Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
Vom Netzwerk:
stolz zu ihr auf. Er war stolz auf seine Mutter, stolz auf sich selbst und stolz darauf, wieder zu Hause zu sein, wohin er gehörte.
    Eva ging langsamer, als Philippe die Stufen zum Vorplatz der Burg nahm und sich seinem Neffen näherte. Freddie eilte ihm entgegen, rannte beinahe, dann fasste er sich und ging gemessenen Schrittes auf seinen Onkel zu.
    „Königliche Hoheit, willkommen zu Hause.“ Philippe verbeugte sich vor dem Jungen, und plötzlich war alle Würde dahin. Freddie schlang seine Arme um den Hals seines geliebten Onkels.
    „Onkel Petz! Wir sind wieder da!“ Er drehte sich um. „Mama, sieh nur, Onkel Petz ist wieder gesund.“
    „Ja, er ist wieder gesund.“ Eva eilte ihm nun mit ausgebreiteten Armen entgegen. „Dem Himmel sei Dank.“ In ihrem Hinterkopf hallte ein Wort nach. Stolz. Stolz und Ehre. So wichtige Begriffe für Männer, die Frauen so leicht vergaßen, die diese Männer aber liebten.
    „Es tut mir aufrichtig leid, dich im Stich gelassen zu haben“, sagte sie leise zu ihrem Schwager, als er sie wenige Stunden später in den Speisesaal führte.
    „Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Dein Platz war an Freddies Seite, und mit deiner Flucht hast du Antoines Pläne durchkreuzt.“ Der Regent tätschelte ihren Arm, bevor er ihr den Stuhl zurechtrückte im kleinen Speisesaal, in dem die Familie zu speisen pflegte, wenn keine festlichen Anlässe anstanden. Da Antoine nicht mehr lebte, waren sie nur zu dritt. Philippes Gemahlin war vor vielen Jahren verstorben und die Ehe kinderlos geblieben.
    „Du siehst bestens aus“, stellte Philippe fest, nachdem der Lakai die Suppe aufgetragen und sich zurückgezogen hatte. „Die Umstände mögen ungewöhnlich gewesen sein, aber es hat dir anscheinend gut getan, einige Zeit aus Maubourg herauszukommen.“
    „Das erste Mal seit beinahe zehn Jahren“, sagte Eva. „Ja, es war eine … Abwechslung. Und die vielen Tage an der frischen Luft haben belebend auf mich gewirkt.“
    „Ich habe eigentlich nie verstanden, warum du nicht auf Reisen gegangen bist.“ Philippe reichte ihr den silbernen Brotkorb.
    „Louis zog es vor, mich im Haus zu wissen“, entgegnete sie.
    „Louis lebt seit zwei Jahren nicht mehr“, erinnerte sie sein Bruder milde. „Du hast dich auch nach seinem Tod seinen Wünschen unterworfen.“
    Ja, das habe ich, überlegte Eva. Sie hatte sich immer seinen Wünschen unterworfen. So eben auch darin, dass Freddie in England erzogen wurde und sie keine Reisen unternahm. Philippe war ein fähiger und umsichtiger Regent, es war eigentlich nicht nötig, dass sie sich ständig in Maubourg aufhielt – eigentlich nur, wenn Freddie die Ferien hier verbrachte. Den Rest des Jahres lebte er ja in England.
    Zugeständnisse machen, das war es . Plötzlich war sie fähig, einen Kompromiss zu erkennen, einen Plan, den sie Jack vorlegen konnte. Es bestand allerdings die Möglichkeit, dass er ihre Vorschläge zurückwies – und damit auch sie. Aber sie musste zu ihm, musste die Dinge irgendwie ins rechte Lot bringen, und wenn es auch nur bedeuten würde, dass er den Kontakt zu Freddie nicht völlig abbrach und ihm gelegentlich ein paar Zeilen schrieb.
    „Freddie. Philippe.“ Eva störte die beiden mitten in einer lebhaften Diskussion über Napoleons Strategien in der Schlacht von Waterloo, wobei sie ihre jeweiligen Positionen unter Zuhilfenahme von Salzstreuer, Pfeffermühle, Senftöpfchen und Besteckteilen darlegten. Beide hoben aber dennoch die Köpfe und wandten sich ihr aufmerksam zu. „Hättet ihr etwas dagegen einzuwenden, wenn ich nach England zurückkehre?“
    „Wann denn?“, fragte Philippe verdutzt, und ihr Sohn strahlte übers ganze Gesicht.
    „Schon morgen. Ich muss dringend einige Dinge richtigstellen.“ Sie erwiderte Freddies Lächeln. „Und ich muss jemand sprechen.“
    Eva entschuldigte sich bei ihrer Eskorte für ihren Wunsch, am nächsten Tag wieder aufbrechen zu wollen. Sie könnte Soldaten aus Maubourg als Begleitschutz nehmen, bot sie an, da Grimstone und seine Kameraden von den langen Tagen im Sattel gewiss erschöpft seien.
    „Nein, Ma’am.“ Der Butler, der sich als Leibwächter entpuppt hatte, blieb unnachgiebig. „Unser Herr erwartet von uns, dass wir bei Ihnen bleiben, was immer auch geschieht. Wohin soll denn diesmal die Reise gehen, wenn ich fragen darf, Ma’am?“
    „Nach England“, antwortete Eva mit fester Stimme. „Genauer gesagt nach London.“
    „Sehr wohl, Ma’am.“ Der Butler nahm die

Weitere Kostenlose Bücher