historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
Er war dabei gewesen, zu überlegen, wie er am besten die Sprache darauf bringen könnte, Ambrosia auf eine weitere Schiffsreise mitzunehmen. Doch nachdem er sie jetzt gesehen hatte, war seine Entscheidung gefallen.
Sie gehörte hierher nach MaryCastle, wo sie das Leben einer Landedelfrau führte. Sie hier im Kreise ihrer Lieben zu sehen, gekleidet in das feine Tageskleid, machte ihm einmal mehr deutlich, dass sie nicht wirklich für das Leben auf See geschaffen war. Die wenigen Tagen an Bord hatten ihn vergessen lassen, dass ihr Leben hier in Land's End stattfand. Hier war ihr Zuhause. Warum sollte sie dieses sanfte, behütete Leben aufge ben für das Leben eines einfachen Matrosen?
Ambrosia reichte ihm einen gefüllten Becher. „Was ist los, Riordan?" wollte sie wissen.
„Du bist so abgelenkt."
„Ja." Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, wandte er sich allen Anwesenden zu. „Es hat Ärger im Dorf gegeben."
„So? Was für Ärger?"
„Der Abgeordnete des Königs, Mr. Barclay Stuart, wird unsere Ladung nicht übernehmen können."
„Warum nicht?" Ambrosia ließ sich auf einem Sessel neben der Chaiselongue nieder, auf der es sich Geoffrey Lambert bequem gemacht hatte. Sie hoffte sehr, für Riordan einen hübschen Anblick zu bieten, damit er mö glicherweise wieder Lust bekam, sie zu küssen. Und sie zu halten und ... nun, vielleicht noch ein paar andere Dinge mit ihr zu tun. Sie spürte, wie sie bei diesem Gedanken leicht errötete.
„Weil er tot ist. Er wurde ermordet."
„Ermordet?" Ambrosia sprang auf. Sie war aschfahl geworden. „Hier in Land's End? Aber wie kannst du so sicher sein, dass er ermordet wurde?"
„Ich fand ihn in seinem Büro in einer Blutlache liegend vor", erklärte Riordan. „Die Tatwaffe, ein hölzernes Ruder, lag direkt neben ihm." Er sah, dass Ambrosia zutiefst schockiert war. Sacht legte er ihr die Hand auf den Arm und erklärte: „Ambrosia, du musst einen der Dienstboten in den Ort schicken, um den Konstabier zu benachrichtigen."
„Hast du dich denn nicht selbst darum gekümmert?"
„Dazu blieb mir keine Zeit." Riordan atmete tief durch. „Die Fracht, die wir von der Dover übernommen haben, ist für den König bestimmt."
„Der König wünscht Tee und Gewürze?" Misstrauisch sah Ambrosia ihn an.
„Hör zu", sagte er eindringlich und legte ihr einen Finger auf die Lippen. Dann trat er rasch einen Schritt zurück, denn es kostete ihn immer größere Mühe, Ambrosia nicht in die Arme zu reißen. Deshalb musste er jede noch so harmlose Berührung nach Möglichkeit vermeiden.
„Also, die Fracht besteht nicht aus Gewürzen und Tee, wie du denkst. Genau deshalb wurden wir angegriffen. Und genau deshalb musste Barclay Stuart sterben. Jemand hat alles getan, um herauszufinden, was tatsächlich nach London geliefert werden soll. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Matrose von der Dover den Namen unseres Schiffes preisgibt. Wenn das ge schieht, will ich allerdings längst mit der Undaunted sicher im Hafen von London sein."
Ambrosia wollte einen Einwand erheben, doch Riordan ge bot ihr mit einer Handbewegung Einhalt. „Ich habe vor, die Fracht dem König höchstpersönlich liefern zu lassen. Newton ist bereits dabei, Vorräte zu besorgen. In einer Stunde laufen wir aus."
Die Lambert-Schwestern nahmen, wie Riordan anerkennend feststellte, die schockierende Nachricht viel besser auf als erwartet. Während Bethany sich zu ihrem Großvater beugte und ihm die Neuigkeiten ins Ohr rief, saß Darcy völlig reglos und schweigend da und hörte lediglich aufmerksam zu.
Ambrosia nickte zustimmend. „Du hast Recht, Riordan. Das ist die beste Lösung" Sie ging auf die Tür zu. „Also gut, ich ziehe mich schnell um und werde innerhalb der nächsten Stunde bereit zur Abreise sein."
„Warte." Er hielt sie am Arm zurück und verfluchte sich beinahe für seine Sorglosigkeit.
Wieder durchfuhr ihn, als er Ambrosia berührte, heiße Begierde. „Dieses Mal wirst du nicht mitkommen, Ambrosia."
Sie lächelte ungerührt. „Bethany und Darcy kommen schon auch noch an die Reihe", versicherte sie. „Aber die Fahrt nach London gehört zu unserem ursprünglichen Auftrag, der ja nach deinen eigenen Worten noch nicht erfüllt ist. Also habe ich das Recht, weiterhin mit dir zu segeln, bis die Sache zum Abschluss gebracht ist."
„Du verstehst mich nicht." Riordan bemühte sich, seiner Stimme einen fürsorglichen, ruhigen Klang zu verleihen. „Es handelt sich nicht um eine ganz
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