Historical Collection Band 03
gefasst, Mylord. Ich weigere mich … ich werde nicht im wahrsten Sinn des Wortes Ihre Frau werden, bevor Sie mich umworben und erobert haben.“
Fassungslos sah Daniel sie an, ließ sie endgültig los und trat einen Schritt zurück. „Sie umworben und erobert?“
„Genau, Mylord.“ Alice nickte knapp, dankbar dafür, wie gut ihr langer Rock das Zittern ihrer Beine verbarg. „Wenn Sie wünschen, dass ich zur Gänze Ihre Frau und die Mutter Ihres Erben werde, dann müssen Sie mich zunächst davon überzeugen, dass Ihre Gefühle ebenso beteiligt sind wie andere Teile Ihres Körpers.“ Sie errötete leicht. Immerhin hatte sie zugegeben, wie wenig ihr seine Erregung entgangen war.
Erröte ruhig, dachte Daniel finster. Wie konnte dieses unreife Ding es wagen, herzukommen und ihn zu bitten – ach was, zu verlangen! – dass er um sie warb wie ein liebeskranker Jüngling? „Eher sterbe ich!“, fuhr er sie schroff an. Als Kind hatte er miterleben müssen, wie die Liebe seiner Mutter für seinen Vater auf vollkommene Gleichgültigkeit getroffen war, und wusste, dass tiefe Gefühle zerstörerisch und schmerzhaft waren.
Alice nahm ruhig ihren Umhang von einem Sessel, legte ihn sich um die Schultern und befestigte ihn am Hals. „Sie haben meine Bedingung gehört, Mylord.“
„Und Sie kennen meine!“, warnte er sie.
Ungerührt sah sie zu ihm auf. „Vielleicht wäre es Ihnen lieber, wenn wir die Hochzeit morgen absagten?“
Daniel runzelte verblüfft die Stirn. „Wir wissen beide, dass es dafür viel zu spät ist.“
„Wenn dem so ist, sehe ich Sie ja zweifellos morgen Mittag in der St. George’s Church.“ Und so rauschte Alice mit der königlichen Haltung einer Frau hinaus, die es verdiente, seine Countess zu werden.
Daniel schenkte sich neu ein, ließ sich achtlos in einen Armsessel fallen und blickte mit finsterer Miene in den leeren Kamin. Auch er hatte einen Entschluss gefasst: Er mochte ja gezwungen sein, zu heiraten und einen Erben zu zeugen, aber er hatte keine Absicht – nicht die geringste –, sich jemals in seine junge Gattin zu verlieben!
3. KAPITEL
I ch hatte nicht gewusst, dass der Duke of Stourbridge Ihr Trauzeuge sein würde.“ Alice bemühte sich, ein Gespräch mit dem Mann zu beginnen, der seit fünf Stunden ihr Gatte war. Sie saßen in einer Kutsche, die von vier vollkommen aufeinander abgestimmten Grauen gezogenen wurde, und befanden sich auf dem Weg nach Wycliffe Hall in Bedfordshire.
„Womit Sie andeuten möchten, dass Sie den ehrwürdigen Duke of Stourbridge für viel zu vornehm hielten, um sich vorzustellen, er könnte einer meiner Freunde sein?“ Daniel sah sie spöttisch von dem Sitz ihr gegenüber an.
Das habe ich wirklich gedacht, musste Alice insgeheim zugeben. Der Duke of Stourbridge war bekannt für seine Hochmut und Gewissenhaftigkeit, die er besonders bei seinen Aufgaben als angesehenes Mitglied des House of Lords bewies. Einen größeren Gegensatz zu Daniels Ruf als Lebemann und Spieler konnte man sich nicht denken.
Und dieser Mann mit dem gefährlichen Ruf ist jetzt mein Gatte, dachte Alice und erschauderte.
Das aufgesetzte Selbstbewusstsein vom vergangenen Abend hatte sich bereits heute früh verflüchtigt, als ihre Zofe und ihr Gepäck mit einer Kutsche des Earls bereits nach Wycliffe Hall vorausgeschickt worden waren. Das hatte ihr endgültig bewusst gemacht, dass sie nach der Hochzeit völlig in Daniel Wycliffes Macht stehen würde. Er würde das Recht haben, mit ihr zu tun, was immer ihm beliebte.
Dass er so umwerfend attraktiv ausgesehen hatte, als sie sich das Eheversprechen gaben, hatte sogar noch mehr zu ihrem Unbehagen beigetragen. Wenn sie nun heute Nacht – wie ja beinahe schon gestern Abend – nicht fähig sein würde, Daniels Verführungskünsten zu widerstehen? Wie zweifellos schon viele Frauen vor ihr …
„Hawk und ich waren zusammen auf der Universität.“ Daniel erbarmte sich der offensichtlichen Unruhe seiner Braut, je mehr sie sich Wycliffe Hall näherten. Heute würde sie die erste Nacht auf dem Landsitz verbringen, der von jetzt an ihr Zuhause sein würde. Ihr einziges Zuhause, wenn es nach ihm ginge. Daniel wollte Alice hierlassen, wenn er in einigen Wochen nach London zurückkehrte. Und am besten eine Alice, die ein Kind erwartete. Er hoffte, es würde ihm gelingen, sie in den ersten Wochen ihrer Ehe zu schwängern.
Zwar hatte er kurz die Lage überdacht, nachdem Alice ihn am vorigen Abend verlassen hatte, aber er schenkte
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