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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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geschnittene Kinnpartie verliehen ihm eine strenge, wilde Schönheit. Und im offenen forschenden Blick seiner grauen Augen erkannte sie eine kühle Intelligenz, die furchteinflößender war als nackte Gewalt.
    Er sprach nicht, bewegte sich nicht und nahm ihr dennoch den Atem.
    „Ihr seid rasch genesen, Lady. Freya scheint Euch Schutz zu geben.“ Als er endlich sprach, strich der Klang seiner dunklen, melodischen Stimme mit ihrem rauchigen Unterton über ihre zum Zerreißen gespannten Nerven wie eine Liebkosung.
    „Schreibt es getrost Euren heidnischen Göttern zu“, entgegnete sie abweisend, errötete aber in der späten Erkenntnis, dass sie ihn offenbar eine Ewigkeit angestarrt hatte, so lange, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, wie Thorolf sich entfernt hatte.
    „Offenbar finden Eure Götter nichts Frevelhaftes dabei, wenn Männer hilflose Frauen verschleppen und sie in die Sklaverei verkaufen.“
    Der Wikinger blickte zum Mast hoch, bewegte das Steuerruder und wandte sich ihr wieder zu. „Euer Gatte wollte Euch als Sklavin verkaufen. Nicht ich.“
    Trotzig hob sie das Kinn und schaute mit großem Interesse auf die See hinter ihm, wobei sie sich seiner Gegenwart deutlich bewusst war und jede winzige Einzelheit registrierte. Alle Heiligen im Himmel, steht mir bei. Wie der Wind in sein schulterlanges Haar fuhr, heller als das ihre und von der Sonne strähnig gebleicht. Seine breitbeinige Haltung, mit der er die Bewegung des Schiffes ausglich. Das kraftvolle Muskelspiel seiner Arme, um das Boot auf Kurs zu halten. Die winzigen Falten in den Winkeln seiner leicht zusammengekniffenen Augen. Unendlich selbstbewusst, unendlich männlich stand er da und forderte die unvorhersehbaren Naturgewalten heraus, unterwarf sie seinem Willen. Wie konnte sie diesem Mann entfliehen?
    Wollte sie ihm entfliehen?
    Ein kleiner Schreckenslaut entfloh ihr bei diesem absurden Gedanken. Ihre Knie gaben nach.
    „Hier“, sagte er schroff und schob mit dem Stiefel eine Kiste vor sie hin. „Setzt Euch, bevor Ihr umkippt. Ihr seid schwach vor Hunger.“ Er bückte sich nach einem Sack zu seinen Füßen.
    Wortlos sank Yvaine auf die Kiste, nicht aus Gehorsam, sondern weil die Beine ihr den Dienst versagten. Woher war dieser abwegige Gedanke nur gekommen? Hatte sie vergessen, dass sie sich in den Händen eines Wikingers befand? Er war kein englischer Edelmann, der sie zu einer Bootsfahrt auf dem Fluss eingeladen hatte, um sie mit höflichem Dank wieder zu ihrer Familie zurückzubringen.
    Etwas, das aussah wie ein Lederstreifen, landete in ihrem Schoß. Sie starrte darauf wie auf eine Giftschlange.
    „Das ist getrockneter Fisch, kein Gift“, sagte ihr Entführer mit einem Anflug von Heiterkeit. Sie hob den Kopf und blickte in Augen, die nicht länger kalt funkelten. Ein entwaffnendes Lächeln verwandelte seine strengen Gesichtszüge, schmolz das Eis in seinen Augen. Die Wärme dieses Blickes ließ sie beinahe ihre Entführung und die bevorstehende Sklaverei vergessen.
    Gütiger Himmel, dieser Mann muss keine Gewalt anwenden, um seine Ziele zu erreichen, dachte sie benommen. Mit diesem Lächeln machte er jede Frau zur willfährigen Sklavin. Ein Lächeln wie eine Liebkosung, wie eine Verheißung. Ein Lächeln, das die Mauern niederzureißen drohte, die sie um ihre Gefühlswelt errichtet hatte.
    Der Hunger hatte offenbar ihren Geist verwirrt. Sie musste zu Kräften kommen. Und zwar schnell!
    Sie riss den Blick von ihm los, nahm den Trockenfisch in die Hand und biss hinein. Und dann verschluckte sie sich, als der Wikinger sich vorbeugte und die Verschnürung ihres Kittels im Rücken mit geschickten Fingern löste.
    Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Sie versuchte, aufzuspringen. Seine starken Finger umspannten ihren Nacken und zwangen sie, sitzen zu bleiben. Ihr Herz schlug hart gegen die Rippen, so laut, dass sie meinte, er müsse es hören. Wollte er ihr vor seinen Männern die Kleider vom Leib reißen?
    „Bleibt ruhig“, murmelte er. „Die Sonne tut Eurem Rücken gut, und die Männer können nichts sehen.“ Seine Finger lockerten sich, lagen ohne Druck an ihrem Nacken. Sie spürte, wie seine Hand über ihren Rücken strich – eine flüchtige Berührung. Dann richtete er sich auf.
    Wie gelähmt blieb sie sitzen. Er hatte ihr die Kleider nicht vom Leib gerissen. Noch nicht. Er schenkte ihr keine Beachtung mehr, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Schiff. Er bewegte das Ruder, rief Befehle.
    Männer kletterten in den Wanten den

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