Historical Collection Band 01
werden uns an das Bündnis halten und weiteres Blutvergießen vermeiden.“ Krampfhaft schluckte sie und starrte Gunnar an, dessen Miene seine Wut nicht verhehlte.
Vor dem Eingang des Tunnels knackten Zweige. Trahern trat mit einem halben Dutzend Männern ein. Auf der Leiter am anderen Ende der Passage kletterten noch mehr O’Reillys herab, und die Normannen gerieten zwischen die Fronten.
„Kehrt zu Lord Maraloch zurück“, befahl das Clanoberhaupt den Kriegern. „Und richtet ihm aus, seine Braut wird nur zu ihm reisen, wenn er die Bedingungen des Friedensabkommens erfüllt.“ Im Fackelschein zeigte Traherns Gesicht Zorn und Entrüstung. „Über diesen Betrug werde ich noch ein Wörtchen mit ihm reden.“
Ohne Auder aus den Augen zu lassen, trat der normannische Anführer einen Schritt zurück. Schließlich trugen seine Männer den verwundeten Kämpfer hinaus, und er verschwand mit ihnen.
Auder eilte an Gunnars Seite. Vorsichtig berührte sie die Wunde. „Alles in Ordnung? Kannst du stehen?“
Fast schmerzhaft umklammerte er ihr Handgelenk. „Diese Hochzeit darf nicht stattfinden, Auder.“
Bevor sie antwortete, schwieg sie eine Weile. So sehr sie ihre Zukunft im Kreis des fremden Volkes auch fürchtete – noch schlimmer erschien ihr ein neuer Krieg zwischen den Normannen und ihrem Clan. Gunnars Blut befleckte ihre Fingerspitzen. Allein schon der Gedanke, er könnte ernsthaft verletzt werden, lastete bleischwer auf ihrer Seele.
„Ich habe keine Wahl.“
Am Abend
An den Hängen der Hügel loderten die Flammen zu Ehren des Gottes Bel, und der bewölkte Himmel sandte keinen Regen herab. Als die Beltane -Nacht begann, mischten sich die Mitglieder des Dalrata-Stamms unter die des O’Reilly-Clans. Trahern saß im Saal inmitten der großen Schar und schickte sich an, unterhaltsame Geschichten zu erzählen. Nach dem misslungenen Überfall der Normannen war die allgemeine Stimmung etwas getrübt. Abwechselnd bewachten Iren und Wikinger die Burg, obwohl die berechtigte Hoffnung bestand, die Krieger des Barons hätten sich tatsächlich zurückgezogen.
Halma saß neben Maeve O’Reilly, einer älteren Frau, die Klatsch und Tratsch liebte. Anerkennend nickte sie der Tochter ihrer Gesprächspartnerin zu, bevor sie weiterschwatzte.
Zum ersten Mal seit vielen Wochen sah Auder ihre Mutter lächeln. Als sie sich zu den beiden gesellte, griff Maeve nach ihrer Hand. „Du handelst ganz richtig, meine Liebe. Soeben erklärte ich Halma, dass ich kein anderes Mädchen kenne, das mutig genug wäre, den Normannen zu heiraten.“
„Ganz sicher bin ich mir noch immer nicht …“, begann Halma.
„Unsinn!“ Maeve lachte anzüglich. „So wie sie aussieht, wird ihr der Baron nach der Hochzeitsnacht aus der Hand fressen.“
Daran zweifelte Auder, doch das behielt sie für sich, denn sie wollte ihrer Mutter nicht den Abend verderben. Endlich wirkte Halma zufrieden, musste nicht mehr unter ihrer Einsamkeit leiden, und das war Maeve zu verdanken.
„Nach meiner Hochzeit“, fuhr die Frau fort, „machte ich meinen Gemahl immer wieder glücklich. Hätte ich ihn gebeten, mir die Sterne vom Himmel zu holen, wäre es ihm zumindest einen Versuch wert gewesen.“ Zu Halma gewandt, fügte sie hinzu: „Sorg dich nicht. Sie ist ein tapferes Mädchen, und du solltest stolz auf sie sein.“
„Das bin ich“, beteuerte Halma.
Mit diesen leisen Lobesworten trieb sie Auder Tränen in die Augen. „Sicher wird alles gut, Mutter. Genieß das Fest heute Abend.“
Dann ließ sie die zwei Frauen allein und blinzelte, bis die Tränen versiegten. Maeves Prophezeiung konnte gar nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Wie Auder nur zu gut wusste, fehlten ihr sämtliche nötigen Fähigkeiten, um einen Mann zu erfreuen.
Ihre Skepsis verdoppelte sich. Bedrückt ging sie zu der Versammlung rings um den Clanführer. Morren wanderte zwischen den Leuten umher und sorgte für ausreichend Speisen und Getränke, während Trahern die erste Geschichte erzählte.
Bald nahm seine Stimme einen geheimnisvollen Klang an und erzeugte eine magische Atmosphäre. Alle Zuhörer zog er in den Bann seiner Worte, und die anfängliche etwas düstere Laune der Menschen verflog. Allmählich verdunkelte sich der Abend zur Nacht, die Kinder schliefen in den Armen ihrer Mütter ein. Trahern umfasste die Hand seiner Frau und zog sie an seine Seite. Aus Morrens Nähe schien er Kraft und Trost zu schöpfen, und Auder beneidete die beiden um ihre Liebe.
Würde ein
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