HISTORICAL Band 0272
nämlich mittlerweile. Also – was sind Sie wert?“
Mr. Fowler warf Miss Durston einen hilfesuchenden Blick zu. Er wusste offenbar nicht, was er antworten sollte.
„Ich stehe für alles ein, was er verlieren sollte“, erklärte Miranda mit strahlendem Lächeln und lehnte sich in ihren Sessel zurück. „Und jetzt müssen Sie Farbe bekennen, Mylord: Was sind Sie denn wert?“
Oh Himmel, dachte Susanna. Was soll ich tun? Das nimmt kein gutes Ende.
„Eintausendsiebenhundert Pfund Sterling“, erwiderte James stolz und ohne auch nur einen Moment zu zögern. „Und dann gehört mir natürlich noch Galioch. Es ist auf achtzehntausend Pfund geschätzt worden. Können Sie gegenhalten?“
„Das kann ich“, erklärte Miranda vergnügt. Aber Susanna bemerkte ein leichtes Zögern, ein unstetes Flackern in ihren Augen.
James riss ein Stück Papier vom Block und schob es vor sie hin. „Ich bitte um einen Schuldschein, Miss.“
Miranda sah Mr. Fowler an, der ihr unmerklich zunickte.
Zögernd nahm Miss Durston das Papier und griff zum Bleistift. In weiten Bögen schrieb sie: „Lord Garrow sind bei Vorlage dieses Schuldscheins neunzehntausendsiebenhundert Pfund Sterling auszuzahlen“, und unterzeichnete den Schuldschein. Dann schob sie das Papier in die Mitte des Tischs.
James griff nach dem Stift, fertigte ebenfalls einen Schuldschein an und platzierte ihn zusammen mit Susannas Spielschuldenliste in der Mitte des Tischs. „So.“
Susanna fand, dass der Unsinn jetzt weit genug gegangen war. Bei der nächsten Runde würde James Drevers setzen müssen. Das durfte sie nicht zulassen. „James, ich muss entschieden protestieren! Das kann man schon nicht mehr närrisch nennen, was ihr da treibt. Das ist verrückt! Keiner von euch beiden kann es sich leisten …“
„Ich gebe, glaube ich“, sagte James und ignorierte Susannas Einwand. Er nahm den Kartenstapel – und schien mit einem Mal wie verwandelt.
Er mischte die Karten ebenso schnell und geschickt wie sein Gast, dann setzte er noch eins drauf und vollzog ein Manöver, das Susanna noch nie zuvor gesehen hatte. Staunend sahen alle am Tisch dabei zu, wie die Karten hoch in der Luft eine gleichmäßige Kette bildeten und wie durch Zauberei wieder geordnet zurück in James Hände fielen. Dieser fächerte die Karten gegeneinander auf, dann vollführte er den Trick noch einmal.
Miranda sah James mit offenem Mund zu. Auch Mr. Fowler starrte James verblüfft an. Bevor jemand Zeit hatte, Fragen zu stellen, teilte James die Karten aus.
Er hob die Ecke der Karte hoch, die mit der Vorderseite nach unten neben seinem Ass lag, lächelte und fragte seinen Gast: „Eine Karte für Sie, Mr. Fowler?“
Langsam griff sein Mitspieler nach den beiden Karten, die vor ihm lagen, sah sie an und nickte.
James schob ihm blitzschnell die oberste Karte vom Stapel zu – zumindest nahm Susanna an, dass es die oberste Karte gewesen war.
„Und jetzt noch eine für mich“, meinte James fröhlich. Er nahm sich die oberste Karte vom Stapel, wartete, bis sein Gegenüber sich seine Karte angesehen hatte, dann erkundigte er sich: „Noch eine?“
Schweiß stand Mr. Fowler auf der Stirn. Mit zwei Fingern strich er sich nervös über seinen Schnurrbart, warf Miranda einen ratlosen Blick zu, dann nickte er zögernd. Miranda lehnte sich angespannt vor.
Wieder schob James seinem Mitspieler eine Karte zu. Dann präsentierte er seine eigenen Karten: zwei Könige und ein Ass.
Wutentbrannt schmetterte Mr. Fowler seine Karten auf den Tisch und sprang auf.
„Sie können unmöglich gewonnen haben! Sie haben geschummelt, Lord Garrow!“, rief er aufgebracht.
„Passen Sie auf, was Sie da sagen, junger Mann. Ich könnte mich beleidigt fühlen und Sie zum Duell fordern“, mahnte James und nahm die beiden Schuldverschreibungen an sich. „Und glauben Sie mir – im Schießen bin ich besser als beim Karten spielen.“
Wütend schlug Mr. Fowler mit der flachen Hand auf den Kartentisch. „Und ich sage: Sie haben geschummelt!“
„Was hätte ich denn sonst tun sollen, wo Sie Ihre Karten doch so prächtig präpariert haben?“, fragte James lächelnd. Zum ersten Mal sprach er in akzentfreiem Hochenglisch mit seinem Gast. Er wandte sich an Miranda: „Soll ich mich wegen des Geldes an Ihren Vater wenden? Oder werden Sie für diese Schuld persönlich geradestehen?“
Miranda sprang auf: „Ich werde keinen Penny an Sie zahlen, Sie … Sie schottische Missgeburt. Und mein Vater auch
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