Historical Band 303
strömten über ihr Gesicht. Sie schützte ihn mit ihrem Körper, auch wenn sie wusste, dass sie damit ihr Leben riskierte.
Es kümmerte sie nicht. Sie musste bei ihm sein, und wenn es ihre letzten gemeinsamen Augenblicke waren. Brams Augen blickten benommen. Sie konnte kein Leben in ihnen entdecken. Sein Atem ging stoßweise, sein Blick war glasig.
Nairna schloss die Augen und wartete darauf, dass die Pfeile sie trafen.
Stattdessen hörte sie das Brüllen einer sich nähernden Armee. Plötzlich war der Feind von Bogenschützen umgeben, die auf ihn zielten. Inmitten der Männer des MacKinnon-Clans ritt Lord Locharr in voller Rüstung auf sie zu. Auf der gegenüberliegenden Seite kam ein anderer Edelmann geritten, der wahrhaft königlich gekleidet war. Mindestens zwanzig Männer ritten an seiner Seite. Und hinter ihnen kamen noch weitere, schwer bewaffnete Soldaten, Bogenschützen und Reiter.
Im gleichen Augenblick tauchte Marguerite aus ihrem Versteck im Wald auf und lief auf den Unbekannten zu. Aus der Ähnlichkeit zwischen den beiden schloss Nairna, dass der Mann ihr Vater sein musste.
Der Edelmann gab zwei Männern ein Zeichen. Sie eilten zu Marguerite und geleiteten sie zu ihm. Ruhig unterhielten sich die beiden.
Dann suchte der Blick des Mannes Lord Harkirk, der sich hinter seinen Soldaten zu verstecken versuchte. „Ich bin Guy de Montpierre, Duc D’Avignois“, sagte er.
Er ritt zu ihm und sah Harkirk abfällig an, als wäre der Engländer nur so etwas wie ein Insekt in seinen Augen. „Ich rate Euch, zu Eurer Burg zurückzukehren, wenn Ihr nicht wollt, dass ich mit Eurem König über diesen Überfall spreche. Vermutlich würde es ihn sehr interessieren, warum Ihr die Unruhe im Hochland immer noch mehr anheizt.“
Lord Harkirk gab seinen Männern das Zeichen, sich zurückzuziehen. Er funkelte den Duc wütend an, war aber klug genug, ihm nicht zu widersprechen. In kürzester Zeit zogen seine Männer ab, gefolgt von den Überlebenden aus Cairnross’ Truppe. Nairna atmete erst auf, als alle verschwunden waren.
Alex trat vor, um den Duc und Lord Locharr zu begrüßen. Nairna konnte hören, dass sie über Bündnisse sprachen.
Aber es gab etwas, worüber sie mit dem Duc sprechen wollte. Sie trennte sich von Bram und trat vor.
„Euer Gnaden“, sagte sie und machte einen Hofknicks. Duc D’Avignois schenkte ihr einen neugierigen Blick und wartete darauf, dass sie sprach. „Was ist mit dem Tod von Lord Cairnross?“ Sie machte sich Sorgen um Bram. Ob die Engländer ihn wegen Mordes anklagen würden?
Der Blick des Franzosen fiel auf den am Boden hingestreckten Leichnam. „Sollte jemand fragen, so kann ich bezeugen, dass der Earl im Kampf getötet wurde.“
Voll Dankbarkeit schloss Nairna die Augen. Alex warf ihr einen beruhigenden Blick zu.
„Da ist noch etwas“, brach es, trotz seiner ungeduldigen Miene, aus ihr heraus. „Dafür, dass er Frieden hält, verlangt Lord Harkirk Zahlungen von den Clans der Umgebung. Ihr würdet die Unterstützung vieler Menschen erringen, wenn Ihr Euren Einfluss dazu nützen würdet, dieser Sache ein Ende zu machen.“
„Ich will sehen, was ich tun kann“, antwortete der Duc.
Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln, und er wandte sich wieder Lord Locharr zu. Zufrieden, dass sie ihrem Clan helfen konnte, kehrte sie zu Bram zurück. Mit stoischer Miene umklammerte er immer noch sein Schwert.
„Bram“, flüsterte sie. „Es ist vorbei.“
Erleichtert schmiegte sie sich an ihn. Aber er reagierte nicht. Rührte sich nicht. Seine Faust umfasste das Schwert so fest, als gälte es immer noch, sein Leben zu verteidigen.
Sie konnte ihm es nicht aus der Hand lösen. Alex kam, um ihr zu helfen. Ihm gelang es schließlich, seinem Bruder das Schwert zu entwinden, und Nairna versuchte, Bram nach Hause zu führen. Sie musste alles tun, um ihn seiner Dunkelheit zu entreißen.
Er ließ es zu, dass sie ihn den Berg hinaufführte. Aber seine Hände waren eiskalt. Alex folgte ihnen. Nach einer kurzen Wegstrecke fanden sie Callum. Er kauerte auf einem flachen Stein, den Bogen und die Pfeile in einer Hand. Sein Blick war auf Marguerite und deren Vater gerichtet.
Die Sehnsucht in seinem Blick schmerzte sie. Für die Tochter eines Duc und einen dritten Sohn gab es keine Hoffnung auf eine Heirat. Er schien es zu wissen. Nach einiger Zeit wandte er sich ab und kam zu ihnen.
Sie erreichten die Bergkuppe und Nairna berichtete den Frauen, was geschehen war. Die meisten weinten vor
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