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Historical Collection Band 5

Historical Collection Band 5

Titel: Historical Collection Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McCabe , Linda Skye , Marguerite Kaye , Margaret Moore , Jeannie Lin
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kleine Familie setzte sich an den wackligen alten Tisch, und Giselle verteilte den Eintopf. Schweigend aßen sie, bedrückt von dem, was kommen würde. Als sie gerade die letzten Reste aus ihren Schalen löffelten, rief draußen jemand nach ihrem Vater. Bernard erhob sich und trat durch die Tür, um ihren Gast zu begrüßen.
    Kurz darauf hörten sie hitzige Stimmen, und maman neigte sich näher zur Tür, um der Auseinandersetzung zu lauschen. Als der Streit auszuarten drohte und das Wortgefecht sich zu Gebrüll steigerte, stand Giselle auf. Dann war es plötzlich wieder still, und ihr Vater kam zurück. Durch die aufschwingende Tür konnte Giselle im Dämmerlicht einen Mann erkennen, der fluchend davonstampfte.
    „Das war Henri“, erklärte Bernard ruhig und ging nicht auf die verwirrten Mienen seiner Frau und Tochter ein.
    „Was hat er gesagt?“, fragte ihre Mutter besorgt.
    „Mach dir darüber keine Gedanken“, erklärte Bernard und stieß vernehmlich den Atem aus. „Wir können nur hoffen, dass er seine Meinung ändert, wenn sein Ärger verraucht ist.“
    Giselle war beunruhigt. Wenn Henri sich entschloss, sie abzuweisen, konnte das ihre Eltern in Armut stürzen. Sie musste eine Möglichkeit finden, die Geschicke ihrer Familie zum Guten zu wenden – und zwar schnell.
    „Komm jetzt“, sagte ihr Vater und winkte sie zu sich. „Wir müssen zum Château. Die Seigneurs erwarten dich.“
    Wortlos folgte Giselle ihrem Vater. Als sie gerade den gewundenen Pfad betraten, der zum Herrenhaus führte, hörten sie plötzlich ihre Mutter rufen. Giselle drehte sich um und sah, wie die Mutter ihnen nachlief. Sie hakte sich bei ihrer Tochter unter und küsste sie auf die Wange.
    „Ich komme mit euch“, erklärte sie, außer Atem von ihrem Lauf. „Damit du weißt, dass du nicht alleine bist.“
    Dankbar lächelte Giselle ihren Eltern zu, dann traten sie entschieden den Marsch zum Herrenhaus an, das dunkel und dräuend auf sie zu warten schien. Viel zu schnell erreichten sie die Tore des Châteaus. Der Wachposten beobachtete sie aus dem Augenwinkel, als sie an ihm vorbeigingen, und Giselle schmiegte sich noch enger an ihre Eltern. Vor den riesigen hölzernen Flügeltüren zur Eingangshalle blieben sie stehen. Eine streng aussehende ältere Frau erwartete sie bereits.
    „Du bist also das Bauernmädchen, nach dem Seigneur Eustache verlangt hat?“, fragte sie in hochnäsigem und bissigem Ton.
    „Ja“, antwortete Giselles Vater für sie.
    „Gut. Ich bin Madame Lessard.“
    Mit steinerner Miene musterte sie Giselle, dann seufzte sie.
    „Folge mir“, sagte sie, nahm Giselle am Arm und bedeutete ihren Eltern, zu bleiben, wo sie waren. „Die Herrschaften sind gleich bereit, dich zu empfangen.“
    Giselle ließ sich mitziehen und sah sich verstohlen um. Noch nie hatte sie auch nur einen Fuß in das Château gesetzt und staunte über die verschwenderische Pracht. Sie war so fasziniert, dass sie beinahe in ihre Führerin hineingelaufen wäre, als diese abrupt stehenblieb.
    „Warte hier, Mädchen“, beschied Madame Lessard ihr knapp und verschwand hinter einer Tür.
    Giselle hörte raues Gelächter, das von den steinernen Wänden widerhallte, und ihr Herz begann zu rasen. Gleich würde sie dem Mann gegenüberstehen, der sich ihren Körper für seine Lust nehmen würde. Jenem Mann, der absolute Macht über ihr Leben hatte.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit kam Madame Lessard zurück, ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
    „Komm“, forderte sie Giselle nachdrücklich auf.
    Giselle folgte ihr gehorsam in den Speisesaal, und sofort wurde ihr die plötzliche Stille bewusst, die sich über die versammelte Gesellschaft gelegt hatte. Hitze stieg ihr ins Gesicht, als sie die neugierigen Blicke spürte, die ihre schlanke Gestalt musterten, und sie kämpfte um Haltung, während sie einen Fuß vor den anderen setzte. Auf ein Zeichen von Madame Lessard blieb sie stehen, den Blick fest auf den steinernen Boden geheftet.
    „Mes seigneurs“ , verkündete Madame Lessard. „Dies ist das Mädchen, nach dem Seigneur Eustache verlangt hat.“
    Giselle erstarrte, während sie die stille Musterung über sich ergehen lassen musste.
    „Das ist also das Bauernmädchen, das du dir ins Bett holen willst, Eustache“, donnerte jemand in befehlsgewohntem Ton.
    „Ganz recht, Vater“, entgegnete Eustache mit leiser, tiefer Stimme, die in seiner Brust zu vibrieren schien.
    „Und warum ist dieses gewöhnliche Mädchen den ganzen Ärger

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