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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Stall endlich wieder ins Freie zu kommen.
    Doch sie konnte ihre eigene widerspenstige Haltung gegen den Ritter, den sie für ihre Sache gewonnen hatte, nicht verstehen.
    Yves schien es kein gutes Omen, dass eine Reise – oder eine Mission, bei der gegenseitiges Vertrauen nötig war – so schlecht begann. Die kleine Reisegesellschaft ritt in unangenehmem Schweigen, und sie waren bereits nach kurzer Zeit bis auf die Haut durchnässt, nachdem sie den Hof des Herzogs verlassen hatten. Das trübe Wetter war passend, stellte er fest, denn Madame Gabrielle war an diesem Morgen in sichtlich schlechter Laune.
    Ein einziger Kuss konnte doch nicht diese Auswirkung hervorgerufen haben? Er hatte lediglich beabsichtigt, sie davor zu bewahren, dass Philippe Gerüchte über ihr Vorhaben zu Ohren kamen. Er wollte sicher sein, dass der Auftrag nicht fehlschlug, aber Madame de Perricault teilte offensichtlich seine Ansicht nicht.
    Es war niemals seine Absicht gewesen, sie zu beleidigen, noch weniger wollte er ihr Ansehen schädigen, das sie so sorgsam schützte, doch warum konnte sie den größeren Nutzen, der hinter seinem Handeln steckte, nicht erkennen? Das Gerede wäre nach einigen Tagen vergessen, dann würden andere, neuere Gerüchte die Fantasie der Müßiggänger bei Hofe gefangen nehmen.
    Gabrielles Kleidung war schlichter und ihre Art direkter als die der meisten Frauen, aber letztendlich reagierte ihr Herz genauso launenhaft und gefühlsmäßig. Yves tadelte sich für den irrigen Glauben, sie könnte anders sein.
    Er war so überzeugt davon gewesen, dass sie eine Frau mit klarem Verstand war. Er warf ihr einen Blick zu, doch sie ritt mit hocherhobenem Kinn, die derben Stiefel fest in die Steigbügel gedrückt. Plötzlich erfasste ihn ein Gedanke.
    Hätte ihre Reaktion anders ausgesehen, wenn er von legitimer Geburt wäre? War der Kuss die Ursache ihrer Ablehnung, oder war es seine Abstammung?
    Er machte ein böses Gesicht. Gabrielle hatte nur kurze Zeit gebraucht, um ihm zu zeigen, dass ihr seine Herkunft ebenso wichtig war wie jeder anderen Edelfrau.
    Offensichtlich machte diese Sache ihr noch viel mehr aus als allen anderen! Zu denken, dass seine illegitime Abkunft ihn unwürdig erscheinen ließ, ihr selbst beim Aufsitzen in den Sattel behilflich zu sein.
    Das war mehr als unvernünftig! Im Lichte dessen betrachtet, wurde es nun klar, warum sie die Verbindung nur allein dem Namen nach wollte – die Dame konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ein Mann, der unehelicher Herkunft war, ihre edle Haut berührte!
    Yves hüllte sich fest in seinen Umhang und starrte auf den Pfad, der sich vor ihnen erstreckte. Und das alles ausgelöst durch einen einfachen Kuss. Seine Absicht war ehrenhaft gewesen, das wusste er nur zu gut. Und der Kuss … nun, er hatte den Kuss selbst als angenehm empfunden. Er wäre wohl nicht abgeneigt gewesen, einen weiteren mit ihr zu teilen.
    Aber nun nicht mehr, da Madame ihr wahres Gesicht offenbarte.
    Und das traf ihn tiefer, als er jemals geglaubt hatte.

5. KAPITEL
    W ährend der folgenden Tage verlief der Ritt praktisch schweigend.
    Am Morgen des fünften Tages kam der kleine Trupp in eine dichte Waldung. Gabrielle führte sie zielsicher zwischen den Bäumen hindurch, obwohl eigentlich kein Pfad sichtbar war. Nach wenigen Augenblicken konnte Yves nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, aus welcher Richtung sie gekommen waren. Doch sie ritt entschlossen, aufrecht und stolz, sodass seine Achtung für die edle Dame, die er eskortierte, wuchs.
    Es war wohl Bewunderung, die ihn zwang, sie so genau zu betrachten. Er schätzte ihre stolze Haltung, den entschlossenen Ausdruck in ihren Augen und ihre schlanken Hände, die die Zügel fest umfasst hielten.
    Es konnte nichts anderes sein als Bewunderung.
    Bedächtig blickte er sich im Gehölz um. Diese Bäume, die trotz der neuen Triebe noch Überreste von Schnee auf den Ästen trugen, machten ihn unruhig. Er erinnerte sich an jenen schicksalhaften Herbsttag, als er durch einen ähnlichen Wald geritten war, der nicht weit von hier im Süden lag. Damals hatte er seine einzige Schwester durch ein jagendes Rudel Wölfe verloren.
    Es schien, als würde ihn die Vergangenheit, die er lange verdrängt hatte, nicht loslassen. Verdrossen spornte er Merlin an. Das Schweigen seiner Begleiter ließ den Erinnerungen unnötig viel Zeit, sich in seinem Kopf zu entfalten. Seine Gefühle waren durcheinander. Yves war gewohnt, seine Empfindungen verborgen zu halten, und daher

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