Historical Collection Band 5
sanfter Stimme, die ihr das Herz zu brechen drohte. „Du musst aber nicht mit mir nach Pontyrmwr kommen, wenn du nicht möchtest. Ich finde sicher auch ohne dich einen Weg, mit meinem Sohn und dem Haushalt fertig zu werden.“
Sie hätte eigentlich gern abgelehnt, doch dann dachte sie an den kleinen Owain, der im vergangenen Jahr so viele Veränderungen hatte verkraften müssen. Bald würde es eine weitere Veränderung für ihn geben, nämlich die neue Frau seines Vaters. „Wenn Lord Madoc und Lady Roslynn ohne mich auskommen können, bin ich einverstanden und werde tun, worum Ihr mich bittet. Wann brechen wir auf?“
Seine Haltung entspannte sich. „Sobald du bereit bist.“
„Dann bringe ich schnell diese Äpfel zu Hywel und gehe danach gleich meine Sachen packen.“
Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber Trefor legte ihr die Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten. Seine Berührung verstärkte noch ihren Kummer. „Ich schulde dir meinen Dank, Bron.“
Sie kämpfte mit ihren dummen, sinnlosen Tränen. Er war ein Lord und sie nur eine Dienstmagd im Haushalt seines Bruders. „Hywel wartet auf diese Äpfel, Herr.“
„Ich bringe sie selbst zu ihm“, sagte Trefor und nahm ihr den Korb aus den Händen. „Und du holst deine Sachen, denn ich will so schnell wie möglich aufbrechen.“
„Wie Ihr wünscht, Herr“, antwortete sie gehorsam.
Ungeduldig marschierte Trefor auf dem Podest in Madocs Halle hin und her. Wie lange brauchte eine Frau eigentlich, um ein paar Sachen zu packen? Es schien ihm, als wäre mindestens ein halber Tag vergangen, seit er Bron um Hilfe mit seinem Sohn gebeten hatte.
Gott sei dank hatte sie eingewilligt, denn wäre sie nicht einverstanden gewesen, hätte er nach Owains Pflegeeltern schicken müssen. Es war erheblich bequemer für ihn, Bron um Hilfe zu bitten, weil sie in der Nähe wohnte, und es kostete weniger Zeit und Mühe, sie zu holen. Allerdings erinnerte sie ihn schmerzlich an seine unbeschwerte Jugendzeit, bevor er so furchtbare Fehler gemacht hatte.
„Um Himmels willen, setze dich doch bitte endlich hin und trinke ein Glas Wein“, befahl Madoc von seinem Platz neben der Feuerstelle aus. „Wenn du wie ein Wolf im Käfig auf und ab läufst, wird Bron auch nicht schneller fertig.“
„Das weiß ich selbst“, brummte Trefor und ließ sich in den anderen mit Eichenschnitzereien verzierten Lehnstuhl fallen. „Aber je früher wir nach Pontyrmwr kommen, desto eher kann sie Owains Erziehung in die Hand nehmen. Ich sage dir, Madoc, bei diesem Kind bin ich mit meiner Weisheit am Ende.“
„Was hast du denn erwartet?“ Madoc reichte seinem Bruder einen Kelch mit Wein. „Er ist eben genau wie du.“
Trefor warf Madoc einen misstrauischen Blick zu, weil er fand, dass Owain seinem Onkel Madoc viel ähnlicher war als ihm. „Willst du etwa einen neuen Streit beginnen?“
Madoc schüttelte den Kopf. „Bei allen Heiligen, nein! Ich weiß ja selbst, dass der Junge schwierig ist.“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich hätte von Anfang an ehrlich zu dir sein sollen.“
„Für das, was zwischen uns passiert ist, trägst du nicht mehr Verantwortung als ich“, erwiderte Trefor, der es bereute, an die Vergangenheit gerührt zu haben. Am besten sprachen sie nie mehr darüber … auch nicht über Gwendolyn. „Ich brauche aber Unterstützung bei seiner Erziehung, bevor Isabelle mit ihrer Mitgift ankommt. Wenn es Bron gelingt, Owain zur Vernunft und zu einem besseren Benehmen zu bringen, wird alles gut.“
Jedenfalls hoffte er das von ganzem Herzen.
„Ja gewiss, Bron kann gut mit Kindern umgehen, und auch mit Säuglingen. Ich weiß nicht, was Roslynn ohne sie machen würde. Es ist ganz gut, dass sie gerade nicht hier ist, sonst hättest du weit mehr Überredungskunst aufbringen müssen.“
Schließlich stellte Trefor die Frage, über die er seit Monaten nachdachte: „Ist das der Grund dafür, dass Bron nicht geheiratet hat? Weil Roslynn sie braucht?“
„Ganz und gar nicht“, antwortete Madoc, ohne zu zögern. „Wir wären beide glücklich, wenn sie einen guten Ehemann finden würde. Aber sie scheint an keinem der Männer interessiert zu sein, die um sie werben. Jeden Bewerber lässt sie mit ihrem kalten, abweisenden Blick erstarren, ja, wahrlich!“
Trefor konnte kaum glauben, dass sie von derselben Person sprachen.
„Wohlgemerkt“, fuhr Madoc mit ironischem Grinsen fort, „hat das ein paar Männer dennoch nicht davon abgehalten, bei mir um ihre Hand
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