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Historical Collection Band 01

Historical Collection Band 01

Titel: Historical Collection Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGUERITE KAYE BRONWYN SCOTT MICHELLE WILLINGHAM ELIZABETH ROLLS
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der alte Mann wie angewurzelt stehen und unterbrach seine gereizten Anweisungen an seine Untergebenen mitten im Satz. Mit einem einzigen scharfen Blick hatte er die Situation erfasst. Schwert und Bogen seines Samurai lagen in der Ecke, und obwohl es Takeshi gelungen war, sein baumwollenes Untergewand überzustreifen, hatte die Zeit nicht gereicht, die schulterlangen Haare zu dem förmlichen Knoten zu schlingen, den zu tragen sein militärischer Rang vorschrieb.
    „Es wurde heute Nacht kein Fluchtversuch unternommen, Herr.“ Takeshi zog sich die gepanzerte Rüstung an und setzte den Helm auf. Doch bevor er zu seinem katana greifen konnte, hatte der Fürst einem seiner Wachmänner ein Zeichen gegeben, das Schwert an sich zu nehmen.
    „In der Tat sehe ich, dass meine Nichte sich in ihren Gemächern befindet, wie ich es befohlen hatte. Gleichwohl frage ich mich, ob sie dort wirklich sicher war.“ Der Fürst vermochte seine Wut kaum zu beherrschen. „Oder ob die größte Bedrohung für sie nicht hier, unter meinem eigenen Dach, lauerte.“
    „Die einzige Bedrohung, die ich sehe, seid Ihr.“ Zornig trat Miku vor, während die entrüsteten Gefolgsleute ihres Onkels zurückwichen. „Ich werde nicht …“
    „Was du tust oder nicht tust, entscheide ich“, fiel der Fürst ihr ins Wort. „Zieh dein festlichstes Gewand an und komm in die Empfangshalle.“
    „Ihr könnt Eure Nichte zu nichts zwingen.“ Takeshi trat zwischen Miku und ihren Onkel. „Sie ist Euch keinen Gehorsam mehr schuldig.“
    Der alte Mann wandte sich zu einem der Wachleute um. „Setz den Verräter gefangen“, befahl er und wies mit seinem knotigen Finger auf Takeshi. „Er wird hingerichtet … doch zuvor soll er zusehen, wie meine Nichte einem anderen angetraut wird.“ Er grinste tückisch und sah Takeshi an. „Du scheinst vergessen zu haben, dass du unbewaffnet bist.“
    Mit einem Schlachtruf wollte Takeshi sich auf seinen einstigen Befehlshaber stürzen, doch ein Dutzend Wachen mit gezogenen Schwertern hielt ihn auf.
    „Ihr folgt den Befehlen eines wehleidigen alten Mannes?“, brüllte Takeshi, als einer der Soldaten ihm die Klinge seines Schwerts an die Kehle hielt und ein anderer ihn mit einem Lederriemen fesselte. „Dann seid ihr keine wahren Samurai, denn Samurai sind Männer mit Mut und Ehre.“
    Außer sich vor Wut, zerrten die Soldaten den heftig Widerstand leistenden Takeshi aus Mikus Gemächern und rissen bei ihrem gewalttätigen Abgang eine der reispapierbespannten Schiebetüren aus ihrer Verankerung.
    Entsetzt verfolgte Miku das Geschehen, doch bevor sie etwas sagen konnte, ergriff der alte Mann wieder das Wort. „Wenn du nicht in spätestens einer Stunde in der Empfangshalle bist, wird dein Liebhaber sterben“, kündigte er an. „Dein Erscheinen hingegen sichert ihm einen Aufschub von ein paar Stunden, ehe ich sein elendes Leben beende. Du kannst es dir aussuchen“, knurrte er boshaft und wandte sich zum Gehen.
    Ohnmächtiger Zorn brodelte in Miku, als sie sich in aller Eile anzog. In mehrere Lagen scharlachroter, grüner und goldfarbener Seide gehüllt, verließ sie ihre Gemächer und sah nicht einmal mehr in den polierten Bronzespiegel, ehe sie sich auf den Weg durch die zahlreichen Korridore in den Trakt ihres Onkels machte.
    Würde Takeshi, unbewaffnet wie er war, eine Möglichkeit finden, sie zu schützen und sein Leben zu retten? Sicher nicht, sagte sie sich niedergeschlagen. Dass es ihm gelingen könnte, ist nur ein Traum, eine Fantasie, die ins Reich der Dichtung gehört .
    Stark gepudert und den sinnlichen Körper unter den steifen Gewändern verborgen, betrat sie die Halle. Sie hatte ihren Mund kleiner geschminkt, wie es die Mode vorschrieb, und ihr üppiges Haar mit langen Nadeln hochgesteckt, an deren Enden vergoldete Muscheln thronten. Bei ihrem Anblick klopfte Takeshi das Herz bis zum Hals. War es tatsächlich nur wenige Stunden her, dass Miku und er jene schicksalhafte Partie kaiawase gespielt hatten?
    Ihr Onkel beugte sich zu ihm. „Richte das Wort an sie oder tu deine … Verbindung … mit ihr auf irgendeine andere Weise kund, und du stirbst auf der Stelle“, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Kenntnis von ihrem Fehltritt wird ihr zukünftiger Ehemann erst nach dem Vollzug der Trauungszeremonie und der Unterzeichnung der Bündnisverträge zwischen unseren Familien erhalten.“ Der alte Mann ließ ein verächtliches Schnauben hören und setzte mit gesenkter Stimme hinzu: „Wenngleich du zu

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