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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Merle leidenschaftlich geliebt und sie genauso leidenschaftlich wieder vergessen wollen, aber es war ihm nie gelungen, der Erinnerung an sie und ihrem Vermächtnis zu entkommen. Seine Schuld an ihrem Tod verfolgte ihn bis heute, und er verachtete sich selbst immer noch dafür, wie schwach er damals gewesen war. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er wollte die Erinnerung mit Sallys hingebungsvoller Umarmung auslöschen.
    Sally erschauerte und zog sich die Stola fester um die Schultern, als könnte sie seine innere Qual spüren. „Komm, wir lassen die Bootsfahrt und fahren zurück“, sagte sie, und obwohl kein Vorwurf in ihrer Stimme mitschwang, wusste Jack, dass er durch seine Schroffheit den Zauber des Augenblicks zerstört hatte.
    Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie in seine Arme. Sein Kuss war hart und fordernd, und Jack spürte, wie sie sich ergab. Er war zornig, aber er konnte nicht sagen, warum. Er wusste nur, dass er all diesen Zorn und Schmerz in Sallys Wärme vergessen wollte. Ohne weiter nachzudenken, hielt er sie fest an sich gepresst, legte eine Hand auf ihre Brust und fühlte, wie sich die Spitze sofort aufrichtete. Als er Sally noch leidenschaftlicher küsste, merkte er, wie sie erschrocken den Atem anhielt.
    „Nicht hier …“, flüsterte sie schockiert, und plötzlich wurde Jack sich der Tatsache bewusst, dass sie immer noch mitten auf der Brücke über dem See standen, von allen Seiten her angestrahlt von den bunten Laternen am Wasserfall. Jedermann konnte sie sehen.
    Hand in Hand gingen sie auf den Torbogen zu, der hinaus auf die Wood Lane führte. Er war froh, dass sie den Wagen genommen hatten und nicht die Untergrundbahn. In seinem Automobil waren sie wenigstens für sich, obwohl ihnen die Fahrt wahrscheinlich endlos vorkommen würde.
    Jack hielt Sally die Tür auf, kurbelte den Motor an und nahm dann neben ihr auf dem Fahrersitz Platz. Dunkelheit hüllte sie ein. Er konnte ihren Atem hören und spürte die übermächtigen Schwingungen, die zwischen ihnen vibrierten. Dieser schwer zu beschreibende Zorn war noch vorhanden, jetzt allerdings überlagert von Verlangen. Er legte die Hände angespannt um das Lenkrad des Lanchesters und konzentrierte sich einzig auf die Rückfahrt zum Strand. Wenn er anfing sich auszumalen, was er alles mit Sally tun wollte, dann hätte er wahrscheinlich angehalten und das mitten auf einer Londoner Straße in die Tat umgesetzt.
    „Ich verstehe das nicht“, sagte Sally leise. „Ich verstehe nicht, wie ich so empfinden kann, obwohl ich dich kaum kenne und nicht weiß, welche Dämonen dich antreiben.“
    Jack nahm kurz eine Hand vom Lenkrad und legte sie auf ihre Hand. „Denk nicht darüber nach“, antwortete er rau. Er merkte, dass sie ihn in der Dunkelheit ansah, aber er wagte nicht, diesen Blick zu erwidern. Wenn er das tat, würde er sie küssen und dann …
    Sie sagten nichts mehr, bis der Wagen vor dem Blue Parrot vorfuhr, aber das Schweigen zwischen ihnen knisterte förmlich. Während der Fahrt hatte sich die Spannung immer weiter aufgebaut, und nun, da sie endlich am Ziel waren, raubte ihm die Erwartung dessen, was geschehen würde, fast den Atem. Dieses Mal hob Jack Sally ohne Umschweife auf die Arme und trug sie durch den Haupteingang und die Treppe hinauf, trotz der verblüfften und schockierten Blicken von Alfred und einigen Gästen, die sich im Eingangsbereich aufhielten. Sally versuchte sich zu wehren, dabei löste sich einer ihrer hübschen, mit Pailletten besetzten Abendschuhe von ihrem Fuß und fiel auf die Stufen.
    „Lass mich herunter!“, zischte sie empört, und ihre Wangen glühten. „Jeder kann uns sehen!“
    Jack sah ihr lächelnd ins Gesicht. „Na und?“
    „Du tust das, um deinem Ruf gerecht zu werden, aber an meinen denkst du dabei nicht!“
    Oben angekommen, stellte Jack sie sanft auf den weichen Teppich. „Zu spät, mein Schatz. Es hält dich ohnehin jeder für eine verwegene, skandalumwitterte Spielclubbesitzerin – warum also diesem Ruf nicht alle Ehre machen?“ Er küsste sie leicht auf den Mund und sah noch einmal lächelnd hinunter auf die ihnen zugewandten erstaunten Gesichter, dann lockerte er seine Krawatte. „Komm, ich bringe dich ins Bett.“
    „Jack!“ Sally errötete noch mehr.
    „Schließlich wollte ich das schon den ganzen Tag tun.“ Er konnte es kaum noch abwarten. Er legte einen Arm um sie, hastete mit ihr den Flur entlang, vorbei an der völlig entsetzten Mrs. Matson, riss die

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