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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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wieder dieses Gefühl, dass eine Seite von ihm dunkel und gequält war, eine Seite, die er unter Verschluss hielt und zu der sie keinen Zugang hatte.
    „Ich werde es überwinden“, stieß er hervor. Und dann küsste er sie erneut mit fordernder Wildheit, während er ihr gleichzeitig eine Hand auf die Brust legte, so als könnte er durch die vollständige Beherrschung ihres Körpers seine eigenen Sehnsüchte ebenfalls besser beherrschen.
    Sally spürte das hilflose Verlangen, das sie erneut durchströmte. „Jack, bitte, ich kann nicht …“ Doch dann sah sie das verschmitzte Funkeln in seinen Augen und wusste, jeder Widerstand war vergeblich.
    „Du kannst“, raunte er, und seine Lippen streiften ihre Brust. „Und du wirst.“
    Mit einem Seufzer gab sie sich ganz ihrer Lust hin. Doch hinter dieser Lust floss der tiefe, warme Strom ihrer Liebe, und nun, da Sally es sich eingestanden hatte, würde er nie mehr versiegen.
    „Miss Sally!“
    Beim Klang von Mrs. Matsons Stimme fuhr Sally erschrocken aus dem Schlaf hoch. Einen schrecklichen Moment lang befürchtete sie, ihr altes Kindermädchen wäre ins Zimmer gekommen und hätte sie mit Jack im Bett überrascht. Dann bewegte sie sich, und wieder einmal fühlte sich das Bett kalt und leer an. Jack war fort.
    „Miss Sally.“ Matty starrte vielsagend auf die Vertiefung im Kopfkissen, die Jacks Kopf dort hinterlassen hatte. „Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten sich einen netten jungen Mann suchen?“
    „Hm.“ Sally legte sich auf die Seite und stützte sich auf den Ellenbogen. Ihre Erinnerungen an die vergangene Nacht verrieten, dass Jack Kestrel alles sein konnte, aber gewiss nicht Mattys Idealvorstellung von einem netten jungen Mann.
    „Stattdessen“, fuhr Matty fort und sah noch immer mit missbilligender Faszination auf das zerwühlte Bett, „haben Sie sich einen Halunken ausgesucht.“
    „Ja.“ Sally gähnte. „War sonst noch etwas, Matty? Ich bin heute Morgen ein wenig müde.“
    „Das überrascht mich nicht“, gab Matty streng zurück. „Und, ja, da war noch etwas, Miss Sally. Ich wollte Ihnen sagen, dass Miss Connie zurück ist. Ich habe sie gerade eben draußen aus einem Automobil aussteigen sehen.“
    Mit einem halblauten Fluch sprang Sally aus dem Bett. Erst als Matty entsetzt die Luft anhielt, merkte sie, dass sie vollkommen nackt war. Rasch schlüpfte sie in ihren Morgenmantel, band ihn um die Taille zu und eilte hinaus in den Flur.
    Sie lehnte sich an das schmiedeiserne Geländer auf dem obersten Treppenabsatz und sah, wie die Haustür vorsichtig geöffnet wurde und ihre Schwester hereinkam. Connie trug die Schuhe in der Hand und schlich auf Zehenspitzen über den Marmorboden auf die Treppe zu.
    „Guten Morgen“, sagte Sally.
    Connie zuckte zusammen und ließ vor Schreck die Schuhe fallen. Sie hatte ein Abendkleid an, vermutlich noch vom vergangenen Abend, eine himmelblaue Kreation, die eigentlich göttlich ausgesehen hätte, wenn sie nicht so zerknittert gewesen wäre. Connies glattes blondes Haar war zerzaust, und sie trug keine Strümpfe. Sie hatte ein klassisch schönes Gesicht mit rosigem Teint und porzellanblauen Augen; das Einzige, was nicht vollkommen daran war, waren ihre stets nach unten gezogenen Mundwinkel, die den Eindruck beständigen Verdrusses erweckten.
    „Was, um alles in der Welt, machst du denn schon so früh um diese Uhrzeit?“, fragte Connie, und ihre Augen wurden ganz schmal. Sie sah nicht gerade freundlich aus.
    „Ich stehe immer um diese Uhrzeit auf“, erklärte Sally ruhig. Sie ließ ihre Schwester nicht aus den Augen, während die langsam die Treppe hinaufkam. „Für gewöhnlich bekommst du das nicht mit, da du nie vor elf aufwachst.“
    „Frag mich nicht, wo ich gewesen bin“, meinte Connie verstimmt.
    „In Ordnung.“
    „Ich war mit Bertie Basset zusammen“, gab Connie trotzdem Auskunft. Sie hatte den obersten Treppenabsatz erreicht und blieb trotzig vor ihrer Schwester stehen. „Ich war die ganzen letzten Tage mit ihm zusammen.“
    „Ich verstehe.“ Bertie Basset. Sally spürte kaltes Entsetzen in sich aufsteigen, als ihr Jacks ursprünglicher Verdacht einfiel, Connie könnte versuchen, die Bassets auf die eine oder andere Art zu erpressen. Dazu kam noch ihre eigene Überzeugung, dass Connie etwas im Schilde führte. Wider besseres Wissen hatte Sally gehofft, dass das nicht stimmte.
    Connie betrachtete sie stirnrunzelnd. „Du siehst anders aus“, stellte sie fest. „Irgendwie …

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