Historical Collection Band 03
Donner beunruhigte ihn. Falls sie noch länger im Freien blieb, noch dazu allein, drohten ihr Gefahren durch die unberechenbaren Elemente.
Als er die steinerne Plattform betrat, durchnässte der heftige Sommerregen im Nu sein Haar. Auf dem Weg zu Lady Katherine probte er, was er sagen würde. Er musste sie einfach nur vor dem heranziehenden Gewitter warnen, ihr vorschlagen, in der Burg Schutz zu suchen. Weiterer Äußerungen bedurfte es nicht.
Sie drehte sich zu ihm um. In ihren Augen flammte Ärger auf. „Jetzt wäre ich lieber allein.“
Bald wird ein Gewitter losbrechen, wollte er erklären. Aber seine Zunge klebte am Gaumen, und er konnte nur den Kopf schütteln.
Er war ein Mann weniger Worte. Viel geredet hatte er noch nie. Wenn er etwas sagen musste, durchlitt er Höllenqualen. Manchmal stammelte er irgendetwas, das er gar nicht aussprechen wollte. Hätte er seine Kampfkraft auf den Schlachtfeldern nicht oft genug bewiesen, würden ihn alle Männer verspotten. Sogar sein Vater verabscheute ihn.
Schließlich holte er tief Atem. „Es … es regnet.“
Als ob sie das nicht wüsste … Für welch einen beschränkten Narren mochte sie ihn halten? Brennende Röte in den Wangen wollte er sich entfernen.
Doch sie rief ihn zurück. „Wartet, Sir Ademar!“
Da erstarrte er und fürchtete beinahe das Mitleid zu erkennen, das ihre Miene zweifellos bekunden würde.
Katherine seufzte abgrundtief. „Natürlich könnt Ihr hierbleiben. Ich bin nur nicht in der Stimmung für ein Gespräch.“ Die Hände vor der Brust gefaltet, schaute sie in den Burghof hinab.
Das bin ich auch nicht, dachte er. In sicherem Abstand von der geliebten Frau lehnte er eine Schulter gegen die hintere Mauer. Unter Lady Katherines Schleier glitt eine schwarze Haarsträhne hervor und ruhte an ihrer Wange. Dieser verbotene Anblick führte seine Fantasie in Regionen, die sie nicht erreichen dürfte.
Im strömenden Regen schmiegte sich der milchweiße Bliaut, das Oberkleid Ihrer Ladyschaft, an volle Brüste. Ademar stellte sich vor, wie es wäre, die weichen Rundungen zu berühren.
Nur mit einiger Mühe konnte er seinen Blick zum Burghof lenken.
Beinahe im Flüsterton brach sie das Schweigen. „Er will mich nicht heiraten.“
Wen sie meinte, wusste er. Lady Katherine hatte ihr Herz an Ewan MacEgan verloren, den Bruder eines irischen Königs. In ihren Augen hatte Ademar Leidenschaft gelesen. So würde sie ihn niemals betrachten.
Aber was in Gottes Namen bedeuteten ihre Worte? Der Ire wollte sie nicht zur Frau nehmen? Erst am Vortag hatte sie verkündet, MacEgan sei ihr Auserwählter.
Hat der Mann sie abgewiesen?
Diese Frage sprach er nicht aus, denn sie wünschte offensichtlich keine Erörterung des Themas. Am liebsten hätte er ihr versichert, der Mann sei ein Schwachkopf, und sein Mitgefühl beteuert, in der selbstsüchtigen Hoffnung, sie würde ihn in einem neuen Licht sehen. Stattdessen legte er seinen Umhang ab und reichte ihn ihr.
Als sie das Kleidungsstück entgegennahm, erwiderte sie seinen Blick. Dann hüllte sie sich in den Wollstoff, den er mit seinem Körper erwärmt hatte, und Ademar hielt diese Geste für den besten Ersatz einer Umarmung, den er jemals genießen würde. „Ihr müsst nicht hierbleiben“, bemerkte sie leise.
„Das möchte ich“, entgegnete er wahrheitsgemäß. Obwohl er nicht verstand, wieso er es wagte, trat er an ihre Seite und ließ seine Hände auf den nassen Stein sinken. Wäre der doch mutig genug, noch mehr zu sagen … Doch er würde nur stottern und sich lächerlich machen, und so schwieg er.
„Nun wird MacEgan meine Schwester heiraten.“ Katherine wandte sich von ihm ab. „Das hat sie Euch vermutlich erzählt.“
Ademar zuckte die Achseln. Kurzfristig hatte er erwogen, Honora St. Leger zu ehelichen, Katherines ältere verwitwete Schwester. Aber er hatte seine Werbung schnell beendet, da sie ihr offenbar peinlich gewesen war.
Letzten Endes hatte sie behauptet, sie sei nicht bereit, irgendwen zu heiraten.
„Von … Anfang an war ich nicht der Mann, den sie sich wünschte.“ Deutlich genug hatte er Honora gezeigt, wie sehr er sie bewunderte. Trotzdem war sie unfähig gewesen, einer Verlobung zuzustimmen – und wenigstens so ehrlich, das einzugestehen. Sie hatte sich sogar für die Vorspiegelung falscher Tatsachen entschuldigt.
Eigentlich müsste er ihr zürnen. Stattdessen fühlte er sich seltsamerweise erleichtert.
Eine kalte Hand bedeckte seine. Vor lauter Verblüffung zuckte er
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