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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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gewesen, dass es ihn erschreckt hatte. Noch nie hatte er länger als unbedingt nötig bei einer Frau liegen wollen. Aber Sally hatte sich weich und warm an ihn geschmiegt, wohlig erschöpft von ihrem leidenschaftlichen Liebesspiel. Er hatte sich dabei ertappt, sie so fest im Arm zu halten, als wollte er sie nie wieder gehen lassen.
    Irgendwann hatte er dann doch die Kraft aufgebracht zu gehen, doch das war ganz und gar vergeblich gewesen, denn er hatte ohnehin den ganzen Tag über nur an sie gedacht. Er lächelte leicht vor sich hin. Da hatte er geglaubt, sein Verlangen würde gestillt sein, wenn er nur einmal mit ihr schlief – und stattdessen war seine Sehnsucht nach ihr nun größer als zuvor.
    Genauso verstörend wie seine ungezügelte Lust war sein schlechtes Gewissen, eine Unschuldige zu verführen. Jack hielt sich stets an die Spielregeln, und Jungfrauen zu erobern war nicht sein Stil. Er wusste, Sally würde sagen, sie wäre im selben Maß Verführerin und Verführte, dass seine Skrupel unnötig wären und sie gut auf sich selbst aufpassen könnte. Trotzdem hatte er irgendwie das Gefühl, dass das, was er getan hatte, falsch gewesen war. Vielleicht war er doch altmodischer, als er geglaubt hatte, denn obwohl er sie erst seit drei Tagen kannte und eine tief verwurzelte Abneigung gegen die Ehe hatte, wollte er das Richtige tun. Sein Impuls, Sally einen Heiratsantrag zu machen, war sehr stark, und er sagte sich, dass das nichts mit seiner Freude an ihrer Gegenwart zu tun hatte, sondern einfach, weil man ihn zu einem Gentleman erzogen hatte.
    „Jack?“ Sie hatte ihm das Gesicht zugewandt, und ihre Augen leuchteten vor Aufregung. An diesem Abend trug sie ein Kleid aus dunkelgrüner Seide, das sich fließend an ihren Körper schmiegte. Es war mit kleinen Blumen bestickt und am Ausschnitt mit Spitze besetzt, die eigentlich eher züchtig bedecken sollte, stattdessen aber umso mehr Sallys vollkommen gerundeten Busen betonte. Die Nacht war warm, daher trug sie nur eine hauchdünne Stola um die Schultern. Durch den zarten Stoff schimmerte ihre Haut blass und verführerisch.
    Das Riesenrad drehte sich langsam weiter, dann war die Fahrt vorbei. „Hättest du Lust, mit mir in einem dieser Schwanenboote auf dem See zu fahren, bevor wir nach Hause gehen?“, fragte sie.
    Jack wäre am liebsten auf dem kürzesten Weg zurück zum Club gefahren, um da weiterzumachen, wo sie in der vergangenen Nacht aufgehört hatten, aber Sally sah so aufgeregt und glücklich aus. Schon hatte sie seine Hand ergriffen und zog ihn mit sich zum See. Auf der weißen Zierbrücke blieben sie stehen.
    „Was für eine wundervolle Nacht!“, schwärmte Sally. Sie sah ihn von der Seite her an. „Bei jedem anderen würde ich sagen, dass diese Nacht unglaublich romantisch ist, aber ich erinnere mich, dass du mir gestern sagtest, du hieltest nichts von so wirklichkeitsfremden Dingen.“
    „Ich glaube nicht an die Liebe“, erwiderte Jack. „Diesen Begriff hat man nur erfunden, um körperliches Verlangen beschönigend zu umschreiben.“
    Sally seufzte und hielt den Blick auf die sich kräuselnde Wasseroberfläche gerichtet. „Und doch musst du einmal verliebt gewesen sein.“
    „Es stimmt, dass ich dachte, ich wäre in Merle verliebt“, gab Jack beinahe schroff zu. Ihre Worte rührten zu sehr an die schmerzhaften Erinnerungen, an die er erst vor wenigen Augenblicken gedacht hatte. „Ich liebte sie. Es war die mit Abstand schlimmste Erfahrung meines Lebens.“
    Sallys Augen wirkten auf einmal groß und dunkel. „Warum?“
    „Weil ich jegliche Beherrschung und alles Urteilsvermögen verloren habe.“ Jack zuckte die Achseln. „Ich möchte nicht darüber reden.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du hast doch auch geglaubt, deinen Mann zu lieben, als du geheiratet hast, nicht wahr? Und man kann ja wohl kaum behaupten, dass das ein glückliches Ende genommen hätte.“
    Sally schwieg eine Weile. „Ich war sehr jung“, meinte sie schließlich. „Ich glaubte damals, das Richtige zu tun. Wahrscheinlich dachtest du das auch, als du durchgebrannt bist. Jeder macht Fehler.“
    Jack lachte unfroh. „Aber nicht jeder macht so unverzeihliche Fehler wie ich.“ Obwohl er das Gesicht abgewandt hielt, spürte er Sallys Blick auf sich ruhen. Sie legte ihm behutsam die Hand auf den Arm.
    „Sprichst du je über Merle?“
    „Nein.“
    „Es ist lange her. Liebst du sie immer noch?“
    Jack sagte nichts, er wusste keine Antwort darauf. Er hatte

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