Historical Collection Band 03
wie er sich auf ein Pferd schwang, und spürte, dass er die Stricke ergriff. Den zweiten Strick umklammerte ein anderer Reiter. So zwangen sie sie, blindlings zwischen den beiden Pferden dahinzustolpern.
Nach ein paar Minuten hörte sie Seemöwen kreischen und das rhythmische Plätschern von Wellen. Wollte Lord Ceredys sie ertränken?
Die Wärter hielten sie fest, offenbar in einiger Entfernung vom Ufer. In ihrer Nähe erklang Johns Stimme. Und dann erkannte sie die Stimme einer Frau. Heiliger Himmel, ihre Schwester – und sie hatte geglaubt, Honora wäre entkommen.
„Wen hast du gefangen genommen, John?“, rief Honora.
„Jemanden, der dich zu retten versuchte“, erwiderte Ceredys und lachte krächzend. „Eine Närrin.“
Plötzlich wurde die Kapuze weggerissen. Katherine blinzelte im grellen Sonnenschein, bevor sie in das angstvolle Gesicht ihrer Schwester starrte.
Wann Ademar zuletzt geschlafen hatte, erinnerte er sich nicht. Obwohl es ihn mit aller Macht drängte, hinter Katherine herzureiten, zwang er sich zur Rückkehr nach Ardennes.
Nur um Haaresbreite war er dem Tod entronnen. Als Johns Schwert auf ihn herabgerast war, hatte er sich zu Boden geworfen und seitwärts gewälzt. Die Klinge bohrte sich in seine Schulter, sein Schädel prallte gegen etwas Hartes, und er verlor die Besinnung.
Vermutlich hatte die Ohnmacht sein Leben gerettet. Denn man musste ihn für tot gehalten haben. Als er erwachte, war Katherine verschwunden und sein Kopf mit Blut verkrustet, ebenso die Schulter, die höllisch schmerzte. Erst viele Stunden später erreichte er Ardennes. Dort schilderte er den Vorfall. Sofort rekrutierte der Baron fünfzig der besten Kämpfer, die sich derzeit in der Festung befanden.
„Wenn Ceredys ihr etwas angetan hat …“, begann Nicholas of Ardennes, die Stimme heiser vor Zorn.
„Dann stirbt er.“ Ademar spornte seinen Hengst zu schnellerem Tempo an. Nur der Baron blieb an seiner Seite …
„Ihr hättet Katherine daran hindern müssen, Euch zu begleiten“, fuhr Nicholas fort. „Oder noch besser – Ihr hättet Honora nicht suchen dürfen.“
„Nach meiner Meinung sollte keine Frau allein reisen“, entgegnete Ademar.
Lord Ardennes’ Gesicht lief feuerrot an. „Lange genug hat Honora ihre Pflichten missachtet. Ich beauftragte Ceredys, sie zu ihrem Witwensitz zu bringen. Eine Gefangennahme und Entführung schlug ich ihm niemals vor.“
Nun versuchte Ademar, sich von ihm zu trennen und vor den anderen Männern zu reiten.
Aber Nicholas folgte ihm beharrlich. „Welche Absichten hegt Ihr, die meine jüngere Tochter betreffen?“
„Ich will Lady Katherine heiraten.“ Um Erlaubnis bat Ademar nicht, obwohl es die Höflichkeit erfordert hätte. Nach den Nächten, die er mit der geliebten Frau verbracht hatte, würde er keinesfalls auf sie verzichten.
„Und wieso glaubt Ihr, ich würde dieser Verbindung zustimmen?“
„Weil Katherine möglicherweise meinen Erben unter ihrem Herzen trägt.“ Ohne Lord Ardennes’ Wutschrei abzuwarten, versetzte Ademar sein Pferd in fliegenden Galopp. Beinahe hatten sie den Landsitz Ceredys’ nahe der Morecambe Bay erreicht. In der Ferne sah er die Brandung am ausgedehnten Sandstrand rauschen.
Er verlangsamte sein Tempo, wandte sich zu Nicholas und bedeutete ihm, die Krieger zurückzuhalten. „Vielleicht kann ich Katherine ohne die Hilfe Eurer Männer befreien.“
„Damit habt Ihr nichts zu schaffen“, widersprach der Baron. „Mögt Ihr meine Tochter auch entehrt haben – ich werde Euch nicht gestatten, ihr Leben zu gefährden.“
Was zwischen uns geschah, war gewiss nicht ehrlos, entschied Ademar. Niemals würde er es so betrachten. „Gebt mir eine Stunde, Mylord“, verlangte er, „und ich bringe sie zu Euch.“
Die Stirn unschlüssig gefurcht, zögerte Nicholas und erweckte den Eindruck, er würde die Burg lieber belagern. Doch er erkannte das größere Risiko eines offenen Angriffs.
Letzten Endes nickte er. „Eine Stunde. Wenn ihr nicht mit meiner Tochter zurückkehrt, schicke ich meine Männer in die Burg.“
Ademar schlich in das Kastell und wurde von einem erbosten Krieger mit kahl geschorenem Kopf und der Statur eines Riesen aufgehalten. Das Schwert gezückt, die Augen voller Mordlust, starrte der Wachtposten den Eindringling an. Hinter ihm standen fast zwei Dutzend bewaffnete Männer – dem Anschein nach Leibeigene und Dorfbewohner.
„Wer seid Ihr?“, fragte der Riese.
Ohne sich einschüchtern zu lassen, berührte
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