Historical Collection 04
mächtige Ritter hier vor ihr mochte ihr die geeigneten Mittel in die Hand geben.
„Ich glaube Euch.“ Sie fuhr mit den Fingern über die Maserung des frischen Holzes der Tischplatte. Die Oberfläche war noch kaum benutzt und dementsprechend rau. Mit dem Alter würde das Holz härter werden und eine feine, schimmernde Glätte erhalten. Emma zog Kraft aus dem Eichenholz – ihr Entschluss stand fest. „Ich wüsste etwas, womit Ihr Euren Feind noch härter treffen könntet.“
Ihr Vorhaben würde sie beide in Gefahr bringen. Aber wenn sie es nicht riskierte, würde sie letzten Endes womöglich doch an jenes Scheusal gebunden und misshandelt werden.
„Ich höre.“ Die flackernden Flammen im Kamin tauchten sein Gesicht in Schatten. Das Netz aus Narben, das seine Wangen verunzierte, kündete von einer Pein, die Emma sich nicht einmal vorzustellen wagte.
Sie atmete tief durch, ihr Herz pochte wie wild. Mit bebenden Fingern griff sie nach der Spange des Umhangs, den Gareth ihr gegen die Kälte gegeben hatte. Sie öffnete sie, ließ den Umhang zu Boden gleiten und streifte sich den Surcot – die langärmelige Tunika – ab. Danach machte sie sich eilig daran, die Schnürung der Cotte zu lösen, ehe sie der Mut verließ.
Sie hörte Gareth scharf Luft holen und schaute auf. Ihre Blicke trafen sich, und sie erkannte Überraschung in dem seinen. In seine Fassungslosigkeit mischte sich noch etwas anderes – etwas Ungezähmtes, Begieriges glomm in seinen Augen.
Emma wappnete sich für das, was sie würde tun müssen, und wickelte sich die Bänder ihrer Tunika um den Zeigefinger.
„Ihr müsst mir die Unschuld rauben.“
4. KAPITEL
U nzählige Fragen schwirrten Gareth durch den Kopf.
Wieso nur unterbreitete Lady Emma ihm ein solches Angebot? Glaubte sie ernsthaft, dass es ihren liederlichen Cousin scherte, ob sie ihre Unschuld behielt oder nicht? Gareth argwöhnte, dass diese hinterhältige Schlange sie so oder so verkaufen würde – ob sie nun unbefleckt war oder nicht.
Doch keine dieser Fragen kam ihm über die Lippen. Wie gebannt sah er Lady Emma mit geschickten Fingern die Schnürung ihrer verschlissenen roten Cotte lösen. Während sie diese abstreifte, spannte sich der Stoff um ihren schlanken Leib. Als sie sich so wand, präsentierte sie ihm ihre weichen, üppigen Rundungen, an die er sich noch zu gut erinnerte. Immerhin hatte er Lady Emma während der Flucht fest an sich gedrückt gehalten.
„Wollt Ihr mich?“ Sie hielt mitten in ihrem Tun inne. Die Cotte glitt ihr über die Schultern bis auf die Hüften hinab, sodass ihre Brüste nur noch von einem betörend fadenscheinigen Leibchen bedeckt waren.
Der Anblick verschlug Gareth den Atem, als sei er vom Pferd gestürzt. Es traf ihn wie ein Schlag, dass sie sich ausgerechnet ihm anbot – ihm, einem narbenübersäten Mann, von dessen Gesicht die meisten sich abwandten, sobald er sich näherte. Lady Emma jedoch schreckte nicht vor ihm zurück, und es war lange her, seit er eine Frau getroffen hatte, die nicht etwa seinen Makel, sondern ihn sah. Allein schon dieser Umstand hätte beinahe genügt, ihn ins Verderben zu führen.
Er merkte, dass er sie voller Begehren anstarrte, wusste sich aber nicht zu beherrschen. Wie verzaubert hielt er den Blick auf die Kontur ihres Körpers und die nackte Haut gerichtet, die ihr Leibchen preisgab. Lady Emma hatte das Kaminfeuer im Rücken, vor dem sich ihre Silhouette deutlich abhob. Gareth versuchte sich dazu zu bringen, den Blick zu heben und ihr in die Augen zu schauen, doch sein Mund gierte bereits danach, die Dame zu kosten.
„Ich bin versucht“, räumte er ein, wohl wissend, dass ihr Ruf durch diese Entführung ohnehin so gut wie ruiniert war. Ihre Ehrbarkeit würde künftig als zweifelhaft gelten, ob Gareth die Dame nun anrührte oder nicht. Warum sich also nicht nehmen, was sie so freizügig darbot? „Aber ich würde gern wissen, warum Ihr mich für etwas erkoren habt, auf das eigentlich nur der Gemahl ein Anrecht hat.“
Es juckte ihn in den Fingern, in den Stoff zu greifen, der sich um ihre Taille bauschte, und ihn ihr über die langen Beine bis hinab zu den Füßen zu streifen. Er wollte die Hände um ihren Körper legen, diesen unter dem Leibchen erspüren, eine jede Kurve und Senke erkunden, bis Lady Emma lautstark um sinnlichere Liebkosungen bettelte. In seiner Brust wallte Hitze auf, und er riss sich den Surcot vom Leib, um sein inneres Feuer zu lindern.
Hinter ihnen knisterte und knackte es
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