Historical Exclusiv 45
Crecy an dem Ritter vorbeistürzte, stieß Yves so fest zu, dass er rücklings zu Boden fiel.
Rasch beugte er sich über den Söldner. Er schlitzte Seymour den Lederhandschuh auf, sodass auch die Pulsader darunter aufgeschnitten wurde. Die Hand des Söldners öffnete sich, und der Dolch fiel auf den Waldboden, der mit feuchten Blättern bedeckt war.
„Blut Gottes!“, schrie de Crecy.
„Höchst unwahrscheinlich“, stieß Saint-Roux zwischen den Zähnen hervor.
Seymours Griff um den anderen Dolch verstärkte sich, aber Yves versetzte ihm einen Tritt auf das Handgelenk, dass auch diese Klinge auf die Erde fiel.
Der Söldner schrie auf, sprang auf die Beine und brachte dabei beinahe seinen Gegner zu Fall. Noch bevor Seymour sich auf ihn stürzen konnte, zog der Chevalier im Handumdrehen seinen Dolch.
De Crecy stieß einen kurzen Seufzer aus, als die Klinge tief in seine Eingeweide drang. Er stolperte.
Doch plötzlich umschloss er mit seinen Händen Yves’ Kehle und drückte unaufhörlich zu.
Blut schoss aus de Crecys Handgelenk, als er immer stärker zudrückte. Mit unmenschlichen Kräften umklammerte er Saint-Roux’ Hals. Die Flammen flackerten in schwindelerregenden Farben um sie herum, und die Kämpfer taumelten in tödlicher Umklammerung über die Lichtung dem näherkommenden Feuer entgegen.
Plötzlich konnte Yves nichts mehr sehen und wusste, er wäre bald verloren. In einem letzten Aufbäumen stieß er sein Knie so fest er konnte nach oben.
Seymour stöhnte laut vor Schmerz, und es war offensichtlich, dass der Stoß sein Ziel getroffen hatte.
Der Griff des Söldners lockerte sich so weit, dass Saint-Roux erneut zuschlagen konnte. De Crecy stolperte zurück, und Yves holte tief Luft, als er dem Mann folgte. Er schlug ihm die Faust ins Gesicht, und der Mann fiel kraftlos zurück. Blut floss aus seiner Nase. Sein Kopf krachte gegen einen Baumstumpf, und sein Mund blieb offen. Saint-Roux atmete immer noch stockend, als er wartend seinen Gegner anblickte, doch Seymour regte sich nicht mehr.
Der Verräter war tot.
Yves hob den Kopf, wischte sich das Blut von der Wange und sah, dass die Flammen ihn nahezu eingeschlossen hatten. Er blickte sich suchend nach einem Ausweg um, aber er war von einem Feuerwall umgeben.
Es war zu spät, weder Seymour noch er würden diesen Ort lebend verlassen.
„Herr!“, rief Leon, und Yves schaute nach oben. Er erkannte schwach den Schatten eines Seils, das von einem Baum, der noch unversehrt war, herabgelassen wurde, und verstand sofort die Absicht seines Gefährten.
Ein Strick! Saint-Roux schob das Schwert in die Scheide und packte das Tau, das über ihm baumelte. Offenbar war es über einen Ast geschlungen, der oberhalb des Flammenvorhangs lag. Er kletterte empor und war dankbar, dass er sich unter mitdenkenden Männern befand.
Er entdeckte drei Getreue auf dem breiten Ast einer gewaltigen Eiche. Sie zogen an dem Seil mit all ihrer Kraft und hoben Yves gerade so weit hoch, dass er über die gierig nach ihm leckenden Flammen kam.
Wenige Augenblicke später hockte der Chevalier auf einem Ast über Leon und zwei anderen Kämpen von Perricault. Besorgt blickten die vier auf das um sich greifende Feuer.
„Wie viele sind wir noch?“, fragte Saint-Roux.
Leon schüttelte den Kopf. „Wir sind die Letzten, Herr. Zusammen mit Franz, Xavier und ein paar Knappen.“ Der tapfere Franz grinste, ehe er grimmig mit der Hand über seine Stirn fuhr. „Die Burschen bewachen die Pferde.“
Die Neuigkeiten waren schlimmer, als Yves befürchtet hatte.
Dennoch musste er sofort einen Plan schmieden, wie er Gabrielle und ihren Sohn aus den Fängen Philippes retten konnte, ehe er ihnen Schlimmes antat.
Yves konnte nur hoffen, der Mann wäre sich seines Sieges so sicher, dass er sich Zeit nehmen würde, die Dame zu ehelichen.
Doch um sie aus den Klauen Philippes zu befreien, brauchte er mehr Kämpfer. Und er brauchte Hilfe, am besten von jemandem, der auch Philippes niederträchtigen Absichten im Wege stand.
„Welches ist der am nächsten gelegene Besitz unter Tulleys Einfluss westlich von Perricault?“, fragte Yves.
„Annossy, natürlich“, erwiderte Leon, und die anderen Männer nickten zustimmend.
„Und der Name des Burgherren?“, wollte Saint-Roux wissen.
„Quinn de Sayerne“, erklärte Leon. Yves’ Herz wurde schwer wie ein Stein.
Quinn de Sayerne? Er musste seinen eigenen Bruder bitten, ihm bei dieser Aufgabe zu helfen. Grausamer konnte das Schicksal nicht sein,
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