Historical Collection Band 03
Erklärung.
Im Dämmerlicht wirkten ihre dunkelblauen Augen unergründlich. Deshalb wagte er es nicht, Katherine zu berühren, denn er fürchtete, sie würde von ihm wegrücken.
„Wirst du mich küssen?“, fragte sie.
Danach sehnte er sich, doch er misstraute sich selbst. Ein Kuss würde zu intimeren Zärtlichkeiten führen und ihr womöglich Angst einjagen. Wenigstens hauchte er einen flüchtigen, eher freundschaftlichen als sinnlichen Kuss auf ihren Mund.
Sie zögerte und öffnete die Lippen. Offenbar wollte sie etwas sagen.
Dann besann sie sich anders und stand auf. „Gute Nacht“, wisperte sie.
Ademar hörte sie ins Zelt gehen. Aber er beobachtete sie nicht. Diesen Schlafplatz sollte sie allein beanspruchen. Niemals würde er ihre Ruhe stören. Er öffnete die Schnalle seines Schwertgurts und legte ihn in seine Reichweite, falls er eine Waffe brauchen würde.
„Schläfst du da draußen im Gras?“, erklang Katherines Stimme.
„Ja.“ Unverwandt starrte er ins Feuer, und seine Fantasie beschwor Erinnerungen an die letzte Nacht herauf. Er hatte sie auf sein Bett gelegt, ihre unverhohlene Leidenschaft genossen … Solche Gedanken konnte er nicht verscheuchen. Plötzlich spürte er, wie das Verlangen zwischen seinen Schenkeln wuchs, wie sein Schaft sich aufrichtete und hart wurde.
Grimmig schloss er die Augen und versuchte an etwas anderes zu denken.
„Wird das auch in unserer Ehe so sein?“ In Katherines Frage schwang eine gewisse Enttäuschung mit.
Beim Himmel, was wollte sie von ihm? Er nahm doch nur Rücksicht auf ihre Bedürfnisse.
Er streckte sich im Gras aus, stützte sich auf einen Ellbogen und legte den Kopf in seine Handfläche. Gegen seinen Willen spähte er zum Zelt. Die Klappe war beiseite gezogen, und er sah Katherine am Boden sitzen. Inzwischen hatte sie ihren Zopf entflochten. Wie Wellen aus schwarzer Tinte ergossen sich ihre Haare über die Schultern. Ordentlich zusammengefaltet lag der Schleier neben ihr.
„Komm herein, schlaf hier drinnen“, bot sie ihm an.
Wollte sie nur höflich sein? Oder war die Einladung ehrlich gemeint?
„Das Gras ist sehr bequem.“ Die ganze Nacht würde er wach bleiben und vom Duft ihrer Haut träumen.
„Ademar …“ Sein Name ertönte wie verführerischer Sirenengesang. Fast unwiderstehlich …
„Das … kann ich nicht, Katherine.“
„Warum nicht?“
„Weil ich mich diesmal in deiner Nähe nicht bezähmen könnte. Du würdest mich in dir aufnehmen und wärst keine Jungfrau mehr.“
Zu seiner Bestürzung lächelte sie.
Noch nie hatte sie den Ritter so verstört gesehen. Sein Gesicht war gerötet. Und er starrte die Bäume an, als fürchtete er, sie würden Feuer fangen.
Ihr Herz flog ihm entgegen. Offensichtlich brachte sie ihn aus der Fassung, und dieser Erkenntnis verdankte sie ein wundervolles Machtgefühl. Alles durfte sie tun oder sagen, und er würde sie nicht verlassen. Sein Heiratsantrag hatte sie verblüfft. Aber nach kurzer Überlegung war ihr die Ehe mit ihm erstrebenswert erschienen. Nicht einmal wegen ihrer Ohnmacht hatte er sie getadelt oder verachtet. Ohne jeden Zweifel würde er gut für sie sorgen.
Bei allen Heiligen – in diesem Moment vermochte sie ihre eigenen Gefühle nicht zu ergründen. Jedenfalls wollte sie neben ihm liegen, in seinen Armen einschlafen, neue Kraft aus seiner schöpfen.
Glücklicherweise war seine Kopfwunde nicht wieder aufgeplatzt. Solange sie nicht eiterte, würde sie gut verheilen. Voller Stolz erinnerte sich Katherine, wie tapfer sie ihre Angst vor seinem Blut besiegt hatte.
Er hätte sterben können. Bei diesem Gedanken erschauerte sie, denn sie begann sich zu fragen, was sie wirklich für Ademar empfand.
„So oder so … hätte ich deiner Schwester zur Flucht verholfen“, gestand er. „Du hättest dich nicht opfern … und meinen Heiratsantrag nicht annehmen müssen.“
Mit diesen Worten überraschte er Katherine. Glaubte er, sie würde die Verlobung bereuen?
„Oh nein, Ademar, es ist kein Opfer.“ Ungestüm eilte sie aus dem Zelt und kniete neben ihm nieder. Als er sich aufrichtete, ergriff sie seine Hände und legte sie um ihre Taille.
Berühre mich, dachte sie, ich brauche dich.
Insbesondere jetzt, während sie Ewan aus ihrem Herzen zu verbannen suchte. Sie musste sich vergewissern, dass sie begehrenswert war, dass es nichts an ihr zu bemängeln gab.
Ademar beugte sich vor und legte seine Wange auf ihr Haar. „Und wenn du es später bedauerst … Das will ich
Weitere Kostenlose Bücher