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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Yvaine fassungslos. „Heiliger Herr Jesus … Gottlob ist es am Leben.“
    „Ja, aber wie lange noch?“ Britta durchflog ein Schauer. „Die Wikinger töten aus reiner Mordlust. Auch Eldiths Vater, meinen Herrn, haben sie erschlagen, als er fliehen wollte.“
    Yvaine blickte zu der älteren Frau hinüber, die über dem Rosenkranz Gebete murmelte. Sie hob den Kopf nicht, sagte nichts. Nur ihre Finger bewegten sich stetig mit jeder Perle, die sie zählte. Die beiden anderen Frauen schwiegen, als warteten sie auf Antwort und Beistand ihrer Burgherrin. Yvaine schluckte ihre aufsteigende Bitterkeit hinunter. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, so sehr quälten sie die Schmerzen. Aber diese Frauen wandten sich vertrauensvoll an sie.
    „Ich glaube, Anna hat Recht“, murmelte sie schließlich. „Man wird uns nicht töten. Vielleicht verkaufen sie uns.“
    „Dann sollten wir das Beste aus unserer Situation machen.“ Anna lehnte sich bequemer gegen die Zeltwand und zuckte gleichmütig mit den Schultern, als Yvaine sie fassungslos ansah.
    „Im Haus meines Vaters wurde ich kaum besser behandelt als eine Sklavin, Lady. Ich habe Tag und Nacht geschuftet, ohne je ein Wort des Dankes zu hören. Nicht einmal satt essen durfte ich mich. Mir ist das Los einer Sklavin nicht fremd.“
    „Mir auch nicht“, meldete Britta sich zu Wort. „Aber wenigstens warst du im Haus deines Vaters nicht gezwungen, das Bett deines Herrn zu teilen, Anna. Doch das kann sich ändern, bevor dieser Tag zu Ende ist.“
    „Nein!“ Yvaine erhob sich zitternd. „Das lasse ich nicht zu! Ich lasse nicht zu, dass man uns Gewalt antut. Wir fliehen … wir versuchen, den Fluss zu durchschwimmen.“
    „Flucht? Ihr seid benommen und könnt nicht klar denken, Lady“, schalt Britta.
    Anna sprang auf die Füße und nahm Yvaine am Arm. „Das Schiff ist voller Wikinger. An Flucht ist nicht zu denken. Außerdem seid Ihr verletzt und könnt Euch kaum auf den Beinen halten.“ Sie wollte Yvaine mit sanftem Druck zwingen, sich wieder hinzulegen. „Bitte, Lady. Ihr braucht Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Sonst seid Ihr verloren.“
    Yvaine schüttelte sie ab. Sengende Schmerzen stachen in ihren Rücken, aber sie schaffte es, sich auf den Beinen zu halten.
    „Hört mich an“, keuchte sie. „Es gibt keinen Wellengang. Wir befinden uns also immer noch auf dem Fluss. Kannst du schwimmen?“
    Entgeistert starrte Anna sie an. „Nein, aber … Was wollt Ihr damit sagen, Lady?“
    „Ich lasse mich nicht noch einmal von einem Mann versklaven. Niemals! Eher setze ich mein Leben aufs Spiel. Lieber sterbe ich auf der Flucht, als …“ Sie machte eine Pause, zwang sich, dem Zittern ihrer Knie Einhalt zu gebieten und ruhig zu sprechen. „Sobald wir die offene See erreichen, haben wir keine Chance mehr zu fliehen. Kommt ihr mit mir oder nicht?“
    Anna starrte sie immer noch mit offenem Mund an. Britta beugte sich achselzuckend über das stumme Kind. Das leiernde Gemurmel im Hintergrund hörte nicht auf.
    „Dann betet für mich“, flüsterte Yvaine und wandte sich schwankend ab. Ehe Anna sie daran hindern konnte, hatte sie die Klappe aufgerissen.
    Grelles Licht schlug ihr entgegen. Die gleißenden Wellen blendeten sie. Benommen hielt sie die Hand schützend vor die Augen, bevor ihr Fuß gegen ein Hindernis stieß. Angestrengt blinzelte sie in das helle Licht.
    Dieser kurze Moment des Zögerns wurde ihr zum Verhängnis. Die Blicke aller Männer waren auf sie gerichtet. Bevor sie eine einzige Bewegung machen konnte, dröhnte ein donnernder Befehl vom Heck.
    „Othar! Halte sie auf!“
    Halb wahnsinnig vor Entsetzen, immer noch geblendet, warf Yvaine sich mit gestreckten Armen seitwärts. Ihre Hände suchten verzweifelt Halt am Bootsrand. Bevor sie sich daran hochziehen konnte, polterten schwere Schritte hinter ihr. Sie hörte keuchende Atemzüge, glaubte, sie heiß im Nacken zu spüren.
    Ohne zu denken, nur ihrem Instinkt folgend, stieß sie sich ab, versuchte Haken schlagend wie ein zu Tode gehetztes Tier die andere Seite des Schiffes zu erreichen. Ein anderer Wikinger versperrte ihr den Weg, indem er lachend die Arme ausbreitete. Hinter ihr gab der erste Verfolger einen triumphierenden Jagdschrei von sich, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Nach Atem ringend, schlug sie wieder einen Haken. Ein Querschott tauchte vor ihr auf, zum Greifen nahe. Ihre Brust brannte wie Feuer. Sie stürmte los. Ihre Finger fanden Halt, krallten sich fest

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