Historical Collection Band 02
Elise bestimmt veranlasst hätte, ihre Hand fortzunehmen, und er wollte um nichts in der Welt, dass sie diese süße Folter beendete. Schließlich spülte er den Happen mit einem ordentlichen Schluck Wein hinunter. Dann bot er ihr den Becher so dar, dass ihr Mund, wenn sie trank, an derselben Stelle ruhen musste wie vorher der seine.
Als ihre rosigen Lippen den Becherrand berührten, hätte er schwören können, dass sie seinen Mund küsste. Er musste seine ganze Beherrschung aufbringen, um nicht ihre Hand zu nehmen und auf den Körperteil zu pressen, der nicht weniger heiß war als die Flammen, die nun durch seinen Körper schossen. Krampfhaft bemühte er sich um eine lässige Haltung, damit niemand gewahr wurde, was Elise mit ihrer Hand tat, und niemandem sein rasendes Verlangen auffiel. Nur Giles, sah er, bemerkte seinen Kampf – und nicht ohne Mitgefühl, wie ihm ein Blick seines Freundes kundtat.
Wie sollte er es nur bis zur Nacht durchhalten? Wie konnte er hier neben ihr sitzen, sie fühlen, sich an sie drücken, ohne sie einfach zu packen und in sein Schlafgemach zu zerren? Wie viel Beherrschung sollte er denn noch aufbringen? Schließlich ruhte ihre zarte Hand auf seinem harten Schenkel, dicht bei noch weit härterem Fleisch. Vielleicht half der Gedanke an ihre Unberührtheit und daran, dass sie als wohlbehütete Jungfrau zu ihm kam, daran, dass diese arglose Verführerin seine wahre Natur erkennen würde, wenn sie nur ihre Hand ein winziges Stück weiter bewegte? Als sie ihn erneut streichelte, hielt er den Atem an und raffte alle guten Vorsätze zusammen. Doch dann schaute er sie an, und der offen-naive Blick, den sie ihm schenkte – Sirene und Unschuld gleichermaßen –, vernichtete ihn und machte ihn auf der Stelle schwach.
Simon war überrascht darüber, dass sie ihm ihre Hand auf das Bein legte, so viel merkte Elise und dachte, er werde etwas gegen die kühne Geste einwenden. Stattdessen jedoch hob er seinen Becher an ihre Lippen und schaute ihr tief in die Augen, eine solche Glut strahlte darin, dass jede Frau es als Verlangen erkennen musste. Er reagierte viel stärker, als sie es aufgrund einer schlichten Berührung erwartet hätte; er atmete flach und abgerissen, während ihre Blicke sich trafen, und plötzlich fiel auch ihr das Atmen schwer. Er neigte den Becher, und während sie einen großen Schluck trank, stützte er mit einer Hand ihren Kopf. Ein Tröpfchen Wein rann daneben, das sie mit ihrem Mundtuch forttupfen wollte, doch schon neigte er sich zu ihr, leckte den Tropfen ab und drückte seine heißen, geöffneten Lippen auf die ihren, als wolle er ihre Würze schmecken, dabei wühlte er erneut seine Finger tief in ihr Haar – er schien das zu mögen – und vertiefte seinen Kuss, während er sie näher an sich heranzog.
Elise wurde ganz warm; ihre Brüste spannten und drängten ganz seltsam gegen den Stoff ihres Gewandes. Zuerst folgte sie nur den Anweisungen ihrer Mutter und ließ ihn gewähren, öffnete aber den Mund ein wenig. Dann fiel ihr ein, was Petronilla erzählt hatte, also seufzte sie leise, nur für ihn hörbar, an seinen Lippen und – noch kühner – streichelte schließlich mit der immer noch unter dem Tisch verborgenen Hand abermals seinen Schenkel, obwohl sie sich nicht sicher war, wie er es aufnehmen würde. Doch im nächsten Augenblick schob er ihr seine Zunge tiefer zwischen die Lippen und erforschte ihren Mund.
Hitze schoss ihr durch den Körper, und die köstlichsten Gefühle breiteten sich nicht nur dort aus, wo er sie berührte, sondern in all ihren Gliedern. Selbst zwischen ihren Beinen pochte diese Glut, und sie spürte, wie sie dort feucht wurde. Sie wusste nicht, wie lange der Kuss währte, bis lautes, grobes Lachen den Nebel der Leidenschaft durchbrach, der sie beide gefangen hielt.
Bei allen Heiligen, hier, vor allen Gästen, hatten sie eine solchen Kuss getauscht! Sie zuckte zurück, Lord Simon jedoch verharrte an ihrem Mund und ließ sich von den anfeuernden Hochrufen nicht in seinem Vergnügen stören. Elise zog die Hand unter dem Tisch hervor und drückte sie gegen seine Brust, bis er sich endlich von ihr löste, wobei er sie mit einem rätselhaften Ausdruck ansah, aus dem sie nicht lesen konnte, ob er erfreut oder verärgert war.
Das Herz klopfte wie rasend in ihrer Brust, und ihr war, als bekäme sie keine Luft. Ihre Lippen fühlten sich geschwollen an, genau wie ihre Brüste, und sie musste sich ermahnen, nicht mit den Fingern über
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