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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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hier genug geplündert haben.“
    „Diesmal geht es ihnen um mehr als nur ums Plündern. Halfdan hat verkündet, dass sie Land in Besitz nehmen werden.“
    „Land? Wollen diese Piraten sich hier niederlassen?“
    „Wie es scheint, ist der Boden hier fruchtbarer als in den Nordländern.“
    „Das wird sie teuer zu stehen kommen“, erklärte Aylwin mit finsterer Miene. „Mein Schwert ist bereit, und das meiner Brüder ebenfalls.“
    Elgiva sah die Entschlossenheit in den Gesichtern der Männer und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Aylwin war bereit, für sie in einen Kampf zu ziehen, und sie begegnete ihrer Verlobung mit Vorbehalten. Während sie Aylwin betrachtete, sah er sie auf einmal an und begann zu lächeln.
    „Ich schwöre Euch, solange ich lebe, wird Euch niemand etwas antun.“
    Seine Worte bescherten ihr nur ein noch schlechteres Gewissen. „Ich danke Euch, Mylord. Wenn es zu einem Kampf kommt, wird meine Familie tief in Eurer Schuld stehen.“
    „Eure Familie wird bald auch meine Familie sein“, entgegnete er. „Da ist es nur richtig, dass mein Schwert bereit ist, sie zu verteidigen – und natürlich Euch.“
    In diesem Augenblick mochte Elgiva Lord Aylwin mehr als je zuvor. Gleich darauf drehte er sich jedoch schon wieder weg und begann, die Verteidigung von Ravenswood zu organisieren.
    „Jeder Mann und jeder Junge, der eine Waffe halten kann, muss bereit sein. Wir wissen nicht, wie bald die Wikingerhorde uns erreicht. Die Wachen sollten wir verdoppeln und Vorposten einrichten, die uns frühzeitig warnen, sobald sich die Streitmacht nähert. Wenn die Nordmänner kommen, werden wir bereit sein.“
    Die Männer verließen den Saal, um seine Befehle auszuführen. Elgiva sah nach Gunter, doch er war eingeschlafen.
    „Ich werde eine Weile bei ihm bleiben“, sagte Osgifu.
    „Glaubst du, er wird es überleben?“
    „Er hat wirklich viel Blut verloren. Aber er ist ein starker Mann, und so Gott will, wird er es überstehen. Er braucht jetzt vor allem Ruhe.“
    Elgiva begab sich zu den Palisaden, die Ravenswood schützten. Von dort konnte sie bestens die Vorbereitungen überblicken, die für die Verteidigung getroffen wurden. Hinter dem Wohnturm, jenseits der hohen hölzernen Umzäunung, schlossen sich Wiesen und Wälder an. Üblicherweise stellten diese Wälder für Elgiva einen Ort dar, an den sie sich zurückziehen konnte, weil sie dort ungestört und sicher war. Doch nun ging von diesem Land eine lautlose Bedrohung aus. Sie suchte zwischen den Bäumen nach Bewegungen, die auf einen im Verborgenen lauernden Feind hindeuteten. Sehen konnte sie allerdings nur ein paar Bewohner aus dem Dorf, die ihren üblichen Beschäftigungen nachgingen, dabei aber einen verängstigten Eindruck machten.
    Ein wenig beruhigte es sie zu wissen, dass Lord Aylwin Wachen ausgesandt hatte. So würde sich zumindest ein Überraschungsangriff verhindern lassen. Und vielleicht hatte Osgifu ja recht, und die Wikinger hatten sich nur an König Ella rächen wollen, sodass sie nun keinen Grund mehr hatten, länger im Land zu verweilen. Das war jedoch nur eine schwache Hoffnung, waren diese Plünderer doch für ihre unstillbare Habgier berüchtigt. Für die Küstenbewohner gehörten regelmäßige Überfälle leider zum Alltag, und neben anderer Beute verschleppten die Nordmänner dabei auch Frauen und Vieh in ihre Heimat.
    Elgiva erschauerte, als sie an die armen Menschen denken musste, deren Schicksal es war, irgendwo in der Fremde ihr Dasein in Sklaverei zu fristen. Und sie dachte an die Frauen, die gegen ihren Willen zu Ehefrauen oder Bettgenossinnen ihrer neuen Herren wurden. Da war es besser, bis zum Tod gegen solche Angreifer zu kämpfen, statt ihnen ein Leben lang ausgeliefert zu sein. Als sie sich vom Wald abwandte, fiel ihr Blick auf den Wohnturm, in dem sich ihre Schlafkammer befand. Dort in ihrem Raum stand die Truhe, in der sie ihre Kleider verwahrte. Ganz zuunterst lag das kleine Schwert, das Vater ihr vor einigen Jahren geschenkt hatte. Er hatte ihr auch den Umgang mit der Waffe beigebracht, da er fand, eine Frau sollte sich genauso verteidigen können wie ein Mann. Elgiva war fest entschlossen, ihr Heim zu verteidigen, um jeden Preis.

2. KAPITEL
    Wenige Tage später saß Elgiva gemeinsam mit Osgifu in der Kammer und nähte, als die friedliche Stille jäh durch das ungestüme Läuten der Glocke der kleinen Kirche zerrissen wurde. Ihre Hände erstarrten mitten in der Bewegung, und es dauerte ein

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