Historical Collection Band 03
fast zusammen. Lady Katherine schenkte ihm ein wehmütiges Lächeln. „Welch ein sonderbares Paar wir sind – beide von ihren Liebsten verschmäht.“
Impulsiv drückte er ihre schmale Hand. Wenn er nicht aufpasste, würde er die zarten Knochen mit seinen kraftvollen Fingern womöglich zerquetschen. So ungeschickt kam er sich vor. Aber er wollte sie nicht loslassen.
Katherine starrte unglücklich in den Hof. „Wer von uns soll zuerst hinabspringen?“
Unwillkürlich lachte er. „Würden wir uns … das Leben nehmen, wäre es eine schwere Sünde.“
„So oder so ist unser Leben zerstört“, murmelte sie und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, was er nicht gestattete.
Er griff sogar noch nach ihrer anderen. Und Katherine wehrte sich nicht dagegen.
Gleich würde sie seine Finger abschütteln. Jeden Moment.
Katherine hob ihren Blick zu dem normannischen Ritter, der vor ihr stand. Ungewöhnlich groß, mit blondem Haar, mit kraftvoller Statur. Was um alles in der Welt hatte sie hier mit Sir Ademar zu schaffen? Sie kannte ihn kaum, obwohl er sich seit fast zwei Wochen in der Burg aufhielt – einer der Bewerber um ihre Hand.
Doch er war nicht der Mann, von dem sie träumte.
Oh, sie fand Ademar sehr freundlich, und er zählte zu den besten Kriegern. Vielleicht hätte sie seinen Heiratsantrag angenommen, wäre sie nicht so schrecklich verliebt in Ewan MacEgan gewesen.
Allein schon der Gedanke an Ewan erregte ihr Bedürfnis, die Faust gegen den steinernen Wall zu schmettern. Er hatte sie um Verzeihung für das Unrecht gebeten, das ihr durch seine Schuld zugefügt worden sei. Dass er in Liebe zu Honora entbrennen würde, habe er nicht ahnen können, betonte er immer wieder.
Die ältere Schwester fürchtete nichts und niemanden. Ein Schwert in der Hand vermochte sie jeden Mann zu bezwingen. Ihre Siege waren legendär, und Katherine beneidete sie um ihre Kraft.
Insgeheim wünschte sie sich, sie wäre nicht die brave Schwester. Was verdankte sie ihrer Sanftmut? Ein gebrochenes Herz. Durch ihre Adern strömte bitteres Leid gleich ätzender Säure.
Erst letzte Nacht hatte sie beobachtet, wie Honora und Ewan einander in die Arme gesunken waren. So leidenschaftlich hatten sie sich liebkost, als würde es auf dieser Welt nichts außer ihrem Glück geben. Für die beiden schien sie nicht mehr zu existieren.
Obwohl sie vor Kälte erstarrte, nahm sie den Regen kaum wahr. Nie zuvor war sie so wütend gewesen, so wild entschlossen, zwei Menschen zu verletzen, die ihr nahestanden. Ja, sie wollte Ewan und ihre Schwester grausam bestrafen, sie genauso schmerzlich verwunden, wie sie ihr in der Seele wehgetan hatten.
Ohne lange zu überlegen, entriss sie Ademar ihre Hände, umfasste sein Gesicht und zog seinen Kopf zu ihrem Mund herab. Seine Lippen fühlten sich warm und feucht an. Das hatte sie nicht erwartet. In seinem Atem schmeckte sie Wein, vermischt mit Regen. Sofort erhitzte sich ihre Haut, während irgendetwas Verbotenes in ihr erwachte.
Ademar erwiderte den Kuss und zog sie an seinen harten, muskulösen Körper. Dass seine und ihre Kleidung durchnässt und dass er beinahe ein Fremder war, spielte keine Rolle. Katherine spürte, wie in ihrem Blut ein Feuer entstand, das ein drängendes Verlangen entfachte.
Fühlt man sich so, wenn man jemanden betrügt? Erhitzt und wollüstig?
Plötzlich wich er zurück. Ihre Wangen brannten. Wozu im Namen aller Heiligen hatte sie sich hinreißen lassen?
„Tut mir leid …“, würgte sie hervor. „Was heute geschah – brachte mich dermaßen in Zorn …“ Tränen schnürten ihre Kehle zu, denn sie bedauerte den Kuss nicht im Mindesten. Nur eins bereute sie – niemals hätte sie Sir Ademar benutzen dürfen.
Dem Himmel sei Dank – er schweigt …
Mit einem Daumen strich er ihr eine feuchte Strähne von der Stirn. Von seiner Berührung erregt, bebte sie. Unaufhörlich rauschte der Regen herab, tränkte ihre Kleider, und sie gewann den Eindruck, die Tropfen würden auf ihre nackte Haut prasseln. In der Kälte richteten sich die Spitzen ihrer Brüste auf und wurden hart.
Der Ritter starrte sie an, als hätte er sie nie zuvor gesehen.
„Bitte, Sir Ademar, was …“
Unvermittelt legte er eine Hand in ihren Nacken und hob ihr Gesicht zu seinem empor. Langsam begann er sie wieder zu küssen, unternahm einen sinnlichen Angriff, und sie gestattete ihm, die Form ihres Mundes kennenzulernen.
Einige Männer hatte sie bereits geküsst, aber noch keinen, der sich mit Ademar
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