Lambert eine Frau war, konnte sich jetzt mit eigenen Augen davon überzeugen. Die Kleidung klebte wie eine zweite Haut an Ambrosias Körper und zeichnete in großer Deutlichkeit die Umrisse ihrer Brüste nach. Doch alle betrachteten sie als eine der ihren, denn sie war bereit, womöglich noch härter zu arbeiten als die Matrosen selbst.
„Ja, Captain?" Ambrosia hielt nur kurz beim Deckschrubben inne, um Riordan anzusehen.
„Fielding braucht in der Kombüse Hilfe beim Kochen." Riordan wollte ihr Gelegenheit geben, sich trockene Sachen anzuziehen und eine kleine Weile auszuruhen. Fielding würde ihr vielleicht sogar heißen Tee anbieten, wenn sie ihm beim Zubereiten der Mahlzeiten half.
„Sehe ich etwa aus wie ein Koch?" Ambrosia funkelte ihn wütend an. Sie war außer sich vor Empörung.
Riordan presste die Lippen zusammen. Warum war sie nur immer so stur und widerspenstig? „Willst du etwa meine Anordnung infrage stellen?"
„Nein, Captain. Aber lieber klettere ich bei Blitz und Donner hoch oben in der Takelage herum, als unter Deck dem Koch ausgeliefert zu sein."
Mehrere der umstehenden Seeleute lachten leise vor sich hin. Es war allseits bekannt, dass Fielding die meiste Zeit damit verbrachte, sich den Bauch vollzuschlagen, während er seine Küchenhelfer herumkommandierte wie ein kleiner König. Doch die meisten Matrosen hatten nichts dagegen, Fielding zugeteilt zu werden. Auf diese Weise waren sie im Warmen und Trockenen und bekamen auch noch mehr als genug zu essen.
„Wie du willst." Riordan wandte sich an einen jungen Burschen, der kaum mehr als dreizehn Lenze zählte. „Brandon, geh nach unten. Du wirst Fielding zur Hand gehen." Dann wandte er sich an Ambrosia. Er bedachte sie mit einem warnenden Blick. „Und du, Matrose Lambert, wirst mit Randolph hinauf in die Takelage klettern und anfangen, die Segel zu entwirren und die Verknüpfungen in Ordnung zu bringen. Es wird Zeit, dass wir wieder Fahrt aufnehmen."
Ambrosia hörte sehr wohl das allgemeine Aufatmen der Matrosen. Sie alle waren heilfroh, bei dem Wetter von dieser Aufgabe verschont zu bleiben.
Doch sie biss die Zähne zusammen und begann, an einem Seil
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