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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Knappe errötete erneut, aber sein Lächeln zeigte stolze Freude. Oh, der Junge hatte die Gabe, nur das zu hören, was er hören wollte!
    „Ich werde nicht wieder ungehorsam sein, Herr!“
    Yves glaubte ihm zwar keinen Augenblick, doch er ließ es gut sein. „Du musst die Wunde reinigen, damit sie verheilen kann. Die Kräuterfrau soll sich darum kümmern.“ Er fuhr dem Knappen durchs Haar. „Du willst doch die Damen nicht mit deinen Narben erschrecken, bevor du dir deine ersten Sporen verdient hast.“
    „Nein, Chevalier, gewiss nicht.“
    Die Glocke ertönte zum dritten Mal, und sie machten sich nun gemeinsam auf den Weg zur Burg. Gaston hüpfte fast vor Freude über Yves’ kleines Lob.
    „So denkt Ihr, dass ich meine Sporen verdienen werde?“
    „Mit Fleiß und Sorgfalt.“
    Der Jüngling warf Yves einen Blick zu, und der Ritter wusste, dass er sich wieder auf eine unverschämte Frage gefasst machen musste. „Können wir uns heute Abend noch im Kampfe üben, Herr?“
    „Gaston!“ Saint-Roux sprach mit bewusster Strenge. „Du weißt genau, wie viel Verantwortung mir vom Herzog übertragen wurde. Und durch die vielen Gäste wird die Last umso größer.“
    „Ja, Herr.“ Die Enttäuschung war seiner Stimme anzumerken.
    „Und sollten wir noch Zeit haben, müssen wir uns auf die Abreise vorbereiten.“ Yves blickte unverwandt zu Boden, selbst als Gaston den Kopf hob. Er wusste, wie neugierig sein Knappe war, doch er hatte sich noch nicht entschieden, welche Rolle er ihm bei den kommenden Ereignissen zugedacht hatte.
    Er musste erst eine Besserung der Disziplin sehen, bevor er dem Knaben mehr Verantwortung übertrug. So wie die Dinge standen, war er immer wieder unsicher, ob er sein treues Streitross der oft unachtsamen Pflege seines Knappen überlassen sollte.
    Glücklicherweise war Merlin, der große schwarze Hengst, Gastons Nachlässigkeiten gegenüber ebenso nachsichtig wie sein Herr.
    „Abreise?“
    „Ja. Wir reiten, wenn der Morgen graut.“
    „Aber wohin gehen wir, Chevalier?“
    Einen Augenblick dachte Yves darüber nach, wie schnell der schwatzhafte Junge Neuigkeiten unter den anderen Knappen verbreiten würde. Einer der Gäste könnte sehr wohl in Verbindung mit Philippe de Trevaine stehen und auf diese Weise ein unachtsames Wort aufschnappen.
    Madame Gabrielle hatte die Lage richtig eingeschätzt. Ihm wurde erneut bewusst, dass er es mit einer außergewöhnlich klugen Frau zu tun hatte.
    „Wir haben ein Sendschreiben des Herzogs zu überbringen“, sagte Yves beiläufig.
    „Ah!“ Gastons Augen leuchteten. „Eine Kriegserklärung!“
    „Nein, nur eine Formalität, eine Heirat betreffend, glaube ich“, log er. „Im Grunde eine Gelegenheit für dich und mich, den Kriegsgeschäften zu entkommen.“
    Der Knabe pfiff verächtlich durch die Zähne. „Ich brauche diese Muße nicht“, murmelte er enttäuscht. „Viel lieber möchte ich eine Burg angreifen und ein Edelfräulein retten! Oder eine Festung stürmen!“ Aufgeregt wandte er sich zu Yves. „Habt Ihr jemals eine Festung gestürmt, Herr? Vielleicht gar einen dunklen, gefährlichen Burggraben durchschwommen?“
    „Das eine oder andere Mal“, gab dieser zu, und Gaston stieß einen sehnsuchtsvollen Seufzer aus.
    „Wie gerne möchte ich Euch nacheifern! Und Mann gegen Mann das Schwert mit dem Feinde kreuzen!“ Der Knappe sprang vor und zurück, focht einen Schattenkampf. „Ha! Nimm dies, verfluchter Schurke!“ Er gab seinem unsichtbaren Feind den Todesstoß. „Dann wäre mir das Edelfräulein zu Dank verpflichtet“, erklärte er und spitzte die Lippen zu einem stürmischen Kuss, was Yves wieder fast zum Lächeln brachte.
    Bei den Worten des Knaben versuchte er sich Gabrielle de Perricault in der Rolle eines hilflosen jungen Mädchens vorzustellen.
    Es gelang ihm nicht.
    Und dieses Mal musste er wirklich lächeln.
    Gabrielle war gewiss keine Frau, die geduldig auf Rettung wartete. Und selbst wenn ein Ritter sie retten sollte, würde sie kaum vor Dank auf die Knie sinken.
    Nein, Gabrielle de Perricault würde eher geistesgegenwärtig die Kriegslisten erwägen und Vorschläge machen, wie man das Ziel schneller und besser erreichen könnte.
    Yves wurde ernst. Sie war gewiss eine ungewöhnliche Frau, die ihre fünf Sinne beisammen hatte. Er klopfte seinem Knappen auf die Schulter. „Vielleicht haben wir auf der Reise Zeit, uns im Kampf zu üben“, sagte er tröstend.
    Gaston begann augenblicklich zu strahlen und hüpfte vor Freude.

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