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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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besaß einen Ausgang, der zur Rückseite des Turms führte. Dort gab es einen breiten Graben, den die Männer angelegt hatten, um Angreifer abzuhalten. Jetzt war er zum Teil mit Wasser gefüllt. Nairna wollte schon gehen, als Marguerite sie aufhielt.
    „Ich weiß den Weg zu eurem Haus. Wenn du Laren hilfst, die anderen zusammenzurufen, gehe ich voran und führe sie. Ich kenne die Frauen nicht so gut wie du.“ Ihre angespannte Miene verriet ihre Angst. Aber sie schien zu allem entschlossen.
    „Gut“, stimmte Nairna ihr zu. Sie ging zu den Waffen und hoffte, noch einen Bogen für sich zu finden. Es gab aber nur noch eine Armbrust mit einem einzigen Bolzen. Sie nahm sie an sich. Dougal und Callum würden Hilfe benötigen. Und wenn sie auch keine Erfahrung im Kampf besaß, sie würde ihr Bestes tun, um die Frauen und Kinder zu beschützen.
    Der erstickende Rauch wurde immer schlimmer. Er biss in den Augen und brannte in den Lungen. Einige der Kinder begannen zu husten. Laren führte den Zug an. Ihre Töchter, die sie auf den Hüften trug, hielt sie fest an sich gepresst. Die Frauen folgten ihr.
    Nairna schloss sich ihnen an und achtete darauf, dass niemand zurückblieb. Marguerite schritt neben Callum. Keiner von beiden sagte ein Wort, aber Nairna entgingen Callums fürsorgliche Blicke nicht.
    Die beiden jungen Männer stellten sich an den gegenüberliegenden Seiten des Grabens auf, Callum nahe beim Turm und Dougal auf der anderen Seite des Ufers.
    Nairna kletterte mit Marguerite das Ufer hinunter ins Wasser. Mit gerafften Röcken watete sie durch das schlammige Wasser. Ihr Gewand saugte sich voll und wurde schwer von Nässe. Caen sprang ins Wasser und paddelte quer durch den Graben. Auf der anderen Seite sprang er an Land und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell.
    Nachdem es Nairna gelungen war, ans Ufer zu steigen, musste den anderen aus dem Wasser geholfen werden, besonders denen mit kleinen Kindern auf dem Arm.
    „Sucht Deckung unter den Bäumen“, sagte Nairna zu Marguerite und legte die Armbrust auf den Boden. „Ich bleibe bei Dougal und helfe den Frauen aus dem Graben.“
    Der Pfad, der zu ihrer Hütte führte, lief zwar an der Vorderseite der Burg vorbei, aber der Berghang war dicht mit Fichten bewachsen. Wenn sie sich in Deckung hielten, konnten sie es bis zum Kamm hinauf schaffen.
    Marguerite tat, was Nairna ihr sagte. Immer mehr Frauen mit ihren Kindern wateten durch den Graben, und Nairna half ihnen aus dem Wasser. Auch Agnes war dabei. Nairna schickte sie zu den anderen, damit sie sich bei ihnen verbarg. Zwischendurch suchte sie immer wieder beide Seiten nach Soldaten ab.
    Sie machte sich Sorgen um Bram. Lebte er noch? Oder war er schon tot? Gewiss konnte er besser ohne sie kämpfen, aber sie empfand die Trennung von ihm wie einen körperlichen Schmerz, der nicht aufhören wollte. Der Gedanke, ihn vielleicht ein zweites Mal zu verlieren, brachte ihr Herz zum Stocken. Sie glaubte nicht, dass sie es noch einmal ertragen könnte.
    Er war nicht mehr der Junge, in den sie sich einmal verliebt hatte. Er war ein Mann, der Folter und Düsternis erlebt und dabei fast sich selbst verloren hatte. Es war jetzt gleichgültig, dass er sie nie so sehr lieben würde, wie sie ihn liebte. Sie würde mit dem zufrieden sein, was er ihr geben konnte. Aber sie hoffte noch immer, dass er sie eines Tages mit anderen Augen sehen würde. Eines Tages würde sie ihm mehr bedeuten.
    Wenn sie heute überlebten.
    Callum nahm am Burgufer Stellung. Er hatte bereits einen Pfeil aufgelegt, aber seine Hände zitterten.
    „Kann er denn schießen?“, fragte sie Dougal leise.
    „Ich weiß es nicht.“ Der Junge schüttelte den Kopf. Die Lage war alles andere als beruhigend.
    Nairna kniete am Rand des Burggrabens und nahm die Kinder in Empfang, während deren Mütter mühsam aus dem Wasser kletterten. Caen lag zu Dougals Füßen.
    In dem Moment kamen die ersten Soldaten um die Ecke. Nairna blieb fast das Herz stehen.
    Großer Gott, was sollte sie nur tun? Sie gab das Baby, das sie gerade auf dem Arm hatte, seiner Mutter und griff nach der Armbrust. Dabei wusste sie nicht einmal, wie man damit zielte und noch weniger, wie sie den Bolzen abschießen musste. Und sie hatte nur einen Schuss.
    Bevor sie auch nur die Waffe heben konnte, schoss Callum einen Pfeil auf das Gesicht des Soldaten ab und dann noch einen zweiten, der den Mann im Herz traf.
    Sprachlos starrte Nairna ihn an. Unglaublich, was sie da gesehen hatte! Wie konnte er ein so

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