Historical Collection Band 03
umstanden von einigen Palmen und Sträuchern, und ritten weiter und weiter, während die Sonne heiß auf sie herabbrannte, den Himmel gleißend weiß aussehen ließ und den Sand zum Funkeln brachte wie einen Teppich aus winzigen Edelsteinen.
Juliette nahm wieder einen Schluck Wasser und merkte, dass Khalid sie dabei beobachtete. Sofort wurde sie von einer Hitze erfasst, die nichts mit der sengenden Sonne zu tun hatte. „Wie weit noch?“, fragte sie, um sich abzulenken.
„Es sind noch zwei Stunden.“
„Bis dahin wird es dunkel sein.“
Er nickte. „Wir werden dort ein Zelt aufschlagen und morgen früh die Gegend erforschen.“ Er sah gebannt zu, wie sie sich rasch mit der Zunge über die feuchten Lippen fuhr. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie sie ihn mit dieser Zunge liebkosen könnte, und schon im nächsten Moment war er hart vor Verlangen. Die Begierde nach ihr war fast schmerzhaft. Noch nie hatte er eine Frau so sehr begehrt wie Juliette. Es war diese einzigartige Mischung aus Trotz und Unschuld gewesen und ihre Entschlossenheit, unter allen Umständen ihre Würde zu wahren, die ihn zuallererst beeindruckt hatten. Doch je besser er sie kennenlernte, ihren scharfen Verstand, ihre Fähigkeit, über Dinge zu sprechen, die auch ihn faszinierten, desto mehr war es der Mensch und nicht nur das hübsche Gesicht und der verführerische Leib, der ihn bezauberte. Er bewunderte sie auch dafür, dass sie dem Leben an der Seite ihres Vaters nicht kritiklos gegenüberstand. Sie musste sich oft sehr einsam gefühlt haben, und damit hatten sie beide etwas gemeinsam.
Jeder Gedanke daran, sie zähmen zu wollen, war vergessen. Sie sollte so bleiben, wie sie war. Khalid wollte nichts an ihr verändern. Zwar glaubte er nicht daran, dass es so etwas wie verwandte Seelen gab. Zumindest war ihm bis jetzt so etwas nie begegnet. Er respektierte sie, aber dennoch wurde der Drang in ihm, sie zu nehmen, allmählich unwiderstehlich. Ihre Gespräche waren unendlich befriedigend, doch sein Wunsch, sie zu besitzen und von ihr in Besitz genommen zu werden, wurde von Moment zu Moment größer.
Bis sie ihr Ziel erreicht hatten, ließen ihn die hitzigen Bilder seiner Fantasie nicht los. Vorsichtig führte er sie zwischen den Spalten in den Felsen hindurch, die die verschollene Stadt die letzten Jahrhunderte so erfolgreich vor neugierigen Blicken geschützt hatten. Es begann zu dämmern, als Persimmanion schließlich vor ihnen auftauchte, und Khalid wurde es bewusst, wie impulsiv und vielleicht sogar töricht es von ihm gewesen war, Juliette an diesen Ort zu bringen.
Sie waren ganz allein mitten in der Wüste in einer Stadt, die wahrscheinlich erbaut worden war, um die Weiblichkeit, die die Göttin verkörperte, zu feiern. Khalid brachte sein Kamel neben Juliettes zum Stehen. „Siehst du? Der Tempel, in dem Shal’aal gefunden wurde, steht abseits von den übrigen Bauten.“
Juliette betrachtete stumm vor Staunen die Stadt, die mindestens auf drei Ebenen in den roten Stein geschlagen worden war. Die Zeichnungen hatten sie nicht vorbereitet auf diese Vollkommenheit, auf die Schönheit und die schwüle Sinnlichkeit, die der magische Ort verströmte. „Man hat fast das Gefühl, die Menschen könnten jeden Moment wiederkommen“, sagte sie ehrfürchtig. „Es ist atemberaubend.“
„Wir werden hinter den Hauptgebäuden zelten.“ Khalid sprang vom Kamel und schnalzte mit der Zunge, um Juliettes Reittier zum Knien zu bringen.
Sie kletterte recht ungelenk herunter. Nach dem langen Ritt tat es ihr überall weh. „Der Sattel sieht sehr viel bequemer aus, als er in Wirklichkeit ist“, sagte sie und verzog das Gesicht.
„Möchtest du ein Bad nehmen?“
„Du machst Scherze. Hier gibt es doch kein Wasser.“
Khalid lächelte nur und führte sie wortlos zu einem weiteren Durchgang, der in den Felsen gehauen worden war. Auf der anderen Seite gelangten sie zu einem Platz, der das Paradies auf Erden zu sein schien – eine geheime Oase! Es gab nicht nur ein natürliches Wasserbecken, sondern gleich drei, die übereinander angelegt waren und sich in einem Wasserfall ineinander ergossen. Im silbernen Licht des Vollmonds hatten sie eine dunkelblaue Farbe angenommen. Vom tiefsten Becken aus gelangte das Wasser in eine natürliche Rinne, die einst die Stadt versorgt hatte. Der Anblick war unendlich verlockend.
Khalid hatte bereits Umhang und Stiefel ausgezogen, also tat Juliette es ihm nach, löste den Verschluss ihres verstaubten Umhangs
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