HISTORICAL Band 0272
nicht!“
„Also, ich muss doch bitten, werte Dame!“, wies James sie zurecht und drohte ihr spielerisch mit dem Finger. „Sie sind doch sonst so charmant! Passen Sie auf, dass Ihre wüste Sprache Ihnen nicht den zarten Teint ruiniert!“
„Unter diesem Dach bleibe ich keine Minute länger“, fauchte Miranda und stolzierte mit hocherhobenem Kinn wütend zur Tür.
Mr. Fowler griff nach seinen Karten und folgte ihr ohne ein weiteres Wort.
Vergnügt blinzelte James Susanna zu und rieb sich die Hände. „Gut gemacht, will ich meinen! Sie sind fort! Endlich!“
Susanna sank langsam in ihren Stuhl zurück, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und stöhnte: „Tu mir das nie wieder an – nie wieder, hörst du? Ich habe uns schon im Armenhaus gesehen!“
James lehnte sich zu ihr hinüber und streichelte ihr liebevoll den Nacken. „Allmählich solltest du doch wissen, dass du mir vertrauen kannst!“
„Du sprichst ein großes Wort gelassen aus, James! Wenn ich dir nicht vertrauen würde, hätte ich dich schon vor dem letzten Spiel für unzurechnungsfähig erklären lassen!“
Susanna sagte ihm nicht, dass er sich seinen Platz in ihrem Herzen genauso schnell erobert hatte, wie er Miranda Durston gerade um neunzehntausendsiebenhundert Pfund erleichtert hatte.
15. KAPITEL
Um den Sieg über die ungeliebten Gäste zu feiern, schenkte James sich und Susanna ein Glas Sherry ein.
„Hast du denn vor, deinen Gewinn einzufordern?“, fragte Susanna ihn, als sie mit den Kristallgläsern anstießen.
„Warum nicht? Ich glaube allerdings nicht, dass ich damit viel Erfolg haben werde.“ Er nippte an seinem Sherry, dann setzte er das Glas ab und zog sie an sich.
Sie blickte ihn an, während sie ihr Glas beiseite stellte. Langsam hob sie den Kopf und küsste ihn. Wie weich, wie einladend diese Lippen waren. James stöhnte. Noch mehr von diesen aufregenden Spielereien ertrug er nicht. Entweder gab sie sich ihm endlich hin – oder er würde die Finger ganz von ihr lassen müssen.
Jede Faser seines Körpers hungerte nach ihr. Wie kann man sich vor solcher Besessenheit schützen, fragte er sich ratlos. Endlich verstand er, warum sein Vater nie von seiner Mutter losgekommen war.
Als er seinen Mund von ihren Lippen löste, schaute sie ihn traumverloren an. Ihre Lippen waren voll und rot.
„Wie … wie werden sie fortkommen?“, flüsterte sie.
„Was?“ James blinzelte. „Oh!“
„Geben wir ihnen den Ponywagen?“
Offensichtlich spürte Susanna nicht das gleiche Verlangen nach ihm wie er nach ihr. Gequält machte er einen Schritt zurück. „Wie du wünschst. Ich werde mich gleich darum kümmern“, sagte er mit rauer Stimme.
„James?“ Sie griff nach seiner Hand.
„Ja?“ Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen.
„Beeile dich, ja? Dann können wir uns weiter … unterhalten.“
„Unterhalten?“, fragte er.
Sie senkte den Kopf und errötete.
„Was meinst du damit, Susanna?“, fragte er. Unsicher blickte James sie an.
Hatte er sich getäuscht? Hatte sie doch etwas für ihn übrig?
Ein Versprechen lag in ihren Augen, als sie erwiderte: „Du hast es vorhin selbst gesagt … Es wird Zeit …“
Er küsste Susanna auf die Nasenspitze. „Ich bin gleich wieder da! Bitte bleib, wo du bist“, meinte er aufgeregt.
Ihr Kichern begleitete ihn auf dem Weg nach draußen.
So überraschend, wie sie gekommen waren, verschwanden Mr. Fowler und Miss Durston wieder aus Drevers. Parlan McNee saß auf dem Wagen und würde Miss Durston und Mr. Fowler kutschieren. James’ Pferd war schon angeschirrt worden, und Kait eilte mit den Koffern und Reisekisten der beiden herbei. Die Abreise ging kurz und schmerzlos über die Bühne.
„Gute Reise und komm gesund zurück, Parlan“, sagte James und steckte dem alten Mann Geld für die Übernachtung zu. „Fahr vorsichtig. Der Weg ist voller Schlaglöcher.“
„Ja, Mylord.“ Der Kutscher tippte sich an den Hut.
Zwischen den scheidenden Gästen und ihrem Gastgeber wurden keine Abschiedsgrüße ausgetauscht, sondern nur böse Blicke. James blieb gerade lange genug, um sich davon zu überzeugen, dass beide bei der Abfahrt brav im Ponywagen saßen. Dann eilte er zurück ins Haus. Seine Besucher hatte er zu diesem Zeitpunkt schon fast vergessen.
Er war über sich selbst erstaunt. Er hatte sich so fest vorgenommen, Susanna keine Macht über seine Gefühle ausüben zu lassen. Doch die Lust, die er spürte, betäubte seinen Verstand völlig. Nun, Lust war ein
Weitere Kostenlose Bücher