Historical Collection Band 03
Ademar den Griff seines Schwerts. „Ich suche Lady Katherine of Ardennes, die von Lord Ceredys gefangen genommen wurde.“
Unvermittelt stürmte der Riese vor und schwang seine Waffe. Geschickt parierte Ademar die Attacke und sprang aus der Reichweite seines Gegners.
Als er erneut angegriffen wurde, nahm er sein Schwert blitzschnell in die andere Hand und ritzte die Wange seines Widersachers blutig. „Wo ist sie?“
„Verschwunden. Lord Ceredys’ Krieger brachten sie zur Küste.“
Der Akzent klang vertraut. Ein irischer Tonfall? Ademar musterte den Mann etwas genauer, und seine Vermutung schien sich zu bestätigen. „Seid Ihr ein MacEgan?“
Die Augen des Riesen verengten sich. „Trahern MacEgan, so lautet mein Name.“
Da senkte Ademar sein Schwert. Mit der Frage, wie der Mann nach Ceredys gelangt war, vergeudete er keine Zeit. „W… wenn Ihr ein Bruder Ewans seid, dann – dann sollten wir einander nicht bekämpfen.“ Zähneknirschend fügte er hinzu: „Ist er hier?“ Er hatte geglaubt, Ewans und Honoras Flucht zur Insel Erin wäre gelungen. Vielleicht eine trügerische Hoffnung …
„Um Lady Honora zu schützen, kehrte Ewan an die Küste zurück“, antwortete Trahern MacEgan. „Nun trommle ich diese Leute zusammen. Mit vereinten Kräften werden wir Lord Ceredys bekämpfen. Hier ist Eure Lady Katherine nicht die einzige Gefangene.“
„Auch hinter mir steht ein Heer“, erklärte Ademar und wies in die Richtung der Bäume, wo Lord Ardennes mit seinen Kriegern wartete.
Obwohl Trahern lächelte, wirkte seine Miene bedrohlich. „Allzu lange wird John of Ceredys diese Festung nicht mehr befehligen.“
Tief über den Pferdehals gebeugt, galoppierte Ademar zur Küste. Auf halber Höhe des Abhangs stand Katherine zwischen zwei berittenen Wachtposten, Stricke fesselten ihre Handgelenke, der Meereswind peitschte schwarze Haarsträhnen, die unter dem Schleier hervorflatterten, um ihr Gesicht.
John of Ceredys hatte sich mit Honora am Ufer postiert. Hinter ihnen schäumten weiße Wellen.
Während Ademar aus dem Sattel sprang und zu Katherine stürmte, hörte er Ceredys rufen: „Tötet sie!“
Einer der Soldaten, die Katherine festhielten, packte sie an den Schultern, der Zweite zog seinen Dolch. Offensichtlich wollte er mit der spitzen Klinge ihre Brust durchbohren.
Um den Mord zu verhindern, war Ademar zu weit entfernt. Verzweifelt schrie er auf, so schnell wie möglich stolperte er den Hang hinab. Rasender Zorn, wie er ihn nie zuvor gekannt hatte, mischte sich in die eisige Angst, Katherine zu verlieren. Wenn ihr etwas zustieß, würde er sein Leben opfern, um sie zu rächen.
Über alles in der Welt liebte er sie. Dass sie sich nach einem anderen sehnte, spielte keine Rolle. Sie hatte ihm die Ehe versprochen. Selbst wenn er niemals mehr als freundschaftliche Gefühle von ihr erwarten durfte – dankbar würde er den Teil ihres Herzens annehmen, den sie ihm schenken wollte.
Sobald er seine Waffe gezückt hatte, erkannte er, wie sie sich retten musste.
„Das Schwert, Katherine!“
Ob sie den Ruf über der tosenden Brandung hörte oder nicht – sie kämpfte um ihr Leben. Mit aller Kraft rammte sie ihren Kopf gegen die Nase des Soldaten, der sie festhielt. Unwillkürlich lockerte er seinen Griff, und sie eignete sich blitzschnell sein Schwert an, schwang es empor und schlug dem anderen Krieger den Dolch aus der Hand. Sekunden später bahnte Ewan MacEgan sich einen Weg durch das Gedränge und setzte beide Männer außer Gefecht.
Heiße Eifersucht stieg in Ademar auf. Verdammt, er hätte zur Stelle sein müssen, um Katherine zu befreien und zu schützen. Nicht Ewan.
Halb und halb erwartete er, sie würde in die Arme ihres Retters sinken. Gott helfe mir – lieber sehe ich den Iren tot, bevor er sie auch nur mit seinem kleinen Finger anfasst …
Ewan starrte sie entgeistert an. Offenkundig verblüffte ihn ihr Verhalten. Doch sie kümmerte sich nicht um ihn. Stattdessen sprach sie mit ihrer Schwester.
Was die beiden erörterten, verstand Ademar nicht. Hastig steckte er sein Schwert in die Scheide und eilte zu ihnen. „Katherine“, sagte er leise.
Da drehte sie sich um, und er las ungläubiges Entzücken in ihren Augen. Als sie sich an seine Brust warf, konnte er kaum atmen und umarmte sie so fest, dass er fürchtete, ihr wehzutun.
„Oh, du lebst!“, flüsterte sie. „Das wagte ich nicht zu hoffen.“
Sie erhob sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn, und er schmeckte Salz.
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