Historical Collection Band 01
gefühlsmäßig wusste sie, was zu tun war. Sobald er seine Zungenspitze zwischen ihre Zähne schob, begegnete sie ihm mit ihrer.
„So ist es gut“, ermutigte er sie, und ihre Zungen spielten miteinander.
Ohne Zaudern erlaubte sie ihm, ihren Mund zu erforschen, und erwiderte seine Küsse mit einem hemmungslosen Hunger, als wäre er der letzte Mann auf Erden. Ihr Eifer und ihre Bereitschaft verdrängten all die vernünftigen Gründe, warum er Clár umwarb. Selbstvergessen küsste er Auder, bis er sich dabei ertappte, wie er seine harte Männlichkeit an ihrem Bauch rieb – vom heißen Drang getrieben, seine Lust zu stillen.
Abrupt riss er sich los und glaubte beinahe, er hätte Feuer gefangen. Auder rang nach Atem, ihr ganzer Körper bebte. Über einer Schulter floss ihr herrliches Haar, bis zu ihren Brüsten, die er so inbrünstig zu berühren wünschte. Er wollte ihr das Kleid vom Leib zerren, ihre Haut entblößen und beobachten, wie sich ihre Brustwarzen in der kühlen Luft erhärteten, die aufgerichteten Spitzen in den Mund nehmen, eine nach der anderen, bis sie stöhnte und die gleiche Begierde empfand wie er.
Möge der Himmel mir helfen – diesem Wahnsinn musste er entrinnen.
„War das … ein richtiger Kuss?“, stammelte Auder und umschlang ihre Taille, als versuchte sie alles in ihrem Innern beisammenzuhalten.
„Tut mir leid.“ Gunnar hob seinen Schild vom Boden auf und eilte an ihr vorbei, zum Ausgang am anderen Ende des Ganges, wütend auf sich selbst, weil er die Beherrschung verloren hatte. Von ihrer süßen Unschuld und ihrer Glut war er überwältigt worden – und gerade noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen. Sonst hätte er sie auf der Stelle mit seinem erhitzten Körper in Besitz genommen.
Keinen einzigen Blick warf er zurück, seine Gedanken überschlugen sich. Hätte er Auder bloß niemals geküsst – denn nun wusste er, was er bereits geahnt hatte.
Nicht Clár. Nie mehr.
Gunnar erreichte das Ende der Passage, Stimmen erregten seine Aufmerksamkeit, und er griff nach seiner Streitaxt.
Ohne Vorwarnung bewegten sich die Zweige des Unterholzes vor dem Ausgang des Tunnels, mehrere Männer stürmten hinein.
„Hinaus, Auder!“, schrie er und schwang die Axt empor.
Sie werden ihn töten, dachte Auder erschrocken. Daran gab es keinen Zweifel. Welche Macht sie anspornte, wusste sie nicht. Jedenfalls riss sie, statt Gunnar zu gehorchen, eine Fackel aus der Halterung neben der Leiter, die zur Burg hinauf führte. Wenn er nichts sah, konnte er nicht kämpfen.
Aus ihrer Kehle entrang sich ein Schrei, während sie durch den engen Gang rannte und das Dunkel mit der Fackel erhellte. Bald sah sie die normannischen Soldaten, ihre gezogenen Schwerter. Mit seiner Streitaxt verteidigte Gunnar den Gang. Mit seinem Schild schützte er sich.
Einer der Normannen wollte sich an Auder vorbeidrängen. Entschlossen schwenkte sie die Fackel hoch, und das Feuer versengte beinahe den Bart des Mannes. „So wahrt Ihr die Ehre, die Ihr dem Bündnis Eures Lords schuldet?“, fauchte sie. „Indem sich Eure Leute an unsere Burg heranpirschen wie gemeine Diebe?“
Erbost erwiderte der Anführer des Trupps ihren durchdringenden Blick. „Innerhalb weniger Stunden könnten wir die Burg erobern. Dann wäre das Bündnis überflüssig.“
Gunnar hielt die Streitaxt an den Hals des Mannes. „Versucht es, und Ihr werdet sterben.“
Vor lauter Entsetzen erstarrte Auder, als der Soldat vor der Waffe zurückwich und mit seinem Schwert Gunnars Bauch angriff. Im letzten Moment grub sich die Stahlspitze ins Holz des Schildes, und der Wikinger schlug die Streitaxt ins Gesicht des Mannes.
Verwirrt und fasziniert beobachtete Auder, wie Gunnar seinem wilden Zorn freien Lauf ließ, einem der legendären Berserker gleich. Einer der Normannen fiel zu Boden – ob tot oder lebendig, konnte sie nicht erkennen.
Dann entdeckte sie einen Soldaten, der sich aus der Richtung des Ausgangs heranschlich. Warnend schrie sie auf, Gunnar fuhr herum, ein Schild prallte gegen seinen Kopf. Aus einer Platzwunde an seiner Schläfe quoll Blut.
Mögen mir alle Götter beistehen, betete Auder stumm. Nein, sie würde nicht zulassen, dass die Soldaten ihn noch schwerer verletzten. Keinesfalls – solange sie die Macht besaß, es zu verhindern.
„Verschont ihn!“, flehte sie. „Ich bin Lord Maralochs Verlobte. Lasst den Wikinger frei, und ich begleite Euch in Euer Lager.“ Die Fackel erhoben, begegnete sie dem Blick des Anführers. „Wir
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