HISTORICAL Band 0272
flüsterte sie erneut, teils aus Verlegenheit, teils vor Glück.
„Vergessen Sie das heiße Bad“, rief dieser dem Wirt auf der Stiege über die Schulter zu. „Ich klingle später danach.“
„Jack!“, protestierte sie immer noch, als er die Tür mit der Schulter aufstieß und sie im Schlafzimmer auf die Füße stellte.
„Eva.“ Die Tür klappte zu, der Schlüssel wurde umgedreht. „Eva, was um Himmels willen tust du hier? Ist ein Unglück geschehen? Wo ist Freddie? Du müsstest längst in Maubourg sein.“
„Freddie ist in Maubourg. Wir sind gestern angekommen. Mein Sohn ist bei seinem Onkel.“
„Und wieso bist du hier?“ Jack sah sie unverwandt an, aus seinem Haar fielen immer noch Regentropfen.
„Ich wollte zurück. Zurück nach England.“
„Aber wieso übernachtest du in diesem Gasthaus? Wenn du früh morgens abgereist bist, solltest du längst viele Meilen weiter nördlich sein.“ Er fragte nicht, aus welchem Grund sie nach England wollte, stellte sie bangen Herzens fest.
Er hielt sie für eine törichte, hoffnungslos romantische Person – aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich wollte in den Gasthöfen übernachten, in denen wir damals untergekommen waren. Schließlich konnte ich doch nicht schon vormittags hier eintreffen, was hätten sich die Leute dabei gedacht?“
Seine Mundwinkel umspielte ein zärtliches Lächeln, das ihr die Tränen in die Augen trieb. „Und aus welchem Grund wolltest du nach England zurück? Hast du dort deinen Hut vergessen?“
„Nein.“ Ihr war nicht nach Scherzen zumute. Und sie musste es jetzt sagen. „Ich wollte dich sehen und dir sagen, wie leid es mir tut. Ich habe alles falsch gemacht.“ Sie konnte den durchdringenden Blick seiner klugen Augen kaum ertragen, der bis in ihr Innerstes zu dringen schien und die Wirren ihrer Gefühle noch verstärkte. „Ich hatte nur meine Pflichten als Großherzogin im Kopf, und ich habe dadurch deinen Stolz verletzt, habe Forderungen an dich gestellt, ohne zu bedenken, was du dir wünschst, was du brauchst. Und ich habe dir das Wichtigste nicht gesagt.“ Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Wagte sie jetzt, sie auszusprechen? Einmal ausgesprochen, konnten sie nicht zurückgenommen werden.
Aber er fragte nicht. Natürlich nicht. Er wollte nicht, dass sie ihm dieses Geständnis machte. Eva spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog. All die Wärme, die seine Gegenwart ausstrahlte, erkaltete. Wieso sollte Jack eine Liebeserklärung von ihr erwarten, nachdem sie ihn geohrfeigt hatte?
„Willst du mich nicht fragen, was mich hierhergeführt hat?“ Die tiefe belustigte Stimme schien nicht dem wütenden Mann zu gehören, den sie auf dem Maskenball verlassen hatte.
„Ich nehme an, das Unwetter hat dich hierher verschlagen.“
„Wie der Zufall es anscheinend will, hatte ich die Absicht, hier zu übernachten. Eva, kommt es dir denn nicht merkwürdig vor, dass ich plötzlich hier auftauche?“
„Oh.“ Sie stutzte. „Natürlich. Ich habe so viel über dich nachgedacht, dass mir das gar nicht weiter aufgefallen ist. Du müsstest in London sein!“
„Ich muss dort sein, wo du bist“, sagte er sanft, nahm sie bei der Hand und zog sie an sich. „Ich wollte eine Nacht hier verbringen, bevor ich mich weiter auf den Weg zur Burg machen wollte. Eine Nacht, um mich an unsere erste Nacht zu erinnern und darüber nachzudenken, was ich dir zu sagen habe.“
„Was du mir zu sagen hast?“ Sie kam sich unbeholfen und einfältig vor. In einer Ecke ihres Verstandes flüsterte eine Stimme, dass alles gut werden würde, aber sie wagte nicht, auf sie zu hören.
„Ja, was ich dir zu sagen habe, wenn ich vor dir knie und deine Hand küsse.“ Er machte tatsächlich einen Kniefall vor ihr und hob ihre Hand an seine Lippen. „Ich will dir sagen, dass ich dich liebe, und will dich bitten, mich zu heiraten.“ Er wartete geduldig, seine Lippen befanden sich immer noch an ihren Fingerspitzen.
„Aber du hast gesagt …“ Sie stockte, blickte benommen auf seinen geneigten Kopf, das glänzend nasse Haar, den entblößten Nacken. „Liebst du mich?“
„Ich liebe dich. Ich hätte es dir in London gestehen müssen, aber in meinem Zorn brachte ich nur unüberlegte Anschuldigungen über die Lippen. Eva, mein dummer Stolz hat mich daran gehindert, dir zu sagen, was ich für dich empfinde. Ich habe reagiert, ohne nachzudenken, wie wir es schaffen können. Aber nun weiß ich, dass wir es
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