Historical Collection Band 02
nickte Lady Bertrade. „So will ich sie Euch überlassen, Mylord.“
Elise sprach erst, als ihre Mutter außer Hörweite war, denn die mochte ihren Zorn in Simons Gegenwart beherrschen, nicht aber, wenn sie mit ihr allein war. „Nehmt meinen Dank hierfür entgegen, Mylord.“
Obwohl der Vorwand nicht mehr gegeben war, ließ Simon ihre Hand nicht los, sondern fuhr fort, ihre Finger zu küssen, und tupfte dann mit seinen Lippen über die empfindliche Haut ihres Handgelenks. „Elise, vergiss nicht, du bist nun die Herrin hier und musst niemandem als mir Rede und Antwort stehen.“
Seine Stimme, an sich schon tief, vertiefte sich noch, als er tröstend zu ihr sprach – der Klang vibrierte in ihr nach – und sein Mund auf ihrer Haut schien immer heißer zu werden. Als er ihr so überraschend gegenübergestanden, sie in seine Arme geschlossen und geküsst hatte, waren plötzlich alle Mahnungen ihrer Mutter wie weggeblasen gewesen, doch nun fiel ihr wieder ein, dass sie seine Nähe und seine Berührungen bereitwillig akzeptieren musste. Immer noch unsicher ob der beunruhigenden Dinge, die sie von ihrer Cousine gehört hatte, und die Mahnungen ihrer Mutter im Ohr, versuchte sie, die Lage zu meistern.
Ohne ihre Hand loszulassen, wandte er sich ihr zu. „Komm, meine Gemahlin, bemühen wir uns gemeinsam um unsere Gäste.“
Ein- oder zweimal wagte sie, ihm flüchtig ins Gesicht zu sehen, während er sie zurück in den Saal führte, wo sie von mehreren Gästen scherzend begrüßt wurden. Viele davon, die meisten seine Freunde oder Vasallen, stellte er ihr vor, wobei er sie die ganze Zeit über bei der Hand hielt. Da ihr Vater in Ungnade gefallen war, fand sie kaum eigene Verwandtschaft vor, denn die meisten wagten es nicht einmal, Simons Land zu betreten. Bald schon spürte sie seine Hand leicht, doch mit beruhigender Festigkeit an ihrem Rücken, und so dirigierte er sie behutsam durch das Gedränge.
Eben hatte Elise beschlossen, sich nicht an die Anweisungen ihrer Mutter zu halten, sondern sich von dem leiten zu lassen, was sie von Petronilla erfahren hatte, da bemühte auch Simon sich offen um mehr Vertraulichkeit. Als sie sich am Kopf der auf einem Podest stehenden Tafel zum Speisen niederließen, presste er unter dem Tischtuch verborgen seinen Schenkel gegen den ihren. Anfangs dachte sie, es sei Zufall, und er habe sich nur anders zurechtgesetzt, doch als sie ein wenig zur Seite rückte, spürte sie sein Bein erneut, und er schob einen Fuß zu ihr hinüber und rieb ihn an dem ihren.
Absichtlich! In ihrem Leib regte sich ein leises Beben, und kribbelnde Erwartung stieg in ihr auf.
Ganz bestimmt, er wollte diese Berührung wirklich! Sie ließ es zu und spürte den Druck seiner starken Muskeln an ihrem Bein. Dann wandte er sich ihr zu, und während er ihr von ihrem gemeinsamen Teller ein Häppchen geröstetes, saftiges Wildbret in den Mund schob, suchte er ihre Augen, und nicht nur sein sprechender Blick löschte ihre Zweifel, sondern er schob seine Hand, die auf ihre Schulter geruht hatte, sanft zu ihrer Taille, vergrub sie in ihrem Haar und spielte mit den seidigen Strähnen. Erneut nahm er ein Stückchen Fleisch und führte es an ihre Lippen.
Während sie aß, was ihr Gemahl ihr bot, und den Gesprächen an der Tafel folgte, kämpfte sie innerlich mit sich. Dann erhaschte sie Petronillas Blick; ihre Cousine nickte ihr ermutigend zu, und da wusste sie, sie musste die Gelegenheit ergreifen und sich so gebärden, wie ihr Gatte es bei einer Frau gern sah. Einen Augenblick hielt sie gespannt die Luft an, dann schob sie unter dem Tisch ihre Hand ganz langsam zu Simon hinüber und legte sie auf seinen Schenkel.
In hundert Jahren hätte Simon eine solche Geste von Elise nicht erwartet. Leicht, so leicht, dass er es zuerst kaum wahrnahm, glitt ihre Hand auf sein Bein und blieb dort liegen – nur eine Spanne breit von dem Körperteil entfernt, der sich sofort bemerkbar machte. Sanft fuhr sie über seinen Schenkel bis zum Knie und zurück.
Wild rauschte das Blut durch seine Adern, die unerwartete Liebkosung versetzte seinen Körper in Glut. Er war hin und her gerissen zwischen der Versuchung, sie sich hier und jetzt auf dem Boden des Saals zu eigen zu machen, und dem Bedürfnis, eine so zerbrechliche, liebliche Dame, wie sie es war, zärtlich zu behüten. Ihm blieb der Bissen, den er, gerade als sie ihn berührte, zu sich genommen hatte, fast im Halse stecken. Verzweifelt kämpfte er gegen den Hustenreiz an, der
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