Historical Band 303
war. Oder ein anderes Mal fand er beim Griff in seinen Mantel eine kleine Handvoll frische Brombeeren.
Und da es nicht richtig war, Geschenke anzunehmen, ohne ebenfalls etwas zu geben, begann er, hübsche Steine oder getrocknete Blumen vor Nairnas Kammertür zu legen. Einmal hatte er ein rotes Band für sie eingetauscht. Sie flocht es in ihre braune Haare und lächelte während des ganzen Tags.
Er verstand nicht, warum sie ausgerechnet ihm ihre Zuneigung schenkte. Aber je länger er bei ihrem Clan zu Besuch war, desto mehr faszinierte sie ihn. Nie belästigte sie ihn, nie versuchte sie, ihn direkt anzusprechen. Aber die stille Freundlichkeit, die sie ihm gegenüber zeigte, machte es ihm unmöglich, nicht an sie zu denken.
Eines Nachmittags fand er sie während eines Wolkenbruchs zusammengekauert unter einem Baum. Niemand sonst war in der Nähe. Sie hatte einen Korb bei sich und war wohl auf der Suche nach Pilzen gewesen.
Bram stieg vom Pferd, löste die Schnüre seines Mantels, zog ihn aus und reichte ihn ihr. „Hier. Du siehst aus, als würdest du frieren.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ist schon gut. Der Regen hört sowieso bald auf.“
Er achtete nicht auf ihre Worte und trat näher. Immer noch hielt er ihr den Mantel hin. Nairna zog einen Teil davon über ihre Schulter und bot ihm den anderen an. „Teile ihn mit mir.“
Er wollte nicht. Der Gedanke, sich neben diese schöne junge Frau zu setzen, machte ihn verlegen. Gut möglich, dass er etwas Dummes sagte und sich unsterblich blamierte.
Aber dann sah Nairna ihn mit ihren grünen Augen an. „Bitte.“
Ihre sanfte Stimme erinnerte ihn an alles, was sie für ihn getan hatte. Gegen alle Vernunft setzte er sich neben sie und lehnte sich gegen den Baum.
Nairna zog das andere Ende des Mantels über seine Schultern. „Du hast doch nichts dagegen?“, fragte sie und kuschelte sich Wärme suchend an ihn. Er legte den Arm um sie und wickelte sie in den wollenen Umhang ein. Der Regen fühlte sich kalt an auf seinem Gesicht, aber der Mantel schirmte sie gegen das Schlimmste ab.
Doch selbst wenn es wie aus Eimern gegossen hätte, er hätte es nicht bemerkt. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Nairna. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Sie versuchte nicht, die Stille mit bedeutungslosen Worten zu füllen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, aber schließlich wagte er es und griff nach ihrer Hand.
„Mein Vater kam heute Morgen, um mit mir zu reden“, sagte Nairna leise, während ihre kühle Hand in seiner ruhte. Ihre Stimme klang nervös, als hätte sie Angst zu sprechen.
Bram zeichnete mit dem Finger die Form ihrer Handfläche nach und wartete darauf, dass sie fortfuhr.
Nairna wurde rot. Sie drückte seine Hand, als müsse sie Kraft sammeln. „Er sagte, dass … dass ich heiraten werde.“
Alles hatte er erwartet, nur das nicht.
Eine düstere Leere breitete sich in seinem Herzen aus. Er spürte, wie der Zorn in ihm erwachte. Es war so unfair! Auch wenn er sie erst seit ein paar Wochen kannte, fühlte er sich doch als Nairnas Beschützer. Du gehörst aber mir, hätte er am liebsten geknurrt. Jeden Mann, der sie anrührte, würde er mit seinem Schwert aufspießen.
„Du wirst nicht heiraten“, stieß er gepresst hervor. „Du bist zu jung.“
„Ich bin fünfzehn“, erwiderte sie. „Aber du verstehst mich nicht. Sie wollen, dass ich …“
„Nein“, schnitt er ihr das Wort ab. Er wollte es nicht hören. Eine drängende Eifersucht fraß ihn fast auf und schürte noch mehr seinen Zorn. Erregt warf er seinen Teil des Mantels ab, sprang auf und begann, auf und ab zu gehen. Er musste nachdenken, eine Entscheidung treffen.
Aber Nairna stand auf und trat zu ihm. Errötend nahm sie seine Hand. „Nein, Bram, sie wollen, dass ich dich heirate.“
Der Schock machte ihn sprachlos, und langsam wich sein Zorn. Er holte ein, zwei Mal tief Luft und versuchte zu verstehen, was sie da gesagt hatte.
„Deshalb haben sie dich hierher gebracht. Damit wir … einander kennen lernen können.“
Heiraten. Dieses Mädchen. Sie würde ihm gehören. Allein der Gedanke daran machte ihn ganz benommen. Was, wenn er ihr nicht gefiel? Sie kannte ihn doch gar nicht richtig. Er war nicht der geborene Anführer wie sein jüngerer Bruder Alex. Und er kämpfte auch nicht so gut, wie sein Vater es gerne gehabt hätte. Er musste noch so viel lernen. Obwohl er schon sechzehn war, fühlte er sich furchtbar mittelmäßig. Er würde sie ganz bestimmt enttäuschen.
Nairna sah auf ihre
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