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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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oben. Aber nichts passierte. Ihre Beine hatten sich in den Röcken verfangen. Sie zerrte an den schweren Wollbahnen, die an ihr klebten, und sank tiefer. Panik schnürte ihr die Kehle zu, aber sie kämpfte verbissen weiter, nestelte an den Schulterspangen. Ihre Brust brannte wie Feuer. Sie konnte nichts sehen …
    Endlich. Als sich die zweite Spange öffnete, befreite sie sich vom Umhang, der fortgetrieben wurde. Ihr Kopf schoss aus dem Wasser, sie schnappte nach Luft, ließ sich von den Wellen tragen, drehte sich um und hielt verzweifelt Ausschau nach Roriks Schiff. Im nächsten Augenblick schoss sie in ein tiefes Wellental, war umgeben von hoher Dünung, konnte nicht einmal mehr den Küstenstreifen sehen. Erneut wurde sie von Panik erfasst. Eine mächtige Strömung hatte sie ergriffen, die sie offenbar vom rettenden Ufer entfernte. Wenn sie sich von ihren restlichen Kleidern befreite, konnte sie sich vielleicht an der Wasseroberfläche halten, aber gegen diese schwere Dünung anzuschwimmen war völlig unmöglich. Allein die Anstrengung, den Kopf über Wasser zu halten, zerrte an ihren Kräften. Ihre Lederschuhe fühlten sich an wie Sandsäcke an ihren Füßen. Das lange Hemd schlang sich um ihre Beine und drohte sie wieder in die Tiefe zu ziehen. Sie zerrte an den nassen Bändern am Hals, schluchzte beinahe vor Verzweiflung, als die Knoten sich nicht lösten.
    Und plötzlich türmte der Seedrache sich vor ihr auf. Sie wollte schreien und schluckte Wasser, als ihr eine Woge ins Gesicht schlug. Das Schiff war nicht mehr zu sehen, als sie auf der anderen Seite der Woge in die Tiefe schoss.
    Dann plötzlich aus dem Nichts umfing sie von hinten ein starker Arm.
    „Es ist alles gut, Liebes. Meine tapfere Liebste. Ich halte dich.“
    „Rorik …“ Sie schluckte wieder Wasser, hustete und versuchte den Kopf zu drehen.
    „Still. Beruhige dich. Wir haben es gleich geschafft.“
    Und dann war der Schiffsrumpf neben ihr, Hände streckten sich ihr entgegen und fischten sie aus der brodelnden See. Rorik zog sich mit eigener Kraft hoch und sprang an Bord, Wassertropfen perlten von seinem kraftvollen Körper.
    Er nahm Yvaine in die Arme und hielt sie an sich gepresst, als wolle er selbst den Göttern die Stirn bieten, wenn sie ihm noch einmal entrissen wurde.
    „Ich fürchtete schon, ich erreiche dich nicht rechtzeitig“, erklärte er heiser. „Du bist nicht aufgetaucht und ich …“ Er sprach nicht weiter. Ein Schauer durchfuhr ihn.
    „Mir geht es gut“, flüsterte sie, barg ihr Gesicht an seiner Schulter, und dann flossen die Tränen. Tröstend streichelte Rorik ihren Rücken, bis ihr Schluchzen versiegte.
    „Othar hat den Verstand verloren … er ist wahnsinnig. Rorik, ich glaube, er hat Gunhild getötet“, sagte sie.
    „Ja.“ Er zog sie noch näher, als wolle er sie vor der schaurigen Wahrheit schützen. „Wir fanden sie auf einer Insel. Erdrosselt.“
    „Erdrosselt!“ Mit schreckensweiten Augen blickte Yvaine zu ihm auf. „Gott sei ihrer Seele gnädig.“
    „Verschwendet kein Mitleid an sie“, hörte sie Thorolf hinter sich sagen. „Die Frau hat Ingerd kaltblütig benutzt und sie anschließend umbringen lassen. Sie hatte auch keine Gewissensbisse, Euch von einem gedungenen Mörder töten zu lassen.“
    „Ich weiß. Sie hat all diese Pläne für Othar geschmiedet, und er hat sich gegen sie gewandt.“ Yvaine zitterte am ganzen Körper.
    Rorik drehte den Kopf. „Holt das Segel ein“, rief er seinen Männern zu. „Und setzt euch an die Ruder. Und wenn einer es wagt, sich umzudrehen, geht er mit dem Kopf unter dem Arm an Land.“
    Er hob Yvaine hoch und trug sie zum Heck. „Komm, Liebste, du musst die nassen Sachen loswerden. Ich gebe dir meine Tunika.“
    „Irgendwo liegt auch dein Umhang herum“, sagte Thorolf und begann, danach zu suchen.
    Rorik setzte Yvaine auf eine Seekiste neben dem Steuer, zog seinen Dolch und durchtrennte die Bänder ihres triefenden Hemds, streifte es ab und zog ihr seine Tunika über den Kopf.
    Sie kuschelte sich in den warmen Wollstoff, während Rorik die Ärmel bis zu ihren Handgelenken aufrollte. Er nahm Thorolf den Umhang ab, wickelte ihn um ihre Hüften und befestigte ihn mit einer Nadel zu einem behelfsmäßigen Rock.
    „Beim Gehen musst du ihn ein wenig hochheben“, sagte er. „Aber besser als nichts.“
    „Ja, Rorik, was …?“
    „Du hast nicht geschlafen“, unterbrach er sie sanft.
    Sie sah die Schatten unter seinen Augen, seine Haut spannte sich fahl über

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