Historical Collection Band 03
seines Dolchs. Mit einem kurzen Seitenblick bedeutete er seiner Braut, sie würden notfalls kämpfen.
„Was wollt Ihr, St. Leger?“, fragte er den Anführer des Trupps.
Auch Lord Ceredys lenkte sein Pferd näher an das Paar heran und grinste höhnisch. „Haben wir Euch aus Eurem Liebesnest gescheucht, Lady Katherine?“
Erbost rief Katherine: „Lasst uns in Ruhe und kehrt nach Ceredys zurück, wie es mein Vater befohlen hat.“
„Der Befehl Eures Vaters interessiert mich nicht“, erwiderte er in sanftem Ton und wandte sich zu Ademar. „Dank Eurer Bemühungen, Dolwyth, ist Lady Honora entkommen.“
Obwohl Ademar lächelte, sah Katherine hellen Zorn in seinen Augen funkeln. Noch nie hatte er in ihrer Gegenwart so wilde Wut bekundet. „Oh, es war mir ein Vergnügen, die Lady vor Euch zur retten, Sir.“
John zog sein Schwert. Aber ehe er es schwingen konnte, blockierte Ademar die Klinge mit seiner eigenen.
„Kämpft gegen mich, wenn Ihr es wagt!“, forderte er seinen Feind heraus.
Wenn er sich auch im Nachteil fand, weil John zu Pferde war – das beeinträchtigte seine Kampfkraft keineswegs. Blitzschnell glitt seine Waffe zwischen der rechten und der linken Hand hin und her, und so bot er John kaum eine Gelegenheit, sich zu verteidigen. Fasziniert beobachtete Katherine das Gefecht. Und so bemerkte sie die beiden Krieger, die ihre Arme packten, viel zu spät.
„Ademar!“, kreischte sie erschrocken.
Nur für eine Sekunde lenkte sie die Aufmerksamkeit des Ritters auf sich, und John schlug zu.
Gellend schrie Katherine auf, als sie Ademar stürzen und Blut auf Ceredys’ Schwert glänzen sah. Tränen verschleierten ihren Blick, und sie nahm kaum wahr, dass sie auf ein Pferd gehoben wurde. In abgrundtiefer Verzweiflung betete sie um ein Wunder, während sie entführt wurde und über ihre Schulter die reglose, verkrümmte Gestalt ihres Verlobten anstarrte. Ein dumpfer Schmerz krampfte ihr Herz zusammen.
Bitte, Allmächtiger, lass ihn am Leben, denn ich will ihn heiraten …
5. KAPITEL
I n den ersten Tagen hatte Katherine unentwegt um ihre Rettung gebetet. Sicher hatte ihr Vater seine Männer beauftragt, sie zu suchen. Aber niemand befreite sie.
Ereignislos verstrich die Zeit. Und allmählich gingen ihre Angst und ihr Kummer in Zorn über. John hatte ihre Handgelenke und Fußknöchel an Eisenringe in der Steinwand einer Vorratskammer auf Ceredys gekettet. Inzwischen waren die spärlichen Speisen, die man ihr gewährt hatte, ranzig geworden.
Lord Ceredys wollte sie benutzen, um ihre Schwester hierher zu locken. Offenbar grenzte seine Besessenheit von Honora an Wahnsinn. Für diesen Mann gab es nur ein einziges Bestreben – er musste die Frau, die er so leidenschaftlich begehrte, zurückholen. Über nichts anderes sprach er, wenn er nach Katherine sah.
Und Ademar?
Wahrscheinlich war er tot. Bei diesem Gedanken spürte Katherine eine schmerzhafte Leere in ihrer Brust. Krampfhaft bemüht, ihre Gefühle für Ewan zu vergessen, hatte sie Ademars Siegeszug in ihr Herz nicht bemerkt. Nicht nur ihr Freund war der kraftvolle, vertrauenswürdige Ritter geworden, sondern auch ihr Liebhaber.
Sein Stottern erschien ihr unwichtig. Um ihr zu zeigen, was sie ihm bedeutete, hatte er keiner Worte bedurft.
Hatte er sie geliebt? Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, und Katherine wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen und ihm erklären, was sie für ihn empfand. Wenn er, dank der Gnade des Allmächtigen, dem Tod entronnen war, würde sie nie mehr von seiner Seite weichen.
Als seine Gemahlin wollte sie sein Leben teilen. Aber dafür war es vielleicht zu spät. In ihren Augen brannten Tränen. Sie zu vergießen, würde ihr nichts nützen. Stattdessen musste sie einen Fluchtweg aus diesem Gefängnis finden.
Wie eine Antwort auf ihre Gebete erklang die Stimme eines Wächters. „Bring sie heraus.“
Dann schwang die Tür auf. Ein Bewaffneter nahm ihr die Ketten ab. Dabei versuchte Katherine ihm seinen Dolch zu entreißen. Mit einem brutalen Schlag in ihr Gesicht schleuderte er sie zu Boden. Von der Gefangenschaft geschwächt, brachte sie keine neue Kampfkraft auf. Hilflos musste sie erdulden, dass er ihre Handgelenke mit je einem Strick umwand und die Enden hinter ihrem Rücken festhielt, ehe er sie auf die Beine zerrte und aus der Vorratskammer ins Freie stieß.
Vom Sonnenlicht geblendet, kniff sie die Augen zusammen. Ehe sie sich orientieren konnte, zog der Mann eine Kapuze über ihren Kopf. Sie merkte,
Weitere Kostenlose Bücher