Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
Vom Netzwerk:
haben. Ein Aufblitzen, als habe die sinkende Sonne etwas Glänzendes getroffen.
    Sie kniff die Augen zusammen, spähte wieder.
    Nichts. Und dennoch, sie hätte schwören können …
    „Und ich sage, wir fahren nach Irland.“
    Sie sprang auf, fuhr herum und schlug mit dem Rücken gegen den Rumpf, als Othar die Worte brüllte. Er stand immer noch am Steuerruder, die Männer aber hatten ihre Posten verlassen und traten geschlossen vor ihn hin. Der Mann, der sie bewusstlos geschlagen hatte, stand einen Schritt vor den anderen.
    „Wir wollen unser Leben nicht aufs Spiel setzen“, knurrte er. „Du hast kein Wort von Irland gesagt.“
    „Ich sage es euch jetzt. Ich bin der Anführer auf diesem Schiff, Kalf, und ich …“
    „Ein Anführer kann ersetzt werden“, unterbrach Kalf ihn. „Noch dazu einer, der lügt. Du hast uns reiche Beute in England versprochen, wenn wir uns nicht in deine Angelegenheiten einmischen.“ Er wies mit dem Daumen auf Yvaine. „Es ist Zeit, das Versprechen einzuhalten.“
    Ein zustimmendes Brummen flog durch die Gruppe. Abwehrend hob Othar die Hände. „Ihr bekommt eure Beute“, versprach er gekränkt. „Niemand verlangt von euch, in Irland zu bleiben. Ihr könnt gehen“, fügte er hinzu, als habe er eine brillante Eingebung.
    „Ohne das Schiff würden wir nicht weit kommen“, entgegnete Kalf unwirsch. Dann fluchte er und fuchtelte ungeduldig mit den Armen. „Du bist ein Narr! Die Kelten haben uns vor kurzem aus Irland vertrieben. Mit Unterstützung der Dänen. Hast du die Leuchtfeuer entlang der Küste nicht gesehen? Man hat uns entdeckt. Wenn wir an Land gehen, ist unser Leben nichts mehr wert.“
    „Aber wir müssen nach Irland“, brüllte Othar. „Dort sucht Rorik uns nicht.“
    „Rorik?“ Kalfs Augen wurden schmal. „Wieso ist Rorik hinter dir her, Othar? Du hast doch behauptet, er sei verbannt.“
    Yvaine öffnete den Mund, trat einen Schritt vor, blickte über die Schulter.
    Nichts.
    Und dann sprach Othar wieder mit finsterem Gesicht.
    „Das geht dich nichts an. Du wolltest doch Vorräte an Bord nehmen, Kalf. Bald hast du die Gelegenheit.“
    „Nicht in Irland. Du änderst den Kurs auf England, oder einer von uns übernimmt das Ruder. Gegen Morgen erreichen wir die Nordküste des Danelags. Dann sollen die Dänen dich nach Irland bringen, wenn du es unbedingt darauf anlegst, dein Leben zu verlieren.“
    Othars Lippen wurden schmal, aber selbst seinem verwirrten Geist war mittlerweile klar geworden, dass er überstimmt war.
    „Einverstanden“, knurrte er zähneknirschend. „Wir landen in England und plündern ein paar Siedlungen.“
    Nach langem Überlegen nickten die Männer bedächtig und nahmen schweigend ihre Plätze an den Rudern wieder ein, ein Schweigen, das beredter war als alle Worte. Kalf bedachte Yvaine mit einem langen Blick, bevor auch er sich abwandte.
    Mit rasendem Herzen kauerte sie sich wieder an die Bootswand. Noch eine Nacht, bevor sie sich gegen Othar zur Wehr setzen oder einen Fluchtversuch wagen musste.
    Würde ihr die Flucht gelingen? Das Boot würde ziemlich nah an der Grenze an Land gehen, die England von Südosten nach Nordwesten teilte. Konnte sie es wagen, Kalf nach der Landung um Hilfe zu bitten? Er schien der Einzige in der Mannschaft zu sein, der Respekt vor Rorik hatte. Würde dieser Respekt ihn dazu veranlassen, sich allein gegen seinen Anführer zu stellen – nach nordischem Gesetz ein Vergehen, das mit dem Tode bestraft wurde –, oder würde er sich auf Gedeih und Verderb mit den anderen zusammentun?
    Sie wusste nur eins mit absoluter Gewissheit. Diese Frage würde sie in dieser Nacht wach halten.
    „Sie haben Kurs auf England genommen.“
    Der Späher im Ausguck auf dem Mast des Schiffes mit einer vergoldeten Wetterfahne rief dem Stellvertreter des Bootsführers an Deck die Neuigkeit zu.
    Thorolf nickte und begab sich zum Heck, um Rorik davon zu unterrichten.
    „Glaubst du, sie haben uns gesichtet?“, fragte er, als Rorik nicht reagierte.
    Erst jetzt riss er den Blick von der verschwommenen grauen Linie, die das Meer vom Himmel trennte. „Wenn unser Informant nicht gelogen hat“, entgegnete er knapp, „hat Othar nur ein halbes Dutzend Männer und kann keinen als Späher oben auf dem Mast entbehren.“ Seine Faust umklammerte das Steuer mit solcher Gewalt, dass Thorolf sich fragte, wann das Holz splitterte. „Hoffe ich wenigstens.“
    „Ja. Die Mannschaft hat kaum Zeit, sich auszuruhen, und Othar muss vollen Einsatz

Weitere Kostenlose Bücher