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Historical Collection Band 01

Historical Collection Band 01

Titel: Historical Collection Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGUERITE KAYE BRONWYN SCOTT MICHELLE WILLINGHAM ELIZABETH ROLLS
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Abrupt blieb er stehen, entsetzt über sein Verhalten.
    „Was ist passiert?“, fragte Loveday von der anderen Seite des Vorhangs.
    Das Blut rauschte ihm in den Ohren. „Nichts Schlimmes. Ein Bild ist umgefallen. Ich stelle es gleich wieder hin.“
    So sehr er sich auch danach sehnte, Loveday zu besitzen – er würde sie nicht noch einmal verführen. Mit tiefen gleichmäßigen Atemzügen versuchte er, den wilden Schlag seines Herzens zu beruhigen. Mit reiner Willenskraft gelang es ihm schließlich, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. Er wandte dem Vorhang den Rücken zu und ging zurück zum Tisch. Sein Blick fiel auf die Nachricht, die Loveday gegen den Kerzenständer gelehnt hatte. Ohne die geringste Scham zu empfinden, faltete er das Blatt auseinander und las:
    Everett ist gekommen, um die Bilder abzuholen. Wir wollen zusammen zu Abend essen. Ich bin bald zurück. L
    Eine kurze Nachricht, die allerdings alles Wichtige sagte. Nur, dass sie sich stilistisch grundlegend von allem unterschied, was Loveday früher an ihren Bruder geschrieben hatte. Sie hatte ein so enges Verhältnis zu ihm gehabt. Und Lionel hatte ihre tiefe Zuneigung erwidert. Aus Sorge um Lovedays Glück hatte er ihn einst voller Zorn gefragt, ob er beabsichtige, sie zu heiraten.
    Everett seufzte, als ihm einfiel, wie hilflos er sich in jenem Moment gefühlt hatte. Wie sehr die Vorstellung, so weit unter seinem Stand zu heiraten, ihn schockiert hatte. Er hatte sich ausgemalt, wie seine Familie auf eine solche Ehe reagieren würde. Und sein Gesicht hatte ihn verraten. Mit einem einzigen Schlag hatte Lionel ihn zu Boden geschickt.
    Entschlossen griff Everett nach dem Bleistift, der auf dem Tisch lag, und schrieb eine kurze Nachricht an Lionel unten auf das Blatt. Dann ging er zur Haustür.
    Dort wartete er auf Loveday, als sie schließlich hinter dem Vorhang hervorkam. Bei ihrem Anblick stockte ihm der Atem. Das lag nicht an dem Kleid, das sie trug. Es war grau, saß nicht besonders gut und war bis zum Hals zugeknöpft. Es lag an ihrem Haar. Sie hatte den strengen Knoten gelöst und die rotgoldenen Locken locker hochgesteckt. Einzelne Strähnen umspielten ihr Gesicht. Und sogleich verspürte er das alte Verlangen, seine Hände in dieser goldenen Fülle zu vergraben, die Haarnadeln zu lösen und zuzuschauen, wie die Locken ihr offen auf die Schulter fielen.
    Er hatte nicht vergessen, wie sehr es ihn erregt hatte, ihr Haar ausgebreitet auf dem weißen Kopfkissen zu sehen. Er hatte …
    Nein, daran durfte er jetzt nicht denken. Er musste sich zusammenreißen. Schließlich hatte er eben erst ein schriftliches Versprechen gegeben. Er hatte Lionel versichert, dass er sich Loveday gegenüber wie ein Gentleman benehmen würde.
    „Sie sollten einen Mantel anziehen“, sagte er, als er nach der Türklinke griff.
    „Nicht nötig.“ Sie zuckte die Schultern. „Ich bin nicht empfindlich.“
    „Seien Sie vernünftig. Es ist kalt draußen. Holen Sie Ihren Mantel!“
    „Ich besitze keinen“, gestand sie.
    Er starrte sie fassungslos an, während ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg.
    „Sie haben keinen Mantel? Warum nicht?“
    Ihre Lippen wurden schmal. „Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: weil ich ihn verkauft habe.“
    Schmerzhaft zog sein Magen sich zusammen. So schlecht hatte es finanziell bei den Trehearnes ausgesehen? Er wollte etwas sagen, hielt sich dann jedoch zurück. Die schlimmen Zeiten waren vorbei. Schließlich hatte er mehrere Bilder gekauft und die Kaufsumme bereits bei der Bank eingezahlt. Von nun an würde es Lionel und Loveday besser gehen.
    „Nehmen Sie meinen Mantel“, bot er ihr an. Und ehe sie ablehnen konnte, trat er zu ihr, beugte sich zu ihr hinab und legte er ihr das Kleidungsstück um die Schultern. Ein Fehler, wie er sogleich feststellen musste. Denn dabei stieg ihm der Duft ihres Haars in die Nase. Äpfel und Zimt! So süß, so bezaubernd, so verführerisch.
    Rasch wandte Everett sich von Loveday ab. Dennoch bemerkte er, dass auch ihr Atem plötzlich schneller ging. „Gehen wir“, sagte er, sich bewusst um einen unbeteiligten Ton bemühend. „Sie müssen hungrig sein. Ich jedenfalls bin es.“ Sein Hunger war allerdings weniger auf etwas Essbares gerichtet. Immerzu musste er an Lovedays wunderbar weiblichen Körper denken. Und als sie an ihm vorbeischritt – er hielt ihr die Tür auf –, bemühte er sich, nicht zu atmen, damit ihr Duft nicht erneut Wünsche in ihm weckte, die unerfüllbar waren.
    Gleich darauf

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